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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Latr. - Lattich.

Pair. Er starb 28. Mai 1831 und hinterließ sieben Söhne. Der älteste, Juste Pont Florimont de Fay, Marquis de L., geb. 1781, war seit 1806 französischer Gesandter an vielen europäischen Höfen und starb 24. Mai 1837 als solcher in Rom. Der zweite, Rodolphe, Vicomte de L., geb. 8. Okt. 1787, trat 1806 in die französische Armee, focht tapfer in Spanien, wurde während der Restauration Maréchal de Camp, später Generalleutnant, 1845 Pair und starb 31. Mai 1871 in Paris. Ein dritter, Armand Charles Septime de Fay, Graf de L., geb. 22. Juli 1801 zu Passy, ward 1830 französischer Gesandter zu Brüssel, 1836 zu Madrid und nach dem Tod seines Bruders zu Rom, erhielt 1841 die Pairswürde; starb 18. April 1845 in Marseille.

2) Marie Victor de Fay, Marquis de, franz. General, Bruder des vorigen, geb. 11. Febr. 1766, stand beim Ausbruch der Revolution als Leutnant bei den Gardes du Corps und rettete 6. Okt. 1789 der Königin Marie Antoinette das Leben. Im Feldzug von 1792 befehligte er ein Kavallerieregiment unter Lafayette und trat mit letzterm, gleich seinem Bruder, auf österreichisches Gebiet über. Erst 1797 kehrte er nach Frankreich zurück und nahm als Adjutant Klébers teil an der Expedition nach Ägypten. In der Schlacht bei Austerlitz erhob ihn Napoleon I. zum Brigadegeneral; L. focht hierauf in dem Feldzug gegen Preußen und Rußland, befehligte 1808 in Spanien die Kavallerie und zeichnete sich unter anderm bei Cuenca und Badajoz rühmlichst aus. Ebenso tapfer focht er als Divisionsgeneral in den Feldzügen von 1812 und 1813, namentlich bei Moshaisk, Dresden und Leipzig, wo er ein Bein verlor. Während der ersten Restauration wurde er in die zur Reorganisation des Heers niedergesetzte Kommission berufen, zum Pair erhoben, 1817 zum Marquis ernannt und als Gesandter nach England geschickt; vom 19. Nov. 1819 bis 14. Dez. 1821 war er Kriegsminister und 1822-30 Gouverneur der Invaliden, worauf er sich auf sein Landgut Melun zurückzog. Dem König Karl X. 1830 in die Verbannung nach Prag folgend, wurde er 1835 zum Gouverneur des Herzogs von Bordeaux ernannt. Er starb 11. Nov. 1850.

Latr., bei naturwissenschaftl. Namen Abkürzung für P. A. Latreille (s. d.).

Latreille (spr. -träj), Pierre André, Zoolog, geb. 29. Nov. 1762 zu Brives (Corrèze), erhielt nach beendeten Studien die Professur der Entomologie am Museum der Naturgeschichte zu Paris und starb 6. Febr. 1833. Von seinen Schriften, welche für die Klassifikation der Tiere wichtig wurden, sind hervorzuheben: "Histoire des salamandres" (Par. 1800); "Histoire naturelle des singes" (das. 1801, 2 Bde.); "Essai sur l'histoire des fourmis" (das. 1802); "Histoire naturelle des reptiles" (das. 1802, 4 Bde.); "Histoire naturelle des crustacés et des insectes" (das. 1802-1805, 14 Bde.); "Genera crustaceorum et insectorum" (das. 1806-1809, 4 Bde.); "Considérations sur l'ordre naturel des animaux, etc." (das. 1810); "Mémoires sur divers sujets de l'histoire naturelle des insectes, de géographie ancienne et de Chronologie" (das. 1819); "Familles naturelles du règne animal" (das. 1825; deutsch von Berthold, Weim. 1827) und "Cours d'entomologie" (Par. 1831-33, 2 Bde.).

La Trémoille (La Trémouille, beides spr. tremūj), franz. Adelsgeschlecht in Poitou, welches seinen Ursprung von Peter de L. ableitete, der unter König Heinrich I. um die Mitte des 11. Jahrh. lebte, und das sich in viele Zweige, die Prinzen von Talmond, Herzöge von Noirmoutiers, Vicomtes von Thouars etc., spaltete. George de L. wurde 1415 in der Schlacht bei Azincourt gefangen genommen, später, 1427, vom Connetable Grafen Richmond dem König Karl VII. als Günstling empfohlen und beherrschte den schwachen Fürsten bald so, daß er seinen Gönner selbst stürzte. Er war es hauptsächlich, welcher Karl VII. trotz der Gefahr des Reichs in Schwelgerei und Vergnügen stürzte und ihn dem Einfluß der Jungfrau von Orléans nach ihren ersten Siegen wieder entzog. 1433 wurde er von Richmond im Bett überfallen und in Gefangenschaft gehalten, aus der er sich nur durch ein hohes Lösegeld befreite. Er starb 1446. Sein Enkel Ludwig, geb. 1460, war ein bedeutender Feldherr unter Karl VIII., für den er 1488 die Schlacht von St.-Aubin gewann, Ludwig XII., dem er 1500 Mailand eroberte, und Franz I. Er fiel 1525 in der Schlacht bei Pavia. Vgl. Laborderie, Louis de L. et la guerre de Bretagne (Nantes 1877); Sandret, Louis de L. (Par. 1881). Durch die Heirat seines Enkels Franz von L. (1501-41) mit Anna von Laval, der Tochter einer Prinzessin von Tarent, Charlottes von Aragonien, erwarb das Geschlecht Ansprüche auf den Thron von Neapel, die es auf den Kongressen von Münster, Nimwegen und Ryswyk vergeblich geltend zu machen suchte. Daher führen die Herzöge von L. noch heute den Titel "Prinzen von Tarent".

Latrīe (griech.), Dienst, namentlich Gottesdienst, Anbetung (vgl. Heilige).

Latrine (lat.), Abtrittsgrube, Kloake.

Latroni, s. Soda.

Latsche, s. v. w. Knieholzkiefer, s. Kiefer, S. 713; Laublatsche, s. v. w. Erle.

Lattenarrest, früher in Preußen bis 1832 für gemeine Soldaten, seitdem nur für Festungssträflinge, zulässige Verschärfung der Arreststrafe, bei welcher der Fußboden der dunkeln Zelle mit scharfkantigen, etwa 5 cm breiten Latten mit 3 cm weitem Abstand beschlagen war; durch die Einführung des deutschen Militärstrafgesetzbuchs beseitigt.

Latter-day Saints (engl., spr. lätter-dē ssēnts, "Heilige des Jüngsten Tags"), Beiname der Mormonen (s. d.).

Lattich (Lactuca L.), Gattung aus der Familie der Kompositen, kahle, selten steifhaarige Kräuter mit grundständigen oder abwechselnden, ganzrandigen, grob gezahnten oder fiederspaltigen, am Rand oft borstig gewimperten oder stachelspitzigen Blättern, sitzenden oder gestielten, meist etwas kleinen, rispig gruppierten Köpfchen, mehr oder weniger zusammengedrückten Früchten mit langem, eine Haarkrone tragendem Schnabel. Etwa 60 Arten in Europa, Asien, Afrika, Nordamerika. Der wilde L. (Zaunlattich, Skariol, Leberdistel, L. scariola L.), zweijährig, mit 0,60-1,25 m hohem, unterwärts stachligem Stengel, senkrecht gestellten (vgl. Kompaßpflanzen), lanzettlichen, mit pfeilförmigem Grund stengelumfassenden obern und buchtig-fiederspaltigen untern Blättern, gelben Blüten und bläulichgrauen Achenen, in Mittel- und Südeuropa, wird mehrfach als Stammpflanze des kultivierten Staudensalats (L. sativa L.) betrachtet, von welchem man drei Abarten unterscheidet: Schnitt- oder Stichsalat, mit hell-, dunkelgrünen, rot gefleckten, dunkelroten Blättern in offener Rosette, welche man allmählich von außen nach innen absticht; Bindsalat (römischer Salat, Sommerendivien), mit länglichen, aufrechten, eine geschlossene Rosette bildenden Blättern,