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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Läusekörner; Läusekrankheit; Läusekraut; Lauser; Läusesalbe; Läusesucht; Lausfliegen; Lausigk

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Läusekörner - Lausigk.

zurückgeschlagenem Endglied und zum Saugen eingerichteten Mundteilen, die einen hervorstülpbaren, fleischigen Rüssel darstellen, dessen Vorderrand von Häkchenreihen eingefaßt wird. In dem Rüssel liegen vier hornige Halbröhren, welche sich je zwei und zwei zu einer innern engern und einer äußern weitern Röhre vereinigen. Das innere Rohr wird aus dem weitern herausgestreckt, in die Haut eingebohrt und dient als Saugrohr; mit dem Hakenkranz hält sich das Tier fest und verursacht dabei die fressende Empfindung. Die L. leben auf der Haut von Säugetieren, wo dieselbe mit Haaren bedeckt ist, um Blut zu saugen. Die Weibchen legen ihre birnförmigen Eier (Nisse, Knitten) an die Wurzeln der Haare; nach acht Tagen schlüpfen die Jungen aus und werden, wahrscheinlich ohne Häutungen durchzumachen, (bei der Kopflaus in 18 Tagen) geschlechtsreif. Die Nachkommenschaft eines Weibchens kann in acht Wochen 5000 Stück betragen. Die Kopflaus (Pediculus capitis de Geer, s. Tafel "Halbflügler"), bis 2 mm lang, ist graugelb, an den Rändern der Hinterleibsringe dunkler, legt etwa 50 Eier, lebt nur auf dem Kopf des Menschen, besonders unsauberer Kinder. Die Kleiderlaus (P. vestimenti Burm.), 2 mm lang, schlanker, an den Rändern der Hinterleibsringe nicht gebräunt, lebt auf Brust und Rücken des Menschen, legt die Eier zwischen die Nähte der Unterkleider. Die Filzlaus (Phthirius pubis L., s. Tafel "Halbflügler"), 1 mm lang und fast ebenso breit, hat an den Vorderbeinen nur ein Fußglied, zwischen den Abschnitten des Hinterleibs behaarte Fleischzapfen, ist weißlich, in der Mitte braun, findet sich an allen stärker behaarten Körperteilen mit Ausnahme des Kopfes, besonders in der Schamgegend, bohrt sich mit ihrem Kopf ein und verursacht ein sehr empfindliches Fressen. Sie wird durch Einreiben mit Mineralölen, früher durch Quecksilbersalbe vertrieben, während die andern Arten schon bei genügender Reinlichkeit verschwinden; sehr starkes Haar netzt man mit heißem Essig. Auch auf den Haustieren, besonders schlecht genährten und schlecht gepflegten, kommen L. vor, die Schweinslaus namentlich an den Hinterschenkeln, die Pferdelaus am Hals, im Nacken etc.; man vertilgt sie durch Insektenpulver, Quecksilbersalbe, Tabaksabkochung. Als L. bezeichnet man auch die auf Haustieren schmarotzenden, aber nicht Blut saugenden Pelzfresser (s. d.).

Läusekörner, s. v. w. Stephanskörner, s. Delphinium; auch s. v. w. Kockelskörner, s. Anamirta, und s. v. w. Sabadillkörner, s. Sabadilla.

Läusekrankheit (Phthiriasis), s. Läusesucht.

Läusekraut, Pflanzengattung, s. v. w. Pedicularis, Delphinium Staphisagria, Veratrum Sabadilla, Helleborus foetidus, Ledum palustre.

Lauser, Wilhelm, Publizist und Historiker, geb. 15. Juni 1836 zu Stuttgart, studierte in Tübingen Theologie und Philologie, widmete sich später in Heidelberg historischen Arbeiten und verweilte fünf Jahre als Publizist in Paris. Seit 1868 bereiste er wiederholt Spanien, um die Materialien zur zeitgenössischen Geschichte des Landes zu sammeln, besuchte in gleicher Weise Italien und den Orient und lebt gegenwärtig in Wien als Redakteur des "Neuen Wiener Tageblattes". Seit 1885 gibt er auch die Wochenschrift "Allgemeine Kunstchronik" und deren Jahrbuch ("Die Kunst in Österreich-Ungarn") heraus. Außer Berichten und Essays in Zeitschriften veröffentlichte er: "Die Matinées royales unter Friedrich d. Gr." (Stuttg. 1865); "Aus Spaniens Gegenwart" (Leipz. 1872); "Geschichte Spaniens von dem Sturz Isabellas bis zur Thronbesteigung Alfonsos XII." (das. 1877); "Unter der Pariser Kommune" (das. 1878), worin er als unparteiischer Augenzeuge die Geschichte der letzten Pariser Revolution erzählt; "Von der Maladetta bis Malaga", Reiseskizzen (Berl. 1881). Auch übersetzte er Klaczkos "Florentinische Plaudereien" (Wien 1874).

Läusesalbe, Salbe aus Schweinefett und Quecksilber mit Zusatz von Stephanskörnern oder Nieswurz, zur Vertilgung von Läusen.

Läusesucht (Phthiriasis), eine einigermaßen rätselhafte Krankheit, die schon von Aristoteles beschrieben worden ist, mit der Angabe, daß die Läuse sich aus den verdorbenen Körpersäften durch Urzeugung entwickelt hätten. Seit Swammerdam weiß man, daß die Läuse getrennten Geschlechts sind, Eier legen und nur aus diesen sich entwickeln; es ist deswegen nicht anders als durch gröbliche Unreinlichkeit eine L. zu denken. Die geschichtliche Überlieferung, daß hervorragende Männer, wie Sulla, Herodes, Philipp II., an L. zu Grunde gegangen seien, ist demnach kaum glaublich und vielleicht auf Fliegenlarven (Oestrus) zu deuten, welche sich zuweilen in Wunden ansiedeln.

Lausfliegen (Coriacea Latr., Hippoboscidae Westw.), Familie aus der Ordnung der Zweiflügler und der Zunft der Pupiparen, auffallend gestaltete Tiere mit hornigem, flach gedrücktem Körper, horizontal stehendem, an den Thorax sich eng anschließendem, quer eiförmigem Kopf, großen Augen, ganz kurzen, warzenförmigen Fühlern, von der Oberlippe und den Maxillen gebildetem Saugrüssel, zuweilen hinfälligen oder verkümmerten Flügeln, weit auseinander gedrängten Beinen und sehr kräftigen Klauen. Sie laufen sehr schnell und leben nach Art der Läuse auf der Körperhaut von Säugetieren und Vögeln, denen sie Blut absaugen. Dabei sind bestimmte Gattungen auf besondere Gruppen von Wohntieren angewiesen. Die Fortpflanzung ist sehr eigentümlich, indem jedesmal nur ein einziges Ei in dem Geschlechtsapparat des Weibchens zur Entwickelung kommt und die daraus hervorgehende Larve erst nach Vollendung ihres Wachstums geboren wird. Während ihrer Entwickelung lebt die Larve von einem milchartigen Sekret, welches eine Drüse in den Eileiter ergießt. Nach der Geburt bildet die Larve einen glatten, ovalen Körper und verpuppt sich nach kurzer Zeit. Die Pferdelausfliege (Hippobosca equina L.), 7-8 mm lang, glänzend rostgelb, der Thorax auf der Scheibe kastanienbraun, das Schildchen blaßgelb, die Fußklauen sind schwarz; sie lebt auf Pferden, Rindern, manchmal auch an Hunden, häufig am After, an den Flanken und am Bauch und wird besonders lästig durch das Jucken, welches ihr schnelles Umherlaufen verursacht. Die Schaflausfliege (Schafzecke, Schafteke, Melophagus ovinus L.), 4 mm lang, rostfarben, mit bräunlichem Hinterleib, findet sich häufig auf Schafen, welche die Weide beziehen, und veranlaßt die Schafe, an der Wolle zu zupfen. Lipoptena cervi L. schmarotzt geflügelt bis zum Herbst auf Vögeln, dann aber nach Verlust der Flügel auf dem Hirsch, Reh und Eber.

Lausigk, Stadt in der sächs. Kreishauptmannschaft Leipzig, Amtshauptmannschaft Borna, an der Linie Geithain-Leipzig der Sächsischen Staatsbahn, hat Plüsch- und Filzwarenfabrikation, Braunkohlengruben und (1885) mit Garnison (2 Eskadrons Husaren Nr. 19) 4196 evang. Einwohner. Dicht bei L. auf einer die Gegend weit beherrschenden Anhöhe, inmitten schöner Parkanlagen, liegt das Hermannsbad mit der stärksten Eisenvitriolquelle Mitteleuropas.