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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Lausitzer Gebirge; Lausitzer Grenzwall; Lauskörner; Lausmilben; Laut; Laute; Lautenburg

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Lausitzer Gebirge - Lautenburg.

Gesamtgeschichte der Ober- und Niederlausitz (Bd. 1, Halle 1847; Bd. 2 [bis 1439], Görlitz 1882); Köhler, Geschichte der Oberlausitz (2. Ausg., Liegnitz 1879); Knothe, Geschichte des Oberlausitzer Adels (Leipz. 1879); Bachmann, Die Wiedervereinigung der L. mit Böhmen (Wien 1882); R. Andree, Wendische Wanderstudien (Stuttg. 1874).

Lausitzer Gebirge (Lausitzer Bergland), im weitern Sinn das ganze östlich von der Elbe im S. bis zur Iser, im N. bis Görlitz und in die Gegend von Meißen reichende Bergland, bestehend aus einer Hochfläche, im N. von 160-230 m, im S. von 300 m Höhe, mit aufgesetzten Ketten und Kuppen; im engern Sinn das südlich von Zittau auf der böhmischen Grenze bis an die Iser sich hinziehende Gebirge, in welchem sich die Phonolithkegel der Lausche (796 m) und des Hochwaldes (744 m) innerhalb des Elbsandsteingebirges (s. d.) erheben. Der höchste Gipfel des Gebirges ist der aussichtsreiche Jeschken (1013 m) in Böhmen, südwestlich bei Reichenberg. Bekannt sind ferner der Oybin (s. d.) bei Zittau und die Sandsteinfelsen von Klein-Skal in Böhmen an der Iser. Der nördliche Teil, zwischen Meißen und Görlitz, bildet eine Granitplatte, umschließt aber neben Diluvialbildungen bei Zittau auch ein Tertiärbecken mit mächtigem Braunkohlenlager und zahlreiche Basaltkegel. Innerhalb dieses Gebiets liegt die zur Heidenzeit berühmt gewesene Berglandschaft zwischen Bischofswerda und Löbau, woselbst auf der südlichen Bergreihe der Falkenberg (606 m), auf der nördlichen der Tschernaberg (558 m) sich erhebt. Auch das Königshainer Gebirge auf der Grenze der Kreise Görlitz und Rothenburg in Schlesien besitzt Erinnerungen an die Heidenzeit (Totenstein). Noch sind erwähnenswert der Kottmar (583 m) mit einer Spreequelle, der Löbauer Berg (446 m), der aus Nephelinfels, und die Landskrone (429 m) bei Görlitz, die aus Basalt besteht. Der äußerste Punkt gegen N. ist der aus Grauwacke gebildete Koschenberg (182 m) bei Senftenberg. Gebirgsvereine zu Zittau, Eibau etc. sind in jüngster Zeit thätig, die Schönheiten des Gebirges dem Touristenverkehr zu öffnen.

Lausitzer Grenzwall, Hügelrücken im südlichen Teil des preuß. Regierungsbezirks Frankfurt, wird von der Spree und Neiße durchbrochen und reicht bis an den Bober. Auf ihm, westlich von der Spree, der Brautberg (176 m) bei Gollmitz und die Ochsenberge (176 m) westlich von Senftenberg, zwischen Spree und Neiße der Spitzberg (183 m) und zwischen Neiße und Bober der Rückenberg (229 m) bei Sorau. An seinen Rändern befinden sich große Braunkohlenlager.

Lauskörner, s. v. w. Läusekörner.

Lausmilben, s. Milben.

Laut, s. Lautlehre.

Laute (arab. al'oud, span. laud, ital. liuto, franz. luth, engl. lute, lat. [im 16.-17. Jahrh.] testudo), ein sehr altes Saiteninstrument, dessen Saiten (Darmsaiten) gezupft wurden, wie die der heutigen Abarten der L., der Guitarre, Mandoline, Bandola etc. Abbildungen der L. finden sich bereits auf sehr alten ägyptischen Grabdenkmälern; sie war später das Lieblingsinstrument der Araber, durch welche sie nach Spanien und Unteritalien gelangte, von wo aus sie sich etwa im 14. Jahrh. über ganz Europa verbreitete. Im 15.-17. Jahrh. spielte sie eine große Rolle; Lautenarrangements von Gesangskompositionen waren für die Hausmusik etwa dasselbe wie heute die Bearbeitungen von Orchesterwerken für Klavier. Dabei war die L. zugleich allgemein verbreitetes Orchesterinstrument und wurde erst im 17.-18. Jahrh. durch die Verbreitung der Violine und die Vervollkommnung der Klaviere allmählich verdrängt (vgl. Orchester). Was die L. von der (heutigen) Guitarre unterschied, war einmal die ganz abweichende Form des Schallkastens: die L. hatte keine Zargen, sondern war unterwärts gewölbt (etwa wie ein halber Kürbis, wie die heutige Mandoline). Ferner hatte die L. eine weit größere Anzahl von Saiten, von denen 5 Paar und eine einzelne (die höchste, für die Melodie) über das Griffbrett liefen, die übrigen aber (die Baßsaiten, zuletzt 5, welche nur als leere Saiten benutzt wurden) neben dem Griffbrett lagen. Die "Baßchorden" kamen erst zu Ende des 16. Jahrh. auf. Die Stimmung der L. variierte nach Zeit und Art sehr; die verbreitetsten Stimmungsarten im 16. Jahrh. waren: G c f a d' g' oder A d g h e' a', im 17.-18. Jahrh. A d f a d' f' und für die Baßchorden (G) F E D C. Eine kleinere Art der L. war im 16. Jahrh. die Quinterne (Chiterna, d. h. Guitarre), welche im Bau der L. gleich war, aber nur vier Saitenchöre hatte; im 17. Jahrh. wurde die Quinterne bereits wie die heutige Guitarre flach gebaut. Das Bestreben, den Tonumfang der L. zu erweitern, führte zuerst zur Einführung der Baßchorden, die von dem im stumpfen Winkel nach oben gebogenen Hals mit dem Wirbelkasten aus direkt nach dem auf dem Resonanzboden befestigten Saitenhalter liefen; um aber noch längere Saiten zu gewinnen, rückte man den Wirbelkasten für die Baßchorden etwas über den für die Griffsaiten hinaus, so daß etwa in der Mitte des einen der andre anfing (Theorbe), oder man bog erst jenseit des ersten Wirbelkastens den Hals nach oben zurück und brachte in seiner Verlängerung den zweiten für die Baßsaiten an (Archiliuto, Erzlaute, Baßlaute), oder endlich man trennte beide Wirbelkasten noch durch einen mehrere Fuß langen Hals (Chitarrone). Man notierte für die L. und ihre Abarten nicht mit der gewöhnlichen (Mensural-) Notenschrift, sondern mit besonderer Buchstaben- oder Zifferschrift, welche nicht die Tonhöhe, sondern den Griff bezeichnete (Lautentabulatur); doch war die Lautentabulatur in Frankreich, Italien und Deutschland durchaus verschieden: die Italiener, denen wir ja auch die Generalbaßbezifferung verdanken, bedienten sich der Zahlen, die Franzosen und Deutschen der Buchstaben. Die Lautentabulaturen sind für das Studium der Musik des 16.-17. Jahrh. so wichtig, weil bei ihnen alle jene Sonderbarkeiten der Mensuralnotierung, die Selbstverständlichkeit mancher ♭ oder ♯ wegfallen und der Griff jederzeit genau notiert ist. Sicherer und zuverlässiger als die oft unbestimmten und mehrdeutigen Angaben der Theoretiker vermögen daher sie über die Anwendung der Semitonien (mit ♯, ♭) in zweifelhaften Fällen Aufschluß zu geben. Über die rhythmischen Wertzeichen der Lautentabulaturen vgl. Tabulatur. Eine wertvolle Monographie über die L. verdanken wir Baron ("Untersuchung des Instruments der Lauten", 1727). Vgl. auch Prätorius' Syntagma (1619) und von neuern Arbeiten die Kiesewetters in der "Allgemeinen musikalischen Zeitung" (1831); Wasielewski, Geschichte der Instrumentalmusik im 16. Jahrh. (Leipz. 1878).

Lautenburg, Stadt im preuß. Regierungsbezirk Marienwerder, Kreis Strasburg, an der Welle, die hier durch den Lautenburger See fließt, hat ein Amtsgericht, eine evangelische und eine kath. Kirche, eine Synagoge, eine Dampfschneidemühle, 2 große Mahlmühlen, Spiritusbrennerei, Bierbrauerei und (1885) 3565 meist kath. Einwohner.