69
Leipziger Interim – Leiste
Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Leipziger evangelisch-lutherische Missionsgesellschaft'
In Afrika steht die Arbeit noch in den Anfängen. An verschiedenen Orten bestehen Schulen, nur in Dschimba bei Mombas
giebt es schon Getaufte (35). 1895 betrug die Einnahme 329000, die Ausgabe 372000 M. Organ der Gesellschaft ist
das «Evang.-luth. Missionsblatt» (Leipzig). – Vgl. H. Karsten, Geschichte der evang.-luth. Mission in Leipzig (Güstrow 1893‒94).
Leipziger Zeitung, in Leipzig täglich (mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage) erscheinende
konservative Zeitung mit einer wöchentlich dreimal (seit 1856) herauskommenden «Wissenschaftlichen Beilage», amtliches
Organ der sächs. Regierung, hg. von der Königl. Expedition der L. Z.; Redacteur: J. Riffert; Auflage: 4700.
Die L. Z. besteht bereits seit 1660. Nachdem der Buchdrucker, Buchhändler und kaiserl. Notar Timotheus Ritzsch schon
seit dem Dreißigjährigen Kriege Blätter über die Tagesbegebenheiten herausgegeben hatte, ließ er seine
«Täglich neu einlauffenden Kriegs- und Welthändel» vom 1. Jan. 1660 an in geregelter Aufeinanderfolge einzelner Nummern als
«Neu einlauffende Nachricht von Kriegs- und Welthändeln» mit kurfürstlich sächs. Privilegium in Leipzig erscheinen. Seit
1672, wo die Verwaltung der Zeitung mit dem sächs. Postwesen vereinigt wurde, hieß sie «Leipziger Post- und Ordinar-Zeitungen»,
seit 1711 «Leipziger Postzeitungen», 1734‒1810 «Leipziger Zeitungen».
Leise, Name der geistlichen Volkslieder im Mittelalter, von dem «Kyrieleis» (s. Kyrie eleison),
mit dem die einzelnen Verse, namentlich der ältern, zu schließen pflegten. Ihren Ursprung hatten die L. darin, daß man die verworrenen
Töne, in die das vom singenden Volke immer wiederholte Kyrieleis ausartete, durch die Hinterlegung deutscher Worte zu einem erbaulichen
Sinne zurückzuführen suchte. Die L., meist Übersetzungen aus dem Lateinischen, teils auch deutsch mit Lateinisch untermischt, sind die
erste Stufe des deutschen geistlichen Volksgesangs und die Vorstufe des deutschen Kirchenliedes (s. d.).
Ihrem Inhalte nach sind sie Festlieder (für Weihnachten, Ostern und Pfingsten), Wallfahrts- und Begräbnislieder, namentlich auch Lieder zu Ehren
der Jungfrau Maria.
Leisewitz, Joh. Ant., Dichter, geb. 9. Mai 1752 zu Hannover, studierte seit 1770 in Göttingen
die Rechte und wurde Mitglied des Göttinger Dichterbundes. Im Herbst 1774 ließ er sich in Hannover als Advokat nieder,
lebte im Winter 1775/76 in Braunschweig und erhielt 1778 daselbst eine Stelle als Landschaftssekretär. 1786 wurde
er vom Herzog zum Lehrer des Erbprinzen Karl berufen, 1790 Hofrat und Sekretär der geheimen Kanzlei, 1801 Geh. Justizrat,
1805 Präsident des Obersanitätskollegiums und Stifter des Armenkollegiums und starb 10. Sept. 1806 zu Braunschweig.
Als Schriftsteller hat sich L. durch ein einziges, aber höchst schätzbares, in Lessings Art geschriebenes Trauerspiel:
«Julius von Tarent» (Lpz. 1776; 4. Aufl. 1828; Neudruck von R. M. Werner, Bd. 32 der «Litteraturdenkmale», Heilbr. 1889),
dem schon zwei scharfe revolutionäre Prosadialoge vorangegangen waren, bleibenden Ruhm erworben. Mißtrauen in die eigene
Kraft, vermöge dessen er alle Aufforderungen, auf der rühmlichst betretenen Bahn fortzuschreiten, unbeachtet ↔
ließ, scheint ihn auch bestimmt zu haben, die Handschrift einer fast vollendeten Geschichte des Dreißigjährigen Krieges zu vernichten.
Eine Gesamtausgabe der Schriften L.’ besorgte Schweiger (Braunschw. 1838). – Vgl. Kutschera von Aichbergen, Johann Anton L. (Wien 1876).
Leisl., hinter lat. Tiernamen Abkürzung für
Johann Philipp Leisler, gest. 1813 als Medizinalrat zu Hanau, der
Nachträge zu Bechsteins «Naturgeschichte Deutschlands» verfaßte.
Leisnig, Stadt in der Amtshauptmannschaft Döbeln der
sächs. Kreishauptmannschaft Leipzig, an der Freiberger Mulde und der Linie Leipzig-Döbeln-Dresden der
Sächs. Staatsbahnen, Sitz eines Amtsgerichts (Landgericht Leipzig), hat (1890) 7944 E., darunter
121 Katholiken (1895: 7761 E.), in Garnison das 3. Bataillon des Infanterieregiments Nr. 139, Postamt erster
Klasse, Telegraph, Fernsprechanlage, Realschule mit Gymnasialklassen, Obelisk mit Büste Bismarcks,
Sparkasse, Vereinsbank, Gasanstalt, Wasserleitung; Wollspinnerei, Tuchfabriken, Eisengießereien, Maschinen-,
Stuhl-, Kratzen-, Schäfte- und Wagenfabriken, Kunstmühle, Schuhmacherei, Gerberei und bedeutende Gärtnereien.
Auf steilem Felsen das von Wiprecht von Groitzsch erbaute Schloß Mildenstein;
unterhalb desselben an der Mulde Bad Mildenstein, Dampfbad mit Massageanstalt.
Leist, beim Pferde eine umschriebene Knochenaustreibung an der
Krone (s. Kronenbein), verursacht mehr oder weniger starkes Lahmgehen,
Vorstellen des Fußes im Stand der Ruhe neben aufrechter Haltung der Fessel (s. d.).
Heilungsaussichten nicht besonders günstig. Behandlung: im Anfange Kühlen, später scharfe Einreibungen,
Brennen und hierauf sorgfältige Regelung des Beschlags.
Leist, Burkard Wilh., Jurist, geb. 12. Juli 1819
zu Westen bei Verden, studierte in Göttingen, Heidelberg und Berlin die Rechte und habilitierte
sich im Herbst 1842 zu Göttingen. Im J. 1846 wurde er ord. Professor in Basel, 1847 in Rostock, 1853
in Jena. Seit 1869 mußte er aus Gesundheitsrücksichten sein Lehramt beschränken. Vom Gesamtgebiete
des röm. Rechts ausgehend, erstrebt L. eine festere Begründung der jurist. Dogmatik dadurch herzustellen,
daß er, unter Leitung der hierin mustergültigen röm. Klassiker, die genaue Scheidung der Stoffe (Hypostase)
des Rechts durchführt. Ferner richtet sich seine Aufmerksamkeit vorzugsweise auf die Erforschung der
indogerman. Rechtsgeschichte. Seine Hauptwerke sind: «Die bonorum possessio» (2 Bde., Gött. 1844‒48),
«Über die Entwicklung eines positiven gemeinen Rechts in der civilisierten Menschheit» (Bas. 1846),
«Civilistische Studien» (4 Hefte, Jena 1854‒77), «Mancipation und Eigentumstradition» (ebd. 1865),
«Der röm. Erbrechtsbesitz» (Erlangen 1870), «Das prätorische Erbsystem» (ebd. 1873), «Drei erbrechtliche Lehren»
(ebd. 1875) und «Das röm. Patronatsrecht» (2 Tle., ebd. 1879). Die vier letztgenannten Werke bilden Bestandteile
des Glückschen Pandektenkommentars. Später erschienen «Gräcoitalische Rechtsgeschichte» (Jena 1884),
«Alt-arisches jus gentium» (ebd. 1889), «Alt-arisches jus civile»
(Abteil. 1, ebd. 1892).
Leiste, ein langer und verhältnismäßig dünner und schmaler Körper, welcher auf einem
breitern befestigt ist und dort besonders als Rand oder Einfassung dient; bei Zeugen auch soviel wie Rand,
Saum, Borte u. s. w. (s. Galleiste.) – Über L. in der Anatomie s. Leistengegend.