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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Liotheïdae; Liothĕum; Liouville; Lioy; Lipāni; Lipăris; Lipārische Inseln; Liparīt; Lípezk; Lipik; Lipiner; Lipinski

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Liotheum - Lipinski.

aus einem Adelsgeschlecht der Dauphiné, ward durch die Gunst Mazarins 1643 zum Sekretär der Königin-Mutter befördert, dann 1655 Gesandter in Rom und 1661 Minister der auswärtigen Angelegenheiten, nachdem er sich um das Zustandekommen des Pyrenäischen Friedens verdient gemacht hatte. Er leitete die auswärtige Politik mit ausgezeichneter Geschicklichkeit. Unerschöpflich an Hilfsmitteln, weit ausschauend, verschlagen, mit den Geschäften und den fremden Höfen aufs beste vertraut, entwarf er kühne Pläne und legte sie in seinen Depeschen sachgemäß und genau dar. Seine unermüdliche Thätigkeit wurde zuweilen durch wilde Ausschweifungen unterbrochen. Als er 1671 starb, folgte ihm der Marquis von Pomponne (s. d.). Er hat Memoiren hinterlassen, die für die Zeitgeschichte wichtig sind. Vgl. Valfrey, H. de L., ses ambassades en Italie, en Espagne et en Allemagne (Par. 1877-81, 2 Bde.).

Liothĕum und Liotheïdae, s. Pelzfresser.

Liouville (spr. liuwill), Joseph, Mathematiker, geb. 24. März 1809 zu St.-Omer (Pas de Calais), ward 1833 Professor an der polytechnischen Schule und 1830 am Collège de France in Paris, außerdem Mitglied des Längenbüreaus und starb 8. Sept. 1882 in Paris. Seine Arbeiten umfassen die verschiedensten Teile der Analysis, der Mechanik u. Wärmetheorie etc. Er gab Galois' Werke, Monges "Application de l'analyse à la géometrie" u. a. und seit 1836 das "Journal de mathématiques pures et appliquées" heraus.

Lioy, Paolo, Naturforscher, geb. 1836 zu Vicenza, studierte in Padua Jurisprudenz und Naturwissenschaft, wurde 1866 wegen seiner journalistischen Thätigkeit von der österreichischen Regierung verbannt, kehrte nach der Abtretung Venedigs in seine Vaterstadt zurück, wurde ins Parlament gewählt und spielte in diesem eine hervorragende Rolle. Er schrieb: "La vita nell' universo" (Vened. 1859); "Di una stazione lacustre scoperta nel lago di Fimon" (3. Aufl., Mail. 1876); "Le abitazioni lacustri della età della pietra" (Vened. 1865); "I ditteri" (das. 1865); "Sulle condizioni fisiche ed economiche del Vicentino" (Mail. 1869); "Conferenze scientifiche" (2. Aufl., Turin 1877); "In montagna" (2. Aufl., Bologna 1882). Als Romandichter trat L. auf mit: "Racconti" (Mail. 1872, 3 Bde.); "Chi la dura la vince" (3. Aufl., das. 1879); "Giuseppe Perzilo" u. a.

Lipāni (Lipanes), nordamerikan. Indianervolk, der südlichste Stamm der Athabasken (s. d.), dessen kleine Reste jetzt in Texas zwischen den Mündungen des Nueces und Rio Grande in den Golf von Mexiko wohnen. Vgl. Indianer.

Lipăris, Schmetterling, s. Nonne.

Lipārische Inseln (Äolische Inseln), eine der Nordküste Siziliens vorgelagerte Gruppe von sieben größern Inseln und mehreren unbewohnten kleinen Eilanden, welche insgesamt vulkanisches Gebilde, das Verbindungsglied zwischen Vesuv und Ätna, sind und sich als kegelförmige Massen von 300-966 m Höhe aus dem Meer erheben (s. Karte "Sizilien"). Nur zwei Inseln, Stromboli (921 m), die nördlichste, und Vulcano (310 m), die südlichste, besitzen noch thätige Vulkane. Alle sind gut angebaut, wenn auch wasserarm, und erzeugen namentlich Wein (insbesondere Malvasier), Rosinen, Feigen, Öl, Bimsstein, Schwefel und Borax (Vulcano). Das Gesamtareal beträgt etwa 300 qkm (5,5 QM.) mit (1881) 17,312 Einw. Die Hauptinsel Lipari liegt fast in der Mitte der Gruppe, ist ca. 82 qkm (1½ QM.) groß und hat 7542 Einw. An der Südostseite liegt die Hauptstadt gleichen Namens, Sitz eines Bischofs, mit (1881) 4968 Einw. Die Stadt hat mehrere heiße Quellen, Reste antiker Thermen, lebhaften Handel mit Bodenprodukten und einen Hafen, in welchem 1884: 643 Schiffe mit 30,000 Ton. einliefen. Nordwestlich davon die zweitgrößte Insel Salina (966 m), weiter westlich Filicuri (775 m) und Alicuri (563 m). Vgl. Pereira, Im Reiche des Äolus (Wien 1883).

Liparīt, s. v. w. Quarztrachyt, s. Trachyte.

Lípezk, Kreisstadt im russ. Gouvernement Tambow, bei der Mündung der Lipowka in den Lessnoi Woronesh und an der Eisenbahn Orel-Grjasi, hat 8 Kirchen, eine Stadtbank, ein Denkmal Peters d. Gr., Fabrikation von Zucker, Spiritus, Eisen, Talg, Leder und Ziegeln, Handel mit Pferden, Vieh, Talg, Fellen und Holz und (1884) 15,860 Einw. Bekannt ist L. durch seine bereits 1700 unter Peter d. Gr. entdeckten Mineralquellen (Stahl- und Eisenwässer), die sich eines starken Besuchs erfreuen.

Lipik, besuchter Badeort im kroatisch-slawon. Komitat Pozega, mit einer Jod-Thermalquelle von 64° C. Sie ist die einzige auf dem Kontinent, entspringt einem durch Wilh. v. Zsigmondy erbohrten, 232 m tiefen artesischen Brunnen, dient auch zur Trinkkur und wird mit ausgezeichnetem Erfolg gegen skrofulöse, syphilitische und gichtige Leiden gebraucht. In der Nähe der Markt Pakrac, Sitz eines griechisch-nichtunierten Bischofs, mit (1881) 1761 Einw. Pakrac-L. ist die Endstation der Barcs-Pakracer Bahn. Vgl. Kern, Das Jodbad L. (Wien 1881).

Lipiner, Siegfried, Dichter, geb. 24. Okt. 1856 zu Jaroslau in Galizien als der Sohn einfacher Bürgersleute, besuchte die Dorfschule und dann das Gymnasium in Tarnow, wohin er im sechsten Jahr mit seiner Mutter gezogen war, und mußte bereits mit 15 Jahren für sich selbst sorgen. Er vollendete die Gymnasialstudien in Wien und studierte dann an der Universität daselbst sowie einige Semester in Leipzig und Straßburg Philosophie. Durch die Vermittelung hochstehender Personen in Wien erhielt er 1881 die Stelle eines Bibliothekars des österreichischen Reichsrats, die er noch zur Zeit bekleidet. Er veröffentlichte: "Der entfesselte Prometheus", eine von philosophischem Tiefsinn durchzogene Dichtung in fünf Gesängen (Leipz. 1876); "Renatus", epische Dichtung (das. 1878); "Buch der Freude" (das. 1880); eine Übersetzung von Mickiewicz' "Herr Thaddäus" (das. 1883) und "Totenfeier" (das. 1887) und die Operndichtung "Merlin" (1886, von Goldmark komponiert).

Lipinski, Karl Joseph, Violinspieler und Komponist, geb. 4. Nov. 1790 zu Radzyn in Polen, erhielt den ersten Musikunterricht von seinem Vater, war 1810-14 erst Konzertmeister, sodann Kapellmeister beim deutschen Theater in Lemberg, ging hierauf zu seiner weitern Ausbildung nach Wien, wo er sich namentlich Spohr zum Vorbild nahm, und reiste 1817 nach Italien, wo er mehrfach neben Paganini mit Erfolg auftrat. Später machte er verschiedene Kunstreisen nach Rußland, Frankreich, England, Deutschland, überall gleichen Beifall erntend, bis er 1839 zum Konzertmeister an der königlichen Kapelle in Dresden ernannt wurde. Er starb 16. Dez. 1861 auf seinem Gut Orlow bei Lemberg. Sein Spiel zeichnete sich durch vollendete Technik sowie durch die Größe, Breite und Gewalt des Tons aus und wirkte besonders durch die in ihm sich widerspiegelnde warme Empfindung sowie durch echt künstlerische Gestaltungskraft. Von Lipinskis Kompositionen sind besonders seine drei Violinkonzerte mit Orchesterbegleitung lange Zeit beliebt und verbreitet gewesen.