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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Lippescher Wald; Lippfische; Lippi; Lippincott; Lippowāner; Lippspringe; Lippstadt

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Lippescher Wald - Lippstadt.

Lippescher Wald (Osning), s. Teutoburger Wald.

Lippfische (Labroideï), s. Fische, S. 298.

Lippi, 1) Fra Filippo, ital. Maler, geboren um 1406 zu Florenz, trat mit 15 Jahren in das Karmeliterkloster daselbst und bildete sich nach Masaccio, später aber auch unter dem Einfluß des Masolino und des Angelico da Fiesole. Seit 1431 war er auch außerhalb seines Kloster thätig, und 1456 wurde er Prior des Nonnenklosters Santa Margherita in Prato, wo er die Nonne Lucrezia Buti verführte, die er später in sein Haus nahm. Sie wurden zwar gezwungen, wieder in das Kloster einzutreten, aber auf die Fürsprache von Lippis Beschützer Cosmo de' Medici entband Papst Pius II. beide ihrer Gelübde, so daß sie eine rechtmäßige Ehe eingehen konnten. L. starb 9. Okt. 1469 in Spoleto. Er verband gewissermaßen die Richtung des Fiesole auf das Seelenvolle mit der des Masaccio, der auf kräftige historische Schilderung, energische Modellierung und freie Schönheit der Komposition ausging. Die Chorkapelle der Pfarrkirche zu Prato enthält sein Hauptwerk: Fresken aus der Geschichte des heil. Stephan, des Täufers Johannes etc., die florentinische Akademie mehrere Altargemälde. Seine letzten Fresken sind die in der Tribüne des Doms zu Spoleto, bei denen Fra Diamante sein Gehilfe war. L. malte die Verkündigung, die Anbetung der Hirten, den Tod und die Krönung der Maria. Das königliche Museum zu Berlin besitzt von L. eine Madonna, Maria in einer freundlichen Waldlandschaft das in Blumen liegende Kind anbetend, Maria als Mutter der Gnaden und unter ihrem weit ausgebreiteten Mantel eine Menge knieend Anbetender; die Pinakothek zu München die Verkündigung Mariä in einem Prachtgebäude mit der Aussicht auf einen Garten und Maria mit dem Kind auf dem Schoß; die Galerie des Lateran zu Rom eine Krönung Mariä, das Louvre zu Paris die Madonna mit dem Kind zwischen zwei Äbten und vielen Engeln; die Uffizien zu Florenz eine Madonna mit dem Kind und zwei Engeln.

2) Filippino, Sohn des vorigen und der Lucrezia Buti, geb. 1457 oder 1458 zu Prato, war Schüler des Fra Diamante, bildete sich nach den Werken seines Vaters und des Sandro Botticelli und starb 18. April 1504 in Florenz. Unter seinen Wandmalereien, welche einen bedeutenden Fortschritt gegen seine Vorgänger bezeichnen, sind die Fresken aus der Geschichte des Petrus und Paulus in der Brancaccikapelle zu Florenz, die Ausschmückung der Kapelle Caraffa in Santa Maria sopra Minerva zu Rom (1488-93) mit Darstellungen aus der Geschichte des Thomas von Aquino und die Fresken aus der Legende der Apostel Johannes und Philippus in der Kapelle Strozzi in Santa Maria Novella zu Florenz (1502 vollendet) seine Hauptwerke. Unter seinen Tafelbildern sind die hervorragendsten: die Vision des heil. Franziskus (Florenz, Badia), die thronende Madonna zwischen vier Heiligen und die Anbetung der Könige von 1496 (Florenz, Uffizien), Christus am Kreuze zwischen Maria und Franziskus (Berlin, Museum), Joachim und Anna an der Goldenen Pforte (Kopenhagen, Galerie) und die Vermählung der heil. Katharina (Bologna, San Domenico).

3) Lorenzo, ital. Dichter und Maler, geb. 1606 zu Florenz, gest. 1664 daselbst, hat sich besonders durch ein unter dem Anagramm Perlone Zipoli herausgegebenes komisches Epos in zwölf Gesängen: "Il malmantile racquistato" (Flor. 1676; mit Kommentar von P. Minucci, das. 1688 u. öfter; am besten hrsg. von Biscioni, das. 1731, 2 Bde., und von Carlieri, das. 1788; Prato 1815 und 1861), bekannt gemacht. Das Gedicht nimmt in Beziehung auf Reinheit des Stils und Eleganz des Ausdrucks eine hohe Stelle ein, ist aber stofflich von so ausschließlich florentinischem Charakter, daß es ohne Kommentar fast unverständlich bleibt. Als Maler folgte er der Manier des Santi di Tito. Von seinen Arbeiten sind besonders ein Christus am Kreuz (Florenz, Uffizien), der Triumph Davids, Christus und die Samariterin (Wien, kaiserliche Galerie) geschätzt.

Lippincott, Sarah Jane, geborne Clarke, amerikan., besonders unter dem Pseudonym Grace Greenwood bekannte Schriftstellerin, geb. 23. Sept. 1823 zu Pompey (New York), erhielt in Rochester eine tüchtige litterarische Bildung, siedelte 1843 mit ihrem Vater nach New Brighton in Pennsylvanien über und verheiratete sich 1853 mit Leander L. in Philadelphia. Eine vorzügliche Reiterin und Schwimmerin, war sie zugleich von einer schwärmerischen Liebe zur Natur erfüllt, die denn auch in ihren Schriften schwungvollen Ausdruck fand. Wir erwähnen: "Greenwood leaves" (Boston 1850-52); "History of my pets" (1850); "Poems" (1851) und "Recollections of my childhood" (1852); die Reiseschilderungen: "Haps and mishaps of a tour in Europe" (1854) und "Merry England" (1855); ferner: "Stories and legends of travel" (1858); "Records of five years" (1867); "New life in new lands" (1873); "Queen Victoria" (1883) und zahlreiche Jugendschriften, die zunächst in der von ihr 1858 gegründeten Zeitschrift "The little pilgrim" erschienen.

Lippowāner (Filipponen), eine zu den Raskolniken oder Altgläubigen gehörige Sekte der russisch-griechischen Kirche, die sich ursprünglich nach der Krim gewandt hatte, von wo sie durch die Tataren vertrieben ward. Unter Kaiser Joseph II. siedelten viele von ihnen nach der Bukowina, andre nach der Walachei, unter Friedrich II. einige nach Ostpreußen über; der Stamm (etwa 10,000 Individuen) verblieb im eigentlichen Rußland, wo sie noch heute in den Westprovinzen Rußlands und in Polen ansässig sind. Sie zeichnen sich durch Fleiß, Ordnungsliebe und Redlichkeit aus, sind aber zum Teil sehr fanatisch und abergläubisch und hegen auf Grund mißverstandener Bibelstellen eine große Verachtung gegen das irdische Leben, was zahlreiche Selbstmorde zur Folge hat. Im übrigen ist das innere Wesen der Sekte noch heute zum großen Teil unbekannt.

Lippspringe, Badeort im preuß. Regierungsbezirk Minden, Kreis Paderborn, unfern des Ursprungs der Lippe, 123 m ü. M., hat eine evangelische und eine kath. Kirche, ein Asyl für weibliche Bestrafte, eine Fabrik für Haushaltungsgegenstände, eine Pappenfabrik und (1885) 2337 meist kath. Einwohner. Der Gesundbrunnen (Arminiusquelle, 1832 aufgefunden) ist ein erdig-salinisches Wasser mit Eisen- und starkem Stickstoffgehalt von 21° C., das mit Erfolg bei Bronchialkatarrh, Blutspeien, Hysterie etc. angewendet wird. L. wurde 1886 von 2572 Kurgästen besucht. Daselbst bestand bis 1310 ein Haus des Tempelherrenordens. Vgl. Rohden, Lippspringe (5. Aufl., Berl. 1887); Dammann, Der Kurort L. (4. Aufl., Paderb. 1885); v. Brunn, Kurmittel und Indikationen von Bad L. (4. Aufl., Köthen 1886).

Lippstadt, Kreisstadt im preuß. Regierungsbezirk Arnsberg, an der Lippe und den Linien Soest-Nordhausen und L.-Rheda der Preußischen Staatsbahn wie an der Eisenbahn Warstein-L., 79 m ü. M.,