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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Lorillardstadt; Lorinser; Loriol; Loris; Loris-Melikow; Lorm; Lorne; Lornsen

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Lorillardstadt - Lornsen.

schäftigen. Der Handel umfaßt in der Ausfuhr namentlich Fische, Mehl, Wein; in der Einfuhr Kohlen, Schiffbaumaterial, Getreide, Mehl, Holz, Öl u. a. Die große Schiffahrt zählte 1885 an eingelaufenen Schiffen 88 mit 11,543 Ton., überwiegend im Verkehr mit England, die Küstenschiffahrt 393 eingelaufene Schiffe mit 34,855 T. L. ist Sitz eines Gerichtshofs, eines Handels- und Seegerichts, eines Marinepräfekten und zahlreicher Konsulate fremder Staaten, hat ein Lyceum, eine Schiffahrts- und eine Marineartillerieschule, ein Arsenal, einen Artilleriepark, ein Observatorium etc. - L. verdankt seinen Ursprung der Ostindischen Handelskompanie, welche hier 1664 ein Etablissement errichtete, das "L'Orient" benannt wurde und sich bald zu einer Stadt ausdehnte, die 1738 schon 14,000 Einw. zählte und 1744 befestigt wurde. Die Eroberungen der Engländer in Indien ruinierten die Gesellschaft, deren gesamtes Material dann vom Staat übernommen wurde, der daraus allmählich den Kriegshafen geschaffen hat. Am 23. Juni 1795 erfochten hier die französischen Emigranten unter dem englischen Kommodore Warren einen Seesieg über die Brester Flotte unter Villaret-Joyeuse. 4 km südlich von L. liegt der befestigte Hafen Port Louis (s. d.).

Lorillardstadt, Ruinenstätte im südl. Mexiko, am Usumacinto (Grenzfluß gegen Guatemala), im Lande der Lacandones (16° 55' nördl. Br.), von Désiré Charnay, der sie 1881 besuchte, zu Ehren seines amerikanischen Gönners benannt; doch waren dieselben bereits 1880 von Rockstroh entdeckt und von A. Maudsley besucht worden. Nach Rockstroh heißen sie Menche.

Lorinser, Karl Ignaz, Mediziner, geb. 24. Juli 1796 zu Niemes im nördlichen Böhmen, studierte in Prag und Berlin, wurde hier 1818 Repetent an der königlichen Tierarzneischule und Privatdozent bei der Universität, 1822 Mitglied des Medizinalkollegiums in Stettin, 1824 Regierungs- und Medizinalrat in Köslin und 1825 in Oppeln. 1829-30 bereiste er behufs Untersuchungen über Pestepidemien Galizien, Ungarn und Siebenbürgen; Resultate derselben waren seine Werke: "Untersuchungen über die Rinderpest" (Berl. 1831) und "Die Pest des Orients, wie sie entsteht und verhütet wird" (das. 1837). Auch hatte seine Schrift über die Cholera (in den "Jahrbüchern für wissenschaftliche Kritik") die Aufhebung des Militärkordons zur Folge. Er nahm 1850 seine Entlassung und starb 2. Okt. 1853 zu Patschkau in Schlesien. Seine Schrift "Zum Schutz der Gesundheit in den Schulen" (Berl. 1836, neuer Abdruck 1861) rief den sogen. Lorinserschen Schulstreit hervor und gab den Hauptanstoß zur Wiederaufnahme des Turnens in den Schulen. Lorinsers Selbstbiographie (Regensb. 1864) gab sein Sohn Franz heraus.

2) Franz, kath. Theolog, Sohn des vorigen, geb. 12. März 1821 zu Berlin, fürstbischöflicher Konsistorialrat in Breslau, seit 1868 Kanonikus an der Domkirche daselbst, veröffentlichte eine Übersetzung von Calderons "Geistlichen Festspielen" (2. Aufl., Regensb. 1881-87, 18 Bde.), denen sich "Calderons größte Dramen religiösen Inhalts" (Freiburg 1875-76, 7 Bde.) und zwei historische Schauspiele von Lope de Vega (u. d. T.: "Aus Spaniens Vergangenheit", Regensb. 1877) anschlossen. Auch schrieb er: "Reiseskizzen aus Spanien" (Regensb. 1855-58, 4 Tle.), "Das Buch der Natur, Entwurf einer kosmologischen Theodicee" (das. 1876-80, 7 Bde.) und übersetzte mehrere Werke des spanischen Philosophen Balmes und aus dem Sanskrit die "Bhagavad-Gita" (Berl. 1869). Von seinen theologischen Schriften sind zu erwähnen: "Geist und Beruf des katholischen Priestertums" (Regensb. 1858); "Die Lehre von der Verwaltung des heiligen Bußsakraments" (2. Aufl., Bresl. 1883).

Loriol (spr. -óll), Flecken im franz. Departement Drôme, Arrondissement Valence, am Drôme und an der Eisenbahn Lyon-Marseille, ehemals befestigt und in den Religionskriegen des 16. Jahrh. öfters genannt, hat (1881) 2004 Einw., Seidenspinnerei und Handel.

Loris (Trichoglossinae), Familie aus der Ordnung der Papageien (s. d.).

Loris-Melikow, Michael Tarielowitsch Tainow, Graf, russ. General, geb. 1. Jan. 1826 zu Tiflis, Sohn eines armenischen Kaufmanns adliger Geburt, ward in der Gardejunkerschule zu Petersburg erzogen, trat 1843 als Kornett in das Gardehusarenregiment von Grodno, ward 1847 Adjutant des Generals Woronzow im Kaukasus und nahm an den dortigen Kämpfen ruhmvollen Anteil. Er wurde 1851 Major, befehligte 1854 als Oberst bei der Belagerung von Kars eine aus verschiedenen Stämmen gebildete Legion, ward nach Eroberung dieser Festung Gouverneur derselben und Generalmajor, 1863 Generalleutnant, 1865 Generaladjutant, 1875 General der Kavallerie und dem Großfürsten Michael attachiert. 1876 zum Kommandeur des in Armenien aufgestellten Korps ernannt, überschritt er 24. April 1877 bei Alexandropol mit demselben die türkische Grenze, schloß Kars ein und drang in raschem Siegeslauf bis in die Nähe von Erzerum vor, erlitt aber bei seinem Sturm auf die Stellung Mukhtar Paschas bei Sewin 25. Juni eine empfindliche Niederlage und mußte die Belagerung von Kars aufheben. Ein Angriff auf die weit vorgedrungenen Türken 18. Aug. mißlang ebenfalls, und 25. Aug. entriß Mukhtar Pascha L. auch die Position von Baschkadiklar; am 15. Okt. errang aber L. den Sieg am Aladjaberg, eroberte 18. Nov. Kars und siegte 4. Dez. bei Deweboyun. Er wurde 29. April 1878 in den Grafenstand erhoben und Anfang 1879 zum Gouverneur des Pestdistrikts an der untern Wolga ernannt. Nach der energischen Unterdrückung der Pest erhielt er 20. April den Posten eines Generalgouverneurs von Charkow, wo er ebensoviel Umsicht wie Festigkeit in der Unterdrückung der nihilistischen Umtriebe zeigte. Die Unthaten der Nihilisten und die sich steigernde Gefahr veranlaßten die Ernennung Loris-Melikows zum Chef einer obersten Exekutivkommission (24. Febr. 1880). Ein gegen L. gerichtetes Attentat eines Nihilisten, bei welchem L. unverletzt blieb (3. März), steigerte seine Popularität. Im August 1880 wurde er zum Minister des Innern ernannt; er übte als solcher eine sehr energische, weitgreifende und vielverheißende Wirksamkeit aus und bewog Alexander II. zu dem Plan, eine Art Volksvertretung zu berufen. Die Ermordung des Zaren im März 1881 vereitelte die Verwirklichung. Unter Alexander III. erwies sich Loris-Melikows Stellung infolge des Einflusses der Moskauer Partei unhaltbar, und er wurde 16. Mai 1881 entlassen.

Lorm, Hieronymus, Pseudonym des Dichters H. Landesmann (s. d.).

Lorne (spr. lorn), Marquis of, s. Argyll 4).

Lornsen, Uwe Jens, schleswig-holstein. Patriot, geb. 18. Nov. 1793 zu Keitum auf Sylt, studierte in Kiel und Jena die Rechte und begab sich 1821 nach Kopenhagen, wo er bei der schleswig-holsteinischen Kanzlei eine Anstellung fand. Im Herbst 1830 erhielt er das Amt eines Landvogts auf seiner Heimatsinsel Sylt. Die Wiedergewinnung einer autonomen schleswig-^[BINDESTRICH!]