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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Malaienäpfel; Malaiischer Archipel; Malaiische Sprache und Litteratur

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Malaienäpfel - Malaiische Sprache und Litteratur.

ligion noch Gesetze und Gebräuche des Landes antasteten. Als Handwerker sind die M. ausgezeichnet; besonders berühmt sind die Produkte der Weberei und Färberei, die Lederfabrikation, Tischlerei und Drechslerei, die Waffenfabrikation und Goldarbeiterkunst. Mit der Gewinnung und Bearbeitung des Eisens sind die M. seit langem bekannt, scheinen auch selbständig auf die Bereitung des Stahls gekommen zu sein. Ihre Schiffe (Prauen, Prahus) besitzen alle Eigenschaften vortrefflicher Segler. Als Handwaffen gelten ihnen der Klewang, ein fast meterlanges Schwert, und der Kris (Dolch). Schleuder und Blasrohr mit kleinen vergifteten Pfeilen sind durch die Flinte verdrängt worden. Unter den Verteidigungsmitteln sind die im Gras verborgenen zugespitzten Pflöcke zu nennen. Daß die M. geringe Neigung zum Ackerbau zeigen, wurde schon erwähnt; dagegen liegt ihnen das Seeräuberhandwerk tief im Blut. Seit Jahrhunderten waren sie zur See der Schrecken aller Nationen, und ihre schnell segelnden Prauen, die mit langen Kanonen (Lilas) bewaffnet waren, durchsegelten in ganzen Flotten den ostasiatischen Archipel, bis die holländischen Kriegsfahrzeuge ihnen allmählich das Handwerk legten, ohne indessen verhindern zu können, daß auch noch jetzt sporadisch der Seeraub vorkommt. Einfach und zweckmäßig, dem Klima entsprechend, sind die Wohnungen der M. Steinerne Gebäude kennen sie nicht; sie errichten ihre Behausungen aus Holz oder Bambus auf Pfählen, decken sie mit Atap (dem Laub der Nipapalme) und schmücken sie mit Matten aus. Eine Treppe führt von außen zur Plattform des Hauses hinauf; die Feuerstelle liegt außerhalb desselben. Mehrere Häuser bilden ein Dorf, das mit einer Erdmauer oder Palissaden umgeben wird und in der Mitte einen freien gepflasterten Platz für die Volksversammlungen hat. Der Raum unter der Hütte dient als Stall für das Kleinvieh. Nach dem geltenden Gesetz erwirbt der Malaie seine Frau durch Kauf, wofür er unumschränkter Herr derselben wird, so daß er sie wieder verkaufen und nach seinem Tod vererben kann. Diese Art der Heirat heißt Tschutschur. Ist aber der Bewerber arm, und will er doch eine Frau besitzen, so heiratet er nach der Methode Ampel anak, d. h. er tritt als Sklave bei seinen Schwiegereltern ein und erhält dafür eine Frau. Die von den Holländern zu Recht belassenen Gesetze (adat) sind teils dem Koran entnommen, teils sind sie Überreste altmalaiischer und indischer Rechtsgebräuche. Diebstahl wird mit Geldbußen bestraft, auch die Todesstrafe kann durch Zahlung abgekauft werden. Im übrigen zeigen sich die M. als ein kriegerisches Volk, bei welchem selbst die Gesetzgebung den Gebrauch der Waffen und der Selbsthilfe begünstigt. Wer von jemand thätlich beleidigt wird, hat das Recht, mit seinem Gegner einen Kampf auf Leben und Tod zu beginnen; nach dem Adat gilt das Neffenerbrecht (Schwestersöhne erben statt der eignen Kinder). Zur Charakteristik der M. gehört noch die Erwähnung ihrer Spielwut. Außer dem Würfel- und Kartenspiel (mit chinesischen Karten) spielen sie gern Schach; alle kauen Betel. Malaiische Staaten von hervorragender Bedeutung existieren heute nicht mehr, sie befinden sich fast alle in größerer oder geringerer Abhängigkeit von den Engländern und Holländern. Noch unabhängig sind auf Sumatra Dehli und Siak, auf der Halbinsel Malakka Pahang, Dschohor und Negri Sembilan; unter britischem Protektorat stehen Perak, Salangor und Sunghei Udschong.

Malaienäpfel, s. Jambosa.

Malaiischer Archipel, s. Indischer Archipel.

Malaiische Sprache und Litteratur. Die malaiische Sprache, ursprünglich Landessprache auf der Halbinsel Malakka und in einem Teil der Insel Sumatra, hat sich seit der Mitte des 13. Jahrh. durch Einwanderung von Malaien über einen großen Teil des Indischen Archipels verbreitet und ist gegenwärtig allgemeine Verkehrs- und Handelssprache für ganz Australasien (s. Malaien). Unter indischem Einfluß zur Schriftsprache ausgebildet und mit Sanskritwörtern bereichert, nahm sie seit dem Eindringen des Islam viele andre, namentlich arabische und portugiesische, Bestandteile in sich auf. Die malaiische Sprache, welche von etwa 4 Mill. Menschen gesprochen wird, bedient sich jetzt der arabischen Schriftzeichen; vor der Annahme des Islam besaßen die Malaien eine Form der indischen Schrift, die in einzelnen Gegenden im Palembangschen noch gebräuchlich ist. Der im Hochland Mittelsumatras gesprochene Dialekt wird nach dessen Sitz, dem ehemaligen Reich Menangkabau, gewöhnlich Menangkabau-Malaiisch genannt. Neuere Grammatiken lieferten Crawfurd (Lond. 1852), Roorda van Eysinga (Nieuwediep 1856), de Hollander (4. Aufl., Breda 1874), Pijnappel (Haag 1866) und Klinkert (Leid. 1882); Wörterbücher: de Wilde (Amsterd. 1841), Roorda van Eysinga (13. Aufl., Haag 1869), Crawfurd (Lond. 1852), de Wall (Batav. 1872; bearbeitet von van der Tuuk, das. 1877-84), Pijnappel (Haarl. 1875), Swettenham (Lond. 1886-87, 2 Bde.).

Die malaiische Litteratur ist ziemlich umfangreich und vielseitig. Unter den Werken der Kunstpoesie ist die Dichtung "Bidasari" (hrsg. von Hoevell, Batav. 1843; von Favre, Wien 1875; von Klinkert, Leid. 1886) die berühmteste und beliebteste. Auch die meisten javanischen Dichtungen (s. Javanische Sprache und Litteratur), welche indische Stoffe behandeln, sind in malaiischer Bearbeitung vorhanden, so die Geschichte der fünf Pandawa, die des Rama ("Sri Rama", hrsg. von Roorda van Eysinga, Amsterd. 1843). Unter den romantischen Dichtungen, welche nationale Stoffe behandeln, sind hervorzuheben: die Dichtung "Ken-Tambuhan" (hrsg. von de Hollander, Leid. 1856; von Klinkert, das. 1886); die Geschichte von Indra Laksana; die Geschichte des Sultans Ibrahim, Fürsten von Eirak (hrsg. von Lenting, Breda 1846); die Geschichte des Sultans Abd ul Muluk von Ali Hadschi, Fürsten von Riouw (hrsg. von Roorda van Eysinga, Batav. 1848), dessen Spruchgedichte Netscher (das. 1854) herausgab. Eine Erzählung im Menangkabau-Dialekt ist "Prinses Balkis" (hrsg. von Gerth van Wijk, Batav. 1881). Die weitverbreitete indische Fabelsammlung "Kalila und Dimnah" ist auch in malaiischer Bearbeitung vorhanden (hrsg. von Gonggrijp, Leid. 1876), ebenso das indische Pantschatantra ("Pandjatandaran", hrsg. von van der Tuuk, das. 1866). Reich ist die Geschichte vertreten. Außer verschiedenen Werken über die Geschichte des malaiischen Volkes überhaupt gibt es Chroniken aller malaiischen Staaten, sowohl auf Sumatra und Malakka als auf den übrigen Inseln des Archipels, z. B. von Atschin (franz. von Dulaurier, Par. 1829), von Dschohor, Sambas und Sukadana (hrsg. von Netscher in der "Tijdschrift voor Taal-, Land- en Volkenkunde van Nederlands Indië", Bd. 1, Batav. 1853) u. a. Die Seerechte, von denen einige bis ins 12. Jahrh. hinaufreichen, sind gesammelt von Raffles und dann von Dulaurier (Par. 1845). Ein Handbuch über mohammedanisches Recht gab Meursinge (Amsterd. 1844) heraus. In neuerer Zeit lieferte der gebildete