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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Marokkoleder; Maron; Marone; Maroni; Maronianisch; Maroniten; Maroquin; Maroquinpapier; Maros; Maros-Akna-Ujvar; Maros-Torda

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Marokkoleder – Maros-Torda

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Marokko (Stadt)'

andern 1073 erbaut und ist nur noch ein Schatten früherer Größe.

Marokkoleder, soviel wie Saffian (s. d.).

Maron, Marron (frz., spr. -róng), Marun (engl. Maroon) oder Marronneger, Buschneger (span. Cimarron, d. i. verwilderter Neger), Bezeichnung für entlaufene und in Gebirgen und Wäldern lebende Neger und deren Nachkommen in den europ. Kolonien Westindiens und Guayanas. In Jamaika, wo ihre Zahl zur Zeit der engl. Besitznahme (1655) 1500 betrug, später aber durch Zulauf von Stamm- und Leidensgenossen sich bedeutend vermehrte, führten sie lange Zeit einen blutigen Guerillakrieg gegen die Weißen, bis sie durch einen Vertrag 1738 Amnestie, Freiheit und eine Gebietsabtretung erlangten. In den J. 1760–65 erneuerten sie die Feindseligkeiten und wurden deshalb in der Folge zum Teil nach Sierra Leone geschafft. In Guayana setzten sich seit 1712, wo die Franzosen die holländ. Kolonie Surinam überfielen, größere Horden entlaufener Sklaven an unzugänglichen Plätzen oberhalb der Fälle fest. Lange führten sie (bis 1762) einen blutigen Krieg mit den Kolonisten. Sie zerfallen in eine Anzahl Stämme, die unter einem Oberhäuptling (Granman) stehen. Am Awa leben die Boni oder Bonineger und die Paramakka, die die franz. Oberhoheit anerkennen, am Taponaboni die Aukaner oder Yuca, der bedeutendste Stamm, am obern Surinam die Saramakka, die Bekoe und Matuari. Ihre Gesamtzahl wird kaum 5000 betragen. Sie stehen seit lange mit den Kolonisten in Verkehr, liefern ihnen fast alles Bauholz, welches sie auf den Flüssen herabflößen, und arbeiten auf den Plantagen. Die M. sprechen ein sehr verdorbenes Neger-Holländisch und sind wieder ganz dem Heidentum verfallen. – Vgl. Dallas, Geschichte der Maronenneger auf Jamaika (Weim. 1805).

Marōne (ital. marrone), Frucht der Edelkastanie (s. d.).

Marōni, Grenzfluß zwischen Französisch- und Niederländisch-Guayana, entspringt als Awa oder Lawa auf den Tumuc-Humac-Bergen und mündet in den Atlantischen Ocean. Linker Nebenfluß ist der Jucas oder Taganahoni. Der M. werde von Condreau 1887 näher erforscht.

Maroniānisch, s. Maro.

Maronīten, christl. Sekte in Syrien, die Nachkommen monotheletischer Flüchtlinge, die nach der Verdammung ihres Glaubens 680 (s. Monotheleten) in den Wildnissen des nördl. Libanons, in der Nähe des seit dem 6. Jahrh. daselbst bestehenden Klosters des heil. Maro Schutz suchten. Sie wählten den Mönch Johannes Maro zum Oberhaupt mit dem Titel Patriarch von Antiochia und wußten als ein streitbarer Volksstamm auch unter der Herrschaft des Islam sich eine gewisse polit. und kirchliche Selbständigkeit zu bewahren. Infolge der Kreuzzüge traten sie 1182 in Verbindung mit dem röm. Stuhle und ordneten sich 1445 demselben unter. Zur Bildung ihrer Geistlichen gründete Gregor XIII. 1584 ein maronitisches Kollegium in Rom, und 1736 nahm ein maronitisches Generalkonzil die Beschlüsse des Tridentinischen Konzils und den Catechismus Romanus an. Trotzdem haben die M. an einigen eigentümlichen Gebräuchen festgehalten. Ihre Kirchensprache ist die syrische, obschon sie sonst arabisierte Syrer sind. Ihre Weltgeistlichen dürfen verheiratet sein und nur nach der Weihe keine Ehe eingehen. Ihr Oberhaupt nennt sich noch jetzt ↔ Patriarch von Antiochia, wohnt aber in dem Kloster Kanôbin auf dem Libanon und legt dem Papste alle zehn Jahre Rechenschaft von dem Stande der maronitischen Kirche ab. Seit 1588 zahlten die M. einen Tribut an die Pforte und lebten dafür ziemlich frei als eine kompakte Bevölkerung, namentlich im nördl. Libanon (s. d.) in den Provinzen von Kesrowan und Bscherre, aber auch zahlreich im mittlern Gebirge in den sog. gemischten Distrikten und in den Küstenstädten. Sie sind nüchtern und betriebsam, ihr Hauptproduktionsartikel ist rohe Seide. Noch 1850 rechnete man über 300000; dann aber erlitten sie mehrmals, zuletzt 1860 im Kriege mit dem wenig zahlreichen, aber fest gegliederten Nachbarvolke der Drusen (s. d.) große Verluste und wurden 1861 dem auf den Trümmern der Stammesverfassungen errichteten christl. Paschalik des Libanons einverleibt. – Vgl. Socin, Palästina und Syrien (Lpz. 1880).

Maroquin (frz., spr. -käng), s. Saffian und Lederfabrikation (S.141b).

Maroquinpapier, Saffianpapier, eine Art gepreßten, einseitig gefärbten, stark glänzenden Papiers, bei dem die Pressung kleine rautenförmige Erhöhungen bildet, wodurch das körnige Aussehen des Maroquins oder Saffians nachgeahmt wird.

Maros (spr. -rosch, bei Herodot Maris, im spätern Altertum Marisos oder Marisia), Nebenfluß der Theiß in Siebenbürgen und Ungarn, entspringt im Komitat Csik am Nagy-Hagymas im östl. Siebenbürgen und bildet, nachdem sie rechts den Aranyosfluß, links die beiden Kokelflüsse, den Mühlbach und Streiu aufgenommen, die Grenze zwischen den Komitaten Arad und Csanád einer- und Krassó-Szörény, Temes und Torontal andererseits und mündet oberhalb Szegedin. Sie wird bei Karlsburg schiffbar und bildet die Hauptverkehrsstraße (namentlich für Salz und Holz) zwischen siebenbürg. und den südöstlichen ungar. Komitaten. Infolge der Ungleichheit des Wasserstandes und der Unregelmäßigkeiten des Flußbettes ist jedoch die Schiffahrt häufig sehr behindert. Die M. ist 876 km lang und bei Szegedin 200 m breit.

Maros-Akna-Ujvár oder Maros-Ujvár (spr. -rosch, újwahr), Groß-Gemeinde und Hauptort des Stuhlbezirks M. (25171 E.) im ungar. Komitat Unter-Weißenburg in Siebenbürgen, links an der Maros und an der Linie Budapest-Kronstadt-Predeal der Ungar. Staatsbahnen, hat (1890) 3418 magyar. und rumän. E., Schloß und Gestüt der Gräfin Mikó und großartige Salzbergwerke, die jährlich etwa 50000 t Steinsalz liefern, mit sechs alten und einer neuen Grube (250 m lange Hauptkammer und vier 90 m lange und 47 m breite Nebenkammern). Die alten Gruben sind 160 m tief.

Maros-Torda (spr. -rosch), Komitat m Siebenbürgen, grenzt im N. an Bistritz-Naszód, im W. an Torda-Aranyos und Klausenburg, im S. an Udvarhely und Klein-Kokel und im O. an Csik, hat 4324,03 qkm und (1390) 177860 meist magyar. und evang. E. (6438 Deutsche, 62179 Rumänen; 22207 Römisch- und 40235 Griechisch-Katholische, 26787 Griechisch-Orientalische und 3735 Israeliten). Der Boden ist gebirgig, namentlich im O. und N. Im W. der Maros, welche das Komitat durchschneidet, breitet sich die baumlose Mezöség (s. d.) aus. Das Klima ist vortrefflich. Haupterzeugnisse sind: Mais, Weizen, Roggen, Hafer, Gerste, Obst, selbst Wein und Melonen gedeihen. Die Viehzucht wird stark betrieben; die Bergwerke

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 623.