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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Mediastīnum; Mediāt; Mediateur; Mediation; Mediatisieren; Mediātor; Mediävāl; Medicāgo

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Mediastinum - Medicago.

Stadtrechte und war zur Zeit der siebenbürgischen Fürsten häufig der Sitz des Landtags. In der Nähe das Bad Baasen mit jod- und bromnatriumhaltigen Kochsalzquellen. Vgl. Gräser, Geschichte der Stadt M. (Hermannst. 1862).

Mediastīnum (lat.), Mittelfell, der mittlere Teil des Brustfells, der vom Brustbein zur Wirbelsäule zieht und so die Brusteingeweide einhüllt. Mediastinītis, Entzündung des Mittelfells mit den Formen und Charakteren der Brustfellentzündung und meist wohl in Verbindung mit solchen.

Mediāt (spätlat., "mittelbar") hießen im alten Deutschen Reich im Gegensatz zu immediat (s. d.) solche Herrschaften oder Besitzungen, welche nicht unmittelbar unter dem Reich standen, sondern einem Reichsstand untergeben waren. S. Mediatisieren.

Mediateur (franz., spr. -tör, "Vermittler"), in der Politik und im Völkerrecht Bezeichnung derjenigen Macht, welche zwischen andern Mächten obwaltende Streitigkeiten auf dem Weg der Unterhandlung beizulegen sucht. So wurde z. B. 1866 von Österreich im Kriege gegen Preußen und Italien die Vermittelung Frankreichs in Anspruch genommen. Eine solche Vermittelung (Mediation) ist wesentlich verschieden von der schiedsrichterlichen Entscheidung, insofern bei jener die untereinander uneinigen Mächte zwar darin einverstanden sind, daß von einer dritten oder mehreren vermittelnden Mächten Vergleichsvorschläge gemacht werden möchten, aber darum sich doch nicht verpflichten, dieselben auch anzunehmen, während bei dieser die feindlichen Mächte gehalten sind, sich dem schiedsrichterlichen Ausspruch der vermittelnden Macht zu unterwerfen. Die Mediation wird zur Intervention (s. d.), wenn sie ihren Vorschlägen durch Zwangsmittel Geltung zu verschaffen sucht.

Mediation (lat.), Vermittelung, s. Mediateur; Mediationsakte, s. Schweiz, Geschichte.

Mediatisieren (lat., "mittelbar machen"), einen bisher selbständigen Staat der Landeshoheit des Souveräns eines andern Staatswesens unterwerfen. Der Ausdruck hängt mit der Reichsunmittelbarkeit zur Zeit des frühern Deutschen Reichs zusammen. Damals unterschied man zwischen reichsunmittelbaren und mittelbaren Reichsangehörigen, je nachdem dieselben, wie die reichsfreien Städte, die geistlichen und weltlichen Kurfürsten und sonstige Fürsten, Grafen und Herren, direkt unter dem Kaiser standen, also dem Reich "ohne Mittel" unterstellt, oder je nachdem sie außer Kaiser und Reich noch einem Territorialherrn unterworfen waren. Nachdem nun (1801) im Lüneviller Frieden das linke Rheinufer an Frankreich abgetreten worden war, bewirkte man die Entschädigung der Reichsfürsten, die dort Besitzungen verloren, dadurch, daß die geistlichen Territorien weltlichen Staaten einverleibt ("säkularisiert"), und daß die meisten freien Reichsstädte "mediatisiert", d. h. aus reichsunmittelbaren (immediaten) zu mittelbaren (mediaten) Städten gemacht, wurden, indem man sie weltlichen Territorien einverleibte. Damals schmolz die Zahl der freien Reichsstädte von 51 auf 6 zusammen. Außerdem erfolgte die Mediatisierung vieler fürstlicher und gräflicher Reichsstände. Der Reichsdeputationshauptschluß vom 25. Febr. 1803 brachte diese Mediatisierung nur zu einem vorläufigen Abschluß; denn die Auflösung des Reichsverbandes (1806) und die Gründung des Rheinbundes brachten weitere territoriale Veränderungen. Die gesamte Reichsritterschaft sowie viele Reichsstände, z. B. die Fürsten von Bentheim, die Grafen von Erbach, Giech und Kastell, die Fürsten von Fürstenberg, Hohenlohe, Leiningen, Löwenstein, Pappenheim, Sayn und Wittgenstein, Schönburg und Schwarzenberg, wurden damals Rheinbundesfürsten unterworfen. Andre Fürsten verloren noch während der Rheinbundeszeit und während der Freiheitskriege ihre Selbständigkeit. Auch diese Fürsten werden Mediatisierte genannt, obwohl die Reichszentralgewalt damals bereits hinweggefallen und damit der Unterschied zwischen Reichsunmittelbaren und Reichsmittelbaren eigentlich gegenstandslos geworden war. Ebenso hat man es, obwohl sprachlich unrichtig, als Mediatisierung bezeichnet, als zur Zeit des Deutschen Bundes die Fürsten von Hohenzollern ihre Souveränitätsrechte an Preußen abtraten und die hohenzollernschen Lande der preußischen Monarchie einverleibt wurden. Jetzt ist für die Mitglieder derjenigen fürstlichen und gräflichen Häuser, welche vormals Reichsstandschaft, d. h. Sitz und Stimme auf dem Reichstag hatten, die Bezeichnung "Standesherren" die üblichere, und verschiedene Standesvorrechte derselben bestehen noch jetzt zu Recht (s. Standesherren).

Mediātor (lat.), Mittelsperson; mediatorisch (mediativ), vermittelnd.

Mediävāl (spätlat.), mittelalterlich; Mediävalschrift, eine Art gotischer Druckschrift; Mediävist, eine dem Mittelalter angehörende Persönlichkeit, z. B. Schriftsteller.

Medicāgo L. (Luzerne, Spargelklee, Schnecken-, Sichelklee), Gattung aus der Familie der Papilionaceen, Kräuter, sehr selten Sträucher, mit fiederig dreizähligen Blättern, die Nerven der Blättchen häufig in Zähne auslaufend, gelben oder violetten, meist kleinen Blüten in Köpfchen oder Trauben und spiralig oder schneckenförmig gewundener, ein- bis vielsamiger Hülse. Etwa 40 Arten, meist in den Mittelmeerländern. M. sativa L. (gewöhnliche Luzerne, blauer Klee, ewiger Klee, Sinfin), perennierend, mit aufrechtem, bis 1 m hohem, ziemlich kahlem Stengel, zerstreut behaarten, vorn stachelspitzig gezahnten, abgerundeten oder gestutzten Blättchen, ganzrandigen, pfriemenförmigen Nebenblättern, violetten oder bläulichweißen Blüten in länglichen, vielblütigen Trauben und angedrückt behaarten Hülsen mit 2-3 Windungen, stammt aus Südeuropa, ist bei uns verwildert und wird viel als perennierende Futterpflanze gebaut. Sie verlangt warm gelegenen, sehr tiefgrundigen, kräftigen Boden, gedeiht am besten in gutem Kalkmergelboden und bleibt bei uns 5-6, in Südfrankreich aber 10-15 Jahre stehen und gibt dort 4, bei uns 3 Schnitte. Vermöge ihrer bis 2,5 m eindringenden Wurzel trotzt sie der größten Dürre, während sie in kalten, nassen Jahren minder gut gedeiht. Sie ist besonders wertvoll für wiesenarme Gegenden, da sie eine bedeutende Masse Kleeheu für den Winter gewährt. Man säet sie am besten nach reiner Brache oder nach Hackfrüchten und benutzt als Schutzfrucht Leindotter oder grün abzubringenden Hafer oder Gerste, auch Buchweizen. Auf 1 Hektar braucht man bei breitwürfiger Saat 30-40, bei Drillsaat 25-33 kg. Nach dem zweiten und dritten Nutzjahr muß man die zwischen der Luzerne angesiedelten Gräser mit der Egge entfernen und auch wohl Kompost streuen; gipsen fördert hier wie beim Klee. M. media Pers. (Sandluzerne) ist der vorigen sehr ähnlich; die Blüten sind meist erst gelblich, dann grün, zuletzt bläulich, oft gelblich- oder bläulichweiß oder bräunlich; die Hülsen machen nur ¾-2 Windungen. Sie ist im Kalkland sehr gemein, gedeiht gut in leichtem, warmem Boden und verträgt niedrigere Bodenqualitäten als die vorige; sie hält 5-6 Jahre aus,