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Merck's Warenlexikon

Autorenkollektiv, Verlag von G. A. Gloeckner, Leipzig, Dritte Auflage, 1884

Beschreibung der im Handel vorkommenden Natur- und Kunsterzeugnisse unter besonderer Berücksichtigung der chemisch-technischen und anderer Fabrikate, der Droguen- und Farbewaren, der Kolonialwaren, der Landesprodukte, der Material- und Mineralwaren.

Schlagworte auf dieser Seite: Metachromatypien

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Messing - Metachromatypien

zweimaliges Schmelzen erforderte, bereitet, oder brennt man jetzt das M. durch direktes Zusammenschmelzen der beiden Metalle. Ein Messingbrennofen enthält eine Anzahl Tiegel, in welche Kupfer und Zink in Stücken abwechselnd mit Kohlenklein eingeschichtet und mit einer dicken Schicht von Kohlenstaub überdeckt werden. Die flüssig gewordene Masse aller Tiegel wird in einen großen zusammengegossen, gerührt und abgeschäumt. Nun erfolgt der Guß zu Stückmessing, oder zu Tafelmessing. Im ersten Falle gießt man in Mulden, die im Boden der Hütte in Stand gemacht sind, hebt das Metall, sowie es erstarrt ist, noch heiß heraus und zerschlägt es in Stücke, welche für Gelbgießereien u. a. das Rohmaterial bilden. Die Messingtafeln von 6-20 mm Dicke werden entweder sofort oder nach nochmaligem Umschmelzen zwischen zwei großen mit Lehm und Kuhmist überzogenen Granitplatten gegossen.

Die Tafeln finden zum Teil direkt Verwendung; die stärkeren bei Pumpen- und Spritzenfabrikanten, und Graveuren. Etwas dünneres Tafelmessing gebrauchen Gürtler, Wagenbauer u. a. Die Tafeln kommen aus dem Guß rauh und durch Oxyd geschwärzt und erhalten daher erst eine mehr oder weniger sorgfältige Zurichtung ihrer Oberfläche durch Beizen, Schaben oder Behandlung auf der Hobelmaschine, meist auch durch Glätten zwischen stählernen Glättwalzen. Ein andrer Teil des rohen Tafelmessings wird auf den Hütten durch Zerschneiden und mehrmaliges Strecken auf Walzwerken zu den verschiednen Sorten von Messingblech (s. unter Blech) verarbeitet. Aus Blechen geht ferner der Messingdraht in seinen verschiednen Stärken hervor, indem jene auf Maschinen in schmale vierkantige Leistchen, Drahtband, zerschnitten werden, welche die Drahtzieher verarbeiten. -

Das M. tritt in seinen ungemein zahlreichen Anwendungen überall vor Augen. Es findet viel häufiger als Kupfer und Zink allein Verwendung. In dem M. sind die guten Eigenschaften der beiden Metalle vereinigt und es wird dadurch gleichsam ein drittes, höher gewertetes Metall geschaffen, das weniger kostet als Kupfer. Das M. ist härter als dieses, weniger der Abnutzung und atmosphärischen Einflüssen unterworfen, besitzt eine gefälligere Farbe und große Politurfähigkeit. Vom Kupfer hat es die Eigenschaft, in kaltem Zustande in hohem Grade dehn- und hämmerbar zu sein; es läßt sich mit Leichtigkeit strecken, treiben, zu dem dünnsten Blech auswalzen und dem feinsten Draht ausziehen, allerdings unter der Voraussetzung, daß es bei diesen Bearbeitungen wiederholt ausgeglüht wird, um ihm die Härte zu nehmen, die es bei dem Walzen etc. erhielt. Im glühenden Zustande sind viele Messingsorten brüchig, doch erweisen sich Legierungen mit 35-40% Zink als sehr gut unter dem Hammer und Walzen streckbar (schmiedbares M.). -

Als Gußmaterial hat das M. hohen Wert; es ist dünnflüssig, füllt deshalb die Formen gut aus und gibt dichte Güsse. - Der Rotguß wird in ganz gleicher Weise wie das M. hergestellt; für manche Zwecke wird ihm noch ein sehr kleiner Anteil Zinn beigegeben. Er ist vermöge seines größern Kupfergehalts nicht nur tiefer von Farbe, sondern auch feiner im Korn, weicher und dehnbarer. Rotguß findet zu den verschiedensten Zwecken Anwendung, sowohl zu größeren Stücken, Maschinenteilen u. dgl., als zu Kurzwaren. Der tiefere Farbenton macht die kupferreicheren Legirungen besonders geeignet für zu vergoldende Artikel, und dienen solche daher in großer Ausdehnung zu Bijouteriewaren (unechtem Goldschmuck). Hierher gehören auch die sog. Leonischen Waren aus vergoldetem Draht und Lahn in Form von Tressen, Kantillen, Quasten u. dgl.

Bei solchen Drähten und dann auch bei dem Flitter- oder Rauschgold greift auch eine andre noch zu erwähnende Messing- oder Tombakbildung Platz, die sich nur auf der Oberfläche vollzieht, die sog. Zementation. Man bringt die kupfernen Drähte und dünnen Bleche in feuerfeste und luftdicht zu verschließende Kästen zugleich mit Zink, welches zu unterst liegt. Durch die darauf einwirkende Hitze wird das Zink erst geschmolzen und dann in Dämpfe verwandelt, die sich mit dem Kupfer zu M. verbinden. Derselbe Vorgang findet auch bei dem gewöhnlichen Schmelzen statt: das zu unterst liegende Zink verdampft und die Dämpfe verbinden sich mit dem Kupfer zu leichtflüssigerem M., bis endlich der ganze Einsatz in Fluß gekommen ist. -

Die Darstellung des M. geschieht teils in den Fabrikstädten, welche dasselbe stark verarbeiten, wie Nürnberg, Fürth, Iserlohn, Berlin etc., teils gibt es in verschiednen Gegenden besondre Messinghütten, die sich nur mit Darstellung von Platten und Blechen, resp. Draht beschäftigen. Sehr schönes Tafelmessing und Blech wird jetzt in Berlin erzeugt, in Sachsen in Niederauerbach. In England ist der Hauptsitz der Messingindustrie Birmingham, in Belgien Lüttich und Namur, in Frankreich Romilly und Givet. - Zoll: s. Tarif im Anh. Nr. 19 a bis d. Vergoldete oder versilberte Messingwaren, ferner fein gearbeitete und zugleich vernierte desgl. vernickelte Galanterie- und Quincailleriewaren werden gem. Tarif Nr. 20 b 1, bzw. 2 des Tarifs verzollt.

Metachromatypien; es sind dies farbige Überdruck- oder Abziehbilder, welche im Wege des Buntsteindrucks mit der nötigen Anzahl Farbplatten hergestellt werden, nur mit dem Unterschiede, daß der Druck nicht auf gewöhnliches, sondern auf präpariertes Papier erfolgt das auf der Druckseite mit einem Grund von Stärkekleister und Gummi überzogen und dann wieder getrocknet ist. Solche Bilderbogen sind jetzt in großer Mannigfaltigkeit im Handel. Um die Bilder dahin zu versetzen, wo man sie haben will, überzieht man die betreffenden Gegenstände mit fettem Lack, legt die Bilder auf und reibt sie an und entfernt nach dem Trocknen Papier und Grund mittels eines nassen Schwammes. Wasserfeste Gegenstände, nämlich von Glas, Porzellan und Email, werden einfach in Wasser gelegt oder gestellt, bis die Papiere abfallen. Die ersten solcher Bilder kamen von Paris und die ganze Sache erschien als eine französische Spielerei; sie hat sich aber in wenigen Jahren ganz bedeutend entwickelt und über ein großes Gebiet ausgedehnt. Man druckt jetzt nicht nur