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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Mineralindigo; Mineralkermes; Minerallack; Mineralleder; Mineralmalerei; Mineralmohr; Mineralogie

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Mineralindigo - Mineralogie.

tenen Schwefelwasserstoffs), bald Abscheidung aus Doppeltschwefeleisen (Schwefel, eingebettet in Brauneisenstein, aus Eisenkies entstanden), bald Reduktionsprodukt aus Sulfaten (durch die enge Verknüpfung gediegenen Schwefels mit Cölestin und Gips mehr denn wahrscheinlich gemacht). - Hinsichtlich des Vorkommens unterscheiden sich die M. sehr auffallend untereinander ihrer Häufigkeit nach. Unter den etwa 800 Spezies, die man kennt, sind nur gegen 40 als wesentliche Bestandteile der Gesteine (vgl. Gesteine, S. 249) weit verbreitet, alle übrigen kommen nur als zufällige Beimengungen (accessorische Bestandteile) der Gesteine sporadisch vor und zwar entweder in einzelnen Individuen und Aggregaten in den Gesteinen eingewachsen, derb, eingesprengt (Fig. 11) oder in Hohlräumen derselben (auf Gangspalten als Gangmineralien, als Ausfüllungen ehemaliger Blasen, Mandeln etc.). - Betreffs der Benennung der einzelnen Spezies existiert leider kein Prinzip. Verhältnismäßig selten wurden und werden die Namen nach charakteristischen Eigenschaften gebildet (z. B. Orthoklas wegen seiner rechtwinkeligen, Oligoklas wegen seiner schiefwinkeligen Spaltbarkeit), wobei noch viele derartige Bezeichnungen als irrtümlicherweise für charakteristisch gehaltenen Eigenschaften entnommen schlecht gewählt sind (so Cölestin, dessen meiste Varietäten farblos sind). Am häufigsten sind Namen nach Fundorten und Eigennamen, aus beiden gewöhnlich durch die Nachsilbe "it", seltener "lith" gebildet, welch letztere nach neuern Vorschlägen für die Benennungen der Gesteine reserviert bleiben soll (z. B. Herrengrundit, Wolfachit, Wernerit, Danalith etc.). Kobell hat über die Mineralnamen ein interessantes Werkchen (Münch. 1853) publiziert. Hilfsmittel zum Studium der M. sind außer der unersetzlichen Beobachtung in der Natur selbst die Sammlungen, deren jede Universität, jedes Polytechnikum, jede Bergakademie meist in vortrefflichem Zustand besitzt. Das eigne Sammeln unterstützen Mineralienhandlungen (größere Geschäfte in Berlin, Bonn, Heidelberg, Freiberg, Göttingen), von denen einzelne Exemplare und ganze Sammlungen zu beziehen sind. Über Lehrbücher s. Mineralogie.

Mineralindigo, s. v. w. molybdänsaures Molybdänoxyd.

Mineralkermes, s. Antimonsulfide.

Minerallack, s. Pinkcolour.

Mineralleder, durch Mineralgerberei erhaltenes Leder, s. Leder, S. 610.

Mineralmalerei, eine Erfindung des Münchener Chemikers Keim, hat den Zweck, Fresken und Ölgemälde gegen die Einflüsse der Temperatur widerstandsfähig zu machen. Die Vorbedingung für die Anwendung dieses Verfahrens ist die, daß die zur Bemalung bestimmten Wandflächen aus reinem, solidem und gesundem Material bestehen, und daß sie vollständig trocken sind. Auf die Wandfläche wird zunächst, und zwar gut naß und nicht zu dick, ein Untergrund aufgetragen, welcher aus möglichst scharfkörnigem, vor dem Gebrauch gesiebtem und gewaschenem Quarzsand, aus nach dem Ablöschen ebenfalls gesiebtem und ausgelaugtem Kalk und aus reinem Regen- oder Flußwasser besteht. Nachdem dieser Untergrund vollständig ausgetrocknet und hart geworden ist, wird er mit einem rauhen Sandstein abgerieben, damit die dünne Lage von kristallinischem kohlensauren Kalk, welche sich beim Austrocknen bildet, beseitigt und so die Absorptionsfähigkeit des Untergrundes für Flüssigkeiten wiederhergestellt wird. Der Untergrund wird mit Kaliwasserglas getränkt. Die Durchtränkung darf nur in dem Maß erfolgen, daß die Porosität des Untergrundes dadurch nicht aufgehoben wird. Auf diesen Untergrund wird der eigentliche Malgrund aufgetragen, welcher aus 4 Maßteilen Quarzsand, 3½ Teilen Marmorsand, ½ Maßteil Infusorienerde und einem Maßteil Ätzkalk, mit destilliertem Wasser angerührt, gebildet wird. Der Marmorsand gibt dem Mörtel mehr Festigkeit und Härte. Auch scheinen die Farben auf einem mit Marmorsand hergestellten Malgrund besser als auf einem nur aus Quarzsand gefertigten hart zu werden. Auch der Malgrund muß vollständig austrocknen, ehe er einer weitern Bearbeitung unterzogen wird. Ist dies geschehen, so wird er mit Kieselfluorwasserstoffsäure getränkt und dann mit Wasserglas imprägniert. Alsdann sollen die durch die Einwirkung der Kieselfluorwasserstoffsäure auf den kohlensauren Kalk erzeugten Produkte im stande sein, mit dem Wasserglas eine chemische Verbindung von großer Widerstandsfähigkeit einzugehen. Auf diesen Grund wird mit reinen Mineralfarben gemalt, welchen Kieselsäure, Thonerdehydrat, Magnesiahydrat, Zinkoxyd, Flußspat, Glaspulver u. a. m. zugesetzt sind. Die Zusätze werden in Prozentsätzen und in Mischungsverhältnissen, welche bei den einzelnen Farben verschieden sind, durch starkes Reiben den reinen geschlämmten Farben zugesetzt. Das Fixieren der Bilder geschieht durch Kaliwasserglas, welches mit Ätzkali und Ätzammoniak versetzt ist und in heißem Zustand und zwar erst dann angewendet wird, sobald das ganze Gemälde bis auf den Stein ausgetrocknet ist. Nach dem Fixieren wird das Gemälde noch mit kohlensaurem Ammoniak behandelt. Die Preise der wie die Ölfarben in Zinntuben gelieferten Farben stellen sich etwas teurer als die gewöhnlichen Freskofarben. Indessen soll sich dieser Preisunterschied dadurch ausgleichen, daß der Maler nach dem Keimschen Verfahren etwa ein Drittel Zeit weniger braucht, und daß die Kosten für die Maurer fortfallen, welche bei der Freskomalerei dem Künstler zur Hand gehen müssen. Für Ölbilder präpariert Keim nach seinem System Malleinwand, welche sich von der bisher üblichen kaum unterscheidet und auch im bemalten Zustand zusammengerollt werden kann, ohne daß die Malerei Sprünge oder Risse erleidet. Bilder, die auf dieser präparierten Malleinwand hergestellt sind, sollen wie die Wandgemälde nicht nur den Einflüssen der Temperatur, der Nässe etc. trotzen, sondern auch gegen Einwirkung von Säuren und gegen Feuer geschützt sein. Vgl. Keim, Die M. (Wien 1881).

Mineralmohr, s. v. w. Aethiops.

Mineralogie (früher auch Oryktognosie), der Teil der Naturgeschichte, welcher sich mit den einfachen anorganischen Naturkörpern, den Mineralien, im Gegensatz zu den Gesteinen beschäftigt. Die M. betrachtet diese einfachen Körper der anorganischen Natur nach ihren sämtlichen Eigenschaften, gruppiert sie denselben entsprechend und beschreibt ihre Abarten, ihr Vorkommen, ihre Entstehung und Umwandlung in andre Mineralien. Die M. zerfällt in einen allgemeinen oder vorbereitenden Teil, welcher die Eigenschaften der Mineralien überhaupt zu erörtern bestimmt ist, und aus dessen Grundprinzipien die Klassifikation (Systematik) der Mineralien sich ergibt. Der zweite, beschreibende (physiographische) Teil bespricht dann die einzelnen durch ihre Eigenschaften unterschiedenen Mineralien in der auf obige Weise gewonnenen systematischen Anordnung.

Die Geschichte der M. hebt, auch wenn wir die ersten Anfänge, welche in einer Registrierung ein-^[folgende Seite]