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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Mottenkraut - Mouillieren.

erheblichen Schaden an. Über die Schnauzen- oder Gespinstmotte s. d. Vgl. Stainton, Zeller und Douglas, The natural history of the Tineina (Lond. 1855-73, 13 Bde.); Flothow, Die schädlichen Arten der M. (Berl. 1888).

Mottenkraut, s. Chenopodium, Ledum und Melilotus.

Mottenschwarm, s. Bienenmotte.

Motte Saint-Martin, La (spr. mott ssäng-martäng, auch La Motte les Bains, spr. lä bäng), Dorf im franz. Departement Isère, Arrondissement Grenoble, in malerischer Lage am Drac, mit salinischen Thermalquellen (60° C.), welche gegen Unterleibsleiden, Rheumatismus und Frauenkrankheiten empfohlen werden, besuchter Badeanstalt und 880 Einw.

Mottlau, Nebenfluß der Weichsel, kommt westlich von Dirschau im preuß. Regierungsbezirk Danzig aus dem Liebauschen See, tritt dann in den Danziger Werder, nimmt hier die Kladau und die Radaune auf, bildet in Danzig selbst, wo sie für Seeschiffe ausgegraben ist, die Speicherinsel und mündet unterhalb der Festungswerke.

Motto (ital.), Sinn- oder Denkspruch; Bezeichnung einer einem Schriftsteller entlehnten Stelle, welche einer Schrift zur Andeutung ihres Inhalts oder ihrer Tendenz vorangestellt wird.

Mottŏla, Stadt in der ital. Provinz Lecce, Kreis Tarent, ehemals blühender Ort mit dem Titel einer Markgrafschaft und Bischofsitz, jetzt unbedeutendes Landstädtchen, unweit der Eisenbahn Bari-Tarent, mit (1881) 5611 Einw. und Ölgewinnung.

Motu-iti, Insel, s. Tubai.

Motu proprĭo (lat., "auf eignen Antrieb"), eine seit Innocenz VIII. gebräuchliche Formel in den päpstlichen Reskripten, die bezweckt, daß die vorliegende Entscheidung unter keinem Vorwand bestritten werden soll; daher als Hauptwort s. v. w. eine (unbestreitbare) päpstliche Entscheidung oder Verordnung.

Motz, Friedrich Christian Adolf von, preuß. Staatsmann, geb. 18. Nov. 1775 zu Kassel aus einer alten hessischen Familie, studierte in Marburg die Rechte, trat 1795 in den preußischen Staatsdienst und ward Landrat erst in Halberstadt, dann im Eichsfeld. Während der westfälischen Herrschaft lebte er auf seinem Gut Vollenborn und trat erst gegen Ende derselben als Direktor der direkten Steuern des Harzdepartements in den öffentlichen Dienst und als Mitglied in die Reichsversammlung. Nach dem Befreiungskrieg wurde er Vizepräsident, dann Präsident zu Erfurt, 1820 provisorisch, 1824 definitiv Oberpräsident der Provinz Sachsen und 1825 Finanzminister. Indem er 1826 die Aufhebung der bisher bestandenen Generalkontrolle der Finanzen erreichte, erhöhte er den Einfluß seines Amtes. Trotz großer Schwierigkeiten gelang es ihm, das Finanzwesen zu vereinfachen und einen Überschuß der Einnahmen über die Ausgaben zu erzielen. Von besonderer Wichtigkeit für die Zollreform und die Entwickelung des Handels waren die Verträge, welche er 1828 mit dem Großherzogtum Hessen, dann mit Anhalt und Sachsen-Koburg schloß, aus welchen der Zollverein erwuchs. M. starb 30. Juni 1830 in Berlin. Vgl. "F. Chr. A. v. M. Eine Biographie" (Erfurt 1832).

Mouchard (spr. muschār, von mouche, "Fliege"), in Frankreich spottweise s. v. w. Polizeispion, Spitzel.

Mouche (franz., spr. muhsch, "Fliege"), Schmink-, Schönpflästerchen, kleines, länglich oder halbrund oder zu allerlei Figuren zugeschnittenes Stückchen schwarzen Tafts, das von den Modedamen auf das Gesicht geklebt ward, um die Haut weißer erscheinen zu lassen oder um Flecke derselben zu verdecken. Diese Mode, im 17. Jahrh. in Paris aufgekommen, beschränkte sich anfangs auf Frankreich, verbreitete sich im 18. Jahrh. aber auch nach Deutschland und verschwand gegen Ende desselben. - Auch ein Kartenspiel (s. Mistigri).

Moucheron (spr. mūsch'róng), 1) Frederik de, holländ. Maler, geb. 1634 zu Amsterdam, bildete sich bei Jan Asselyn zum Landschaftsmaler aus, ging im Alter von 22 Jahren nach Paris und ließ sich nach seiner Rückkehr zuerst in Antwerpen und 1659 in Amsterdam nieder, wo er 1686 starb. Er hat französische, italienische und holländische Landschaften gemalt, die geschickt arrangiert sind, aber an schwerer, kalter Farbe leiden. A. van de Velde, Lingelbach, Berchem u. a. haben dieselben mit Figuren versehen. Bilder von ihm befinden sich in den Galerien und Museen von St. Petersburg (Eremitage), Paris (Louvre), Amsterdam, München, Haag, Lille, Braunschweig, Dresden, Schwerin und Wien.

2) Isaac de, holländ. Maler und Radierer, Sohn und Schüler des vorigen, geb. 1670 zu Amsterdam, ging im Alter von 24 Jahren nach Italien und erhielt in Rom wegen der guten Komposition seiner Landschaften den Beinamen Ordonnance. Um 1697 kehrte er nach Amsterdam zurück, wo er eine Ansicht der Stadt bei festlicher Illumination radierte. Er starb daselbst 20. Juli 1744. Seine meist italienischen Landschaften sind wahrer und harmonischer in der Farbe als die seines Vaters. Jacob de Wit und Verkolje haben sie staffiert. Die Galerien von Dresden, Braunschweig, Augsburg, Kassel, Kopenhagen und Schwerin besitzen zahlreiche Bilder von ihm. Er hat auch 10 Blatt Landschaften nach Poussin radiert.

Mouches volantes (franz., spr. muhsch wolāngt), s. Gesichtstäuschungen.

Mouchetieren (franz., spr. mūsch't-), sprenkeln, tüpfeln.

Mouchoir (franz., spr. mūschŏahr), Schnupftuch.

Moudon (spr. mudóng, deutsch Milden), Bezirkshauptstadt im schweizer. Kanton Waadt, 515 m ü. M., an der Broye und der Eisenbahn Lausanne-Payerne-Lyß, mit (1880) 2420 Einw. Das heutige M. überragt der alte Stadtteil Bourg, der, selbst von den Schlössern Carouge und Rochefort überragt, auf die Zähringer oder gar auf Pippin den Kleinen zurückgeführt wird.

Moufang (spr. mu-), Christoph, kathol. Geistlicher, geb. 12. Febr. 1817 zu Mainz, studierte Medizin, dann Theologie in Bonn, München und Gießen, ward 1839 Priester, 1845 Lehrer am Gymnasium zu Mainz 1851 Regens des bischöflichen Seminars, 1854 Mitglied des Domkapitels daselbst, 1863 Vertreter des Bischofs Ketteler von Mainz in der hessischen Ersten Kammer zu Darmstadt, wie er sich überhaupt als journalistischer und parlamentarischer Gehilfe seines Bischofs thätig zeigte und auch 1871 an seiner Stelle in den Reichstag gewählt wurde, dem er seitdem angehört. Nach dem Tod Kettelers (1877) ward er vom Domkapitel zum Stellvertreter des Bischofs bis zu einer Neuwahl erwählt, indessen von der Regierung nicht bestätigt. Er veröffentlichte: "Aktenstücke, betreffend die Jesuiten in Deutschland" (Mainz 1872), "Die Mainzer Katechismen von Erfindung der Buchdruckerkunst bis zu Ende des 18. Jahrhunderts" (das. 1877), "Katholische Katechismen des 16. Jahrhunderts" (das. 1881), "Officium divinum", katholisches Gebetbuch (11. Aufl., das. 1885), und gibt mit Heinrich die Zeitschrift "Der Katholik" heraus.

Mouflon, s. Schaf.

Mouillieren (franz., spr. mu[l]ji-), in der Grammatik s. v. w. einen Konsonanten, besonders l und n weich