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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Nietleben; Nietzsche; Nieukerk; Niger; Nigercompagnie; Nigersaat; Nikisch; Nikola I.; Nikolaus II.

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Nietleben - Nikolaus II.

Nietleben, Dorf im Saalkreis des preuß. Reg.-Bez. Merseburg, 4 km nordwestlich von Halle a. d. Saale, an der Kleinbahn Halle-Hettstedt, hat (1895) 3518 E., Postagentur, Fernsprechverbindung, evang. Kirche, dabei die Provinzialirrenanstalt, deren Arbeiterkolonie in Altscherbitz bei Schkeuditz ist; Cement- und Kohlenpreßsteinfabrik, Ziegelei, Braunkohlen- und Streusandgruben.

Nietzsche *, Friedrich Wilhelm. Von der Gesamtausgabe seiner Werke sind bis jetzt erschienen Bd. 1-10 (Lpz. 1895 fg.). - Vgl. Schellwien, Max Stirner und Fr. N. (Lpz. 1892); Kaatz, Die Weltanschauung F. N.s (2 Tle., Dresd. und Lpz. 1892-93); Weigand, Fr. N. (Münch.1892); Przybysznosky, Chopin und N. (Berl. 1892); Georg Brandes, Menschen und Werke (Frankf. 1894); Lou-Andreas-Salomé, F. N. in seinen Werken (Wien 1894); E. Kretzer, F. N. (Frankf. a. M. 1895); E. Förster-Nietzsche, Das Leben F. N.s, Bd. 1 u. 2 (Lpz. 1895-97); Steiner, Fr. N., ein Kämpfer gegen seine Zeit (Weim. 1895); Tille, Von Darwin bis N. (Lpz. 1895).

Nieukerk, Flecken im Kreis Geldern des preuß. Reg.-Bez. Düsseldorf, an der Linie (Köln-)Neuß-Cleve der Preuß. Staatsbahnen, hat (1895) 3208 kath. E., Post, Telegraph, Bürgermeisterei, schöne got. Kirche mit altröm. Votivaltar; Seidenweberei.

Niger *, Fluß. Im J. 1895 wurde die eigentliche Quelle des N. vom Kapitän Brouet entdeckt und von der engl.-franz. Kommission zur Absteckung der Grenze zwischen Sierra Leone und dem franz. Sudan festgelegt. Danach liegt sie bei dem Dorfe Tembi Kundu unter 9° 5' 20" nördl. Breite und 10° 50' westl. L. von Greenwich, 850 m ü. d. M. Nachdem 1895 auch die Flußstrecke zwischen Say und Gomba von Lieutenant von Carnap aufgenommen worden war, ist jetzt der ganze Flußlauf bekannt. 1896 fuhr der franz. Marinelieutenant Hourst den Fluß von Timbuktu bis zur Mündung hinab.

Nigercompagnie *. Als die Franzosen in Dahome 1894 Anstalten trafen, ihre Machtsphäre nach Norden auszudehnen, wurde Kapitän Lugard 28. Aug. 1894 von Akassa abgesandt, im Auftrag der N. den Vertrag mit Borgu zu erneuern. Das gelang ihm auch. Er traf 5. Nov. in Nikki ein, 20 Tage vor der Ankunft des Franzosen Decoeur, der aber ebenfalls das Protektorat über Borgu errang, über die Gültigkeit des einen oder andern Vertrags schweben noch diplomat. Verhandlungen zwischen England und Frankreich. Die N. erhebt hohe Zölle auf die Einfuhr von Branntwein und Kriegsmaterial, das angrenzende, unter der engl. Regierung stehende Nigerküstenprotektorat aber nicht. Das verleitete die Eingeborenen des Protektorats zu lebhaft betriebenem Schmuggel. Ein barbarischer Guerillakrieg Anfang 1895 zwischen den Brahlcuten und den Grenzwächtern war die Folge; es kam zu einem entsetzlichen Blutbad in Akassa. Die N. blieb schließlich siegreich. Um solche Friedensstörungen zu verhindern und die Ungleichheit der Zollbehandlung in zwei benachbarten engl. Gebieten aufzuheben, sah sich das Nigerküstenprotektorat im Nov. 1895 genötigt, die Zölle auf Spirituoscn zu verdoppeln und auf Kriegsmaterial zu verdreifachen. Anfang 1397 wurde die N. in Kämpfe mit Benin, wo eine engl. Expedition ermordet worden war, und in Nupe, das sich von dem von den Engländern begünstigten Reiche Sokoto loslösen wollte, verwickelt.

Nigersaat, Tel- oder Namtillasamen, die Samen der in Ostindien kultivierten Komposite

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Guizotia abyssinica Cass. Sie enthalten 40-50 Proz. mildschmeckendes, an Nußöl erinnerndes fettes Öl, das zu speise- und Beleuchtungszwecken dient.

Nikisch, Arthur, Musikdirigent und Komponist, geb. 12. Okt. 1855 in Lébény Szent-Miklos in Ungarn, begann, 6 J. alt, mit Klavier- und Theorieunterricht bei dem Organisten Franz Procházka in Butschowitz (Mähren), trat, 8 J. alt, öffentlich als Klavierspieler auf und studierte seit 1867 auf dem Wiener Konservatorium bei Hellmesberger Violine, bei Otto Dessoss Komposition und bei Schenner Klavier. 1872 erhielt er hier den ersten Preis für Violinspiel. 1874 bis Ende 1877 war er erster Geiger am Wiener Hofopernorchester. Im Jan. 1878 wurde N. von Angelo Neumann als Musikdirektor an das Leipziger Stadttheater berufen, rückte schon im Juli 1879 zum ersten Kapellmeister vor und blieb bis 1889 in dieser Stellung. 1889-93 war er Dirigent des Bostoner Sinfonieorchesters, mit dem er große Konzertreisen durch die Vereinigten Staaten von Amerika unternabm. 1893-95 war er artistischer Direktor der königl. Ungarischen Oper in Budapest. Seit Okt. 1895 wirkt er als Kapellmeister der Gewandhauskonzerte in Leipzig und dirigiert zugleich die zehn jährlichen großen Philharmonischen Konzerte in Berlin. Von N.s Kompositionen erhielt ein Streichsextett (1870) den ersten Preis vom Wiener Konservatorium. Ferner schrieb er "Die Christnacht", Kantate für Soli, Chor und Orchester (1871), Lieder und eine Sinfonie in D-moll, deren Aufführung (1873) in Wien er selber leitete.

Nikola I. *, Petrovic Njegos, Fürst von Montenegro. Seine dritte Tochter, Helene, geb. 8.Jan. 1373, vermählte sich 24. Okt. 1896 mit dem Kronprinzen Victor Emanuel von Italien.

Nikolaus II. * (russ. Nikolaj Alexandrowitsch), Kaiser von Rußland, vermählte sich 26. Nov. 1894 mit der Prinzessin Alix von Hessen, nachdem sie das griech.-orthodoxe Bekenntnis und den Namen Alexandra Feodorowna angenommen hatte. Am 15. Nov. 1895 wurde ihm eine Tochter geboren, die den Namen Olga Nikolajewna erhielt. Am 26. Mai 1896 vollzog sich unter Entfaltung größten Glanzes die Krönung des Monarchenpaares in Moskau, doch wurde das Fest in der furchtbarsten Weise durch den Unglücksfall auf dem Chodynkafelde getrübt (s. Moskau). - Nach dem aus Livadia erlassenen Manifest vom 20. Okt. (1. Nov.) 1694 und dem Krönungsmanifest ist ein Systemwechsel und ein Anknüpfen an die liberalen Tendenzen Alexanders II. nicht beabsichtigt. Die von Alexander III. gewiesene Richtung ist bisher für die russ. Politik im allgemeinen herrschend geblieben, wenn auch im einzelnen ein milderes Auftreten gegen die fremden Nationalitäten und Konfessionen stattfand. Zwar hielt der Zar in der äußern Politik die Verbindung unt Frankreich aufrecht, doch suchte er ein besseres Verhältnis auch zu Österreich und Deutschland herbeizuführen, wozu die Besuche an beiden Kaiserhöfen, die im Aug. und Sept. 1896 stattfanden, wesentlich beitrugen. Es folgten Besuche am dän. und engl. Königshof, die einen mehr privaten Charakter trugen; von hoher polit. Bedeutung war dagegen der Aufenthalt des russ. Kaiserpaares in Frankreich (5. bis 9. Okt. 1896), wo es in Cherbourg von den Präsidenten der Republik und der Kammern empfangen, in Paris vom Volke stürmisch begrüßt und in Châlons durch eine große Parade über 70000 Mann geehrt wurde. Zwar wurde auch jetzt