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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Orgelchor - Oribasius.

läufer Seb. Bachs), Frescobaldi, Froberger, Sweelinck, Georg Muffat, Pachelbel, Reinken, Schein, Scheidemann, Scheidt; im 18. die Familien Couperin und Bach, Händel, Marchand, Schröter, Türck, Kittel, Knecht, Rinck, Vogler, Buttstedt, Homilius; endlich im 19. Jahrh. Vierling, Séjan, Serassi, Bastiaans, Adams, K. F. Becker, D. H. Engel, Herzog, Hesse, Mendelsohn, Ritter, Schellenberg, Joh. Schneider, Töpfer, der blinde K. Grothe, A. G. Fischer, G. Merkel, Best, Thiele, Faißt, Haupt, Piutti, Volckmar, Guilmant u. a. Viele der Genannten zeichneten sich zugleich im Fach der Komposition für O. aus. Empfehlenswerte Orgelschulen lieferten: Knecht (Lpz. 1795), Schneider (Halberst. 1829-30), Ritter ("Die Kunst des Orgelspiels", 8. Aufl., Leipz. 1877, 3 Tle.), Volckmar, Frankenberger, Brähmig, Lemmens (für katholische Organisten), Schütze etc.

Von den Werken über Orgelbau und Geschichte der O. erwähnen wir: Bedos de Celles, L'art du facteur d'orgues (1766 ff., 4 Bde.; Bd. 4, eine Geschichte der O. enthaltend, deutsch von Vollbeding, Berl. 1793); Töpfer, Theorie und Praxis des Orgelbaues (2. Aufl. von Allihn, Weim. 1888), und einige kleinere Werke desselben; J. ^[John] Hopkins, The organ, its history and construction (Lond. 1855); Wangemann, Die O., ihre Geschichte und ihr Bau (3. Aufl., Leipz. 1887); ferner die kleinern Schriften von Kuntze, Sattler, Kothe, Richter, Weippert, Zimmer u. a. Vgl. auch Ritter, Zur Geschichte des Orgelspiels im 14-18. Jahrhundert (Leipz. 1884, 2 Bde.). Organ für Orgelbau und Orgelspiel ist Gottschalgs Musikzeitschrift "Urania" (Erfurt, seit 1844).

Orgelchor, s. Chor, S. 72.

Orgelgebirge (Serra dos Orgãos), Küstengebirge in der brasil. Provinz Rio de Janeiro, seiner orgelpfeifenähnlichen Spitzen wegen so genannt, besteht vorwiegend aus Gneis, erhebt sich bis 1750 m (ragt also nicht über die Region der immergrünen Wälder empor) und findet im S. in der Serra do Mar seine Fortsetzung.

Orgelgeschütz (Totenorgel), früher gebräuchliches, aus mehreren Läufen bestehendes Geschütz (s. d., S. 220). Nicht selten waren an der Stirnseite auch noch lange Spieße angebracht (daher auch Igelgeschütze). Eine Art O. ist die Espingole (s. d.).

Orgelkoralle, s. Korallen und Korallpolypen.

Orgelmetall, eine Mischung von Zinn und Blei, aus welcher die metallenen Labialpfeifen gefertigt werden. Das Metall ist schlecht, wenn das Blei in der Mischung überwiegt, und um so besser, je mehr Zinn es enthält. Zu den Prospektpfeifen nimmt man des schönen Aussehens wegen womöglich ganz reines Zinn (16lötiges). Die Mischung von ¾ Zinn und ¼ Blei (12lötig) heißt bei den Orgelbauern Probezinn. Das Überwiegen des Zinns befördert Kraft und Helle des Klanges und ist besonders für die Prinzipale notwendig.

Orgeln, das Schreien der Hirsche in der Brunstzeit.

Orgelpunkt, ein lang ausgehaltener Baßton, über welchem die Harmonien bunt wechseln, besonders kurz vor dem Schluß einer Komposition, wo der O. in der Regel über der Quinte der Tonart auftritt, gewöhnlich mit dem Quartsextakkord beginnend. Der O. dieser Art ist schon alt; bereits Franko von Köln (12. bis 13. Jahrh.) erwähnt ihn. Bedingung der guten Wirkung eines Orgelpunktes ist, daß er zu Anfang und zu Ende gut tonal ist, während er in der Mitte sich ganz frei durch fremde Harmonien bewegen kann. Seine ästhetische Bedeutung ist die einer Verzögerung der Konsonanz des Durakkords des Baßtons.

Orgeltabulatur, s. Tabulatur.

Orgelton, s. Chorton.

Orgiásmus (griech.) bezeichnet einen nicht notwendig durch physische (wie der Weinrausch), sondern durch psychische Mittel (Erregung der Phantasie durch Dicht- oder Tonkunst) künstlich hervorgebrachter Verzückungsrausch.

Orgien (griech.), ursprünglich Verrichtungen beim Gottesdienst, namentlich Opfergebräuche, die von den Göttern einigen Auserwählten besonders mitgeteilt wurden (so von der Demeter dem Triptolemos, Eumolpos); im spätern Sprachgebrauch vorzüglich solche heilige Verrichtungen, bei denen unter enthusiastischer Gemütsstimmung Weihen stattfinden, die den Menschen reinigen und ihm vor oder nach dem Tod ein gutes Los zusichern sollen. Die berühmtesten dieser Weihen waren die eleusinischen der Demeter und Persephone. In dieser Hinsicht fallen die O. mit den Mysterien zusammen. Die Dionysischen O. wurden an vielen Orten gefeiert, wobei ausgelassene, durch Genuß des Weins und durch Tanz hervorgerufene Fröhlichkeit herrschte, und deshalb heißen jetzt O. in übertragener Bedeutung wilde, auch mit geschlechtlichen Ausschweifungen verbundene Trinkgelage.

Orgiva, Bezirksstadt in der span. Provinz Granada, Hauptort der westlichen Alpujarras, am Fluß O., mit Öl-, Feigen-, Mandel- und Weinbau, Bleiminen und (1878) 4428 Einw.

Orgon (spr. -góng), Stadt im franz. Departement Rhônemündungen, Arrondissement Arles, an der Durance und der Eisenbahn Avignon-Pertuis, hat Reste eines römischen Aquädukts und eines alten Schlosses, (1881) 1390 Einw., Getreide- und Seidenhandel. Merkwürdig sind die Schleusen und der Tunnel des Kanals von Boisgelin.

Orgue expressif (franz., spr. orgh), s. v. w. Expressivorgel, s. Harmonium.

Orgyia, s. Aprikosenspinner.

Orhanieh (bulgar. Samundschiewo), Kreisstadt in Bulgarien, am Nordabhang des Balkans, nordöstlich von Sofia gelegen, mit (1881) 2284 Einw., eine moderne Schöpfung Midhat Paschas, regelmäßig, aber ärmlich gebaut.

Oria (das antike, von Kretern gegründete Uria oder Hyria), Stadt in der ital. Provinz Lecce, Kreis Brindisi, unweit zweier Seen malerisch auf einer Anhöhe gelegen, mit herrlicher Aussicht auf das Adriatische Meer und auf den Golf von Tarent, ist Sitz eines Bischofs, hat eine Kathedrale, eine mittelalterliche Burg, Tabaksbau, Fabrikation von Baumwollwaren und Hüten und (1881) 7765 Einw.

Oriánda (Ürjanda), Besitzung der russischen Kaiserfamilie, an der Südküste der Krim (Kreis Jalta) malerisch gelegen, mit schönen Lustschlössern (davon eins in orientalischem Stil), prächtigen Parken und alten Ruinen.

Oriani, Barnaba, Astronom, geb. 17. Juli 1752 zu Garignano bei Mailand, war von 1786 bis zu seinem Tod, 12. Nov. 1832, Direktor der dortigen Sternwarte, berechnete als einer der ersten die Bahn des Uranus, nahm an der Meridiangradmessung zwischen Mailand und Genua sowie an der Triangulierung der Lombardei teil und stellte fest, daß die Ceres ein Planet sei. Er schrieb: "Observationes et tabulae novi planetae" (1785 u. 1793); "De re fractionibus astronomicis" (1788); die "Theoria planetae Mercurii" (1798) und die klassische "Trigonometria sphaerica" (Bologna 1806-10, 2 Bde.).

Oribasius, Arzt aus Pergamon oder Sardes, 326-403 n. Chr., Schüler des alexandrinischen Dog-^[folgende Seite]