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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Panamakanal; Panamarinde; Panamas; Panänos

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Panamakanal - Panänos.

in den Händen von Ausländern, und dies gilt ganz besonders vom Transithandel über den Isthmus, der seit Eröffnung der 1850-55 erbauten Eisenbahn einen großartigen Umfang angenommen hat. Im J. 1882 beförderte die Eisenbahn 75,703 Reisende und 184,400 Ton. Waren. Politisch bildete P. bis zur Befreiung vom spanischen Joch unter dem Namen der Tierra Firme einen Teil des Vizekönigreichs von Neugranada, wurde 1821 der von Bolivar errichteten Republik Kolumbien einverleibt und gehört jetzt zur Bundesrepublik des gleichen Namens. Während der Jahre 1855-61 bildete es einen selbständigen Staat, und noch 1885 machte es einen Versuch, sich von der Zentralregierung loszureißen. Es wird eingeteilt in sechs Departements (Chiriqui, Coclé, Colon, Los Sántos, P. und Veráquas) und in die Kreise Balboa (Perleninseln), Boca del Toro (an der Chiriqui-Lagune) und Darien. S. Karte "Westindien". Vgl. A. Reclus, P. et Darien, Voyages d'exploration (Par. 1881). - Die gleichnamige Hauptstadt des Staats liegt an der Nordseite des Golfs von P. und am südlichen Ausgangspunkt der von Colon (Aspinwall) kommenden P.-Eisenbahn, auf einer Halbinsel, am Fuß des Cerro de Ancon (150 m), und bietet mit ihren vielen, jetzt zum Teil in Ruinen liegenden Kirchen und Klöstern, verfallenen Bastionen, umgeben von bergigen Inseln, vom Meer aus gesehen einen höchst malerischen Anblick dar. Das Klima ist während der Trockenzeit bei gleichmäßiger Temperatur von 27-29° C. gesund, während der Regenzeit aber (Mai bis November) den Europäern nicht zuträglich. Die Altstadt ist von Ringmauern umgeben, hat enge Straßen und hohe Häuser. An ihrem Hauptplatz liegen die geschmacklose Kathedrale (deren Türme mit Perlenmuscheln gedeckt sind), der bischöfliche Palast mit Seminar, das Stadthaus und das Haus der Kanalgesellschaft. Außerhalb der Mauern liegen die Vorstadt Santa Ana und das erst in jüngster Zeit entstandene Pueblo nuevo. Von öffentlichen Gebäuden sind sonst noch zu nennen das Ständehaus (Parlament), zwei Gefängnisse, eine Kaserne und das Hospital der Kanalgesellschaft (am Ancon). Eine Wasserleitung versorgt die Stadt seit 1885 mit Wasser. Die Einwohnerzahl ist 1855-81 von 6566 auf 20,000 gestiegen, ausschließlich infolge der Zunahme des Verkehrs, die seit Entdeckung von Gold in Kalifornien stattgefunden und den Bau der Eisenbahn veranlaßte. Der Hafen ist indes nur kleinern Schiffen zugänglich; größere ankern in der Bai, und die Postdampfer haben ihre Station auf der 15 km entfernten Insel Tobago. Die Einfuhr schätzte man 1882 auf 4,647,300 Dollar, die Ausfuhr auf 972,020 Doll. P. ist schon seit 1849 Freihafen sowie Sitz eines deutschen Konsuls. - P. wurde 1518 gegründet und 1673, nachdem es von den Flibustiern zerstört worden, nach seinem jetzigen Platz verlegt. Wiederholt hat die Stadt durch Feuersbrünste gelitten (zuletzt 1876). Sie war zur Zeit der spanischen Herrschaft sehr reich und der Stapelort des Handels mit Peru und den Philippinen. In der Folge verfiel sie, hob sich aber wieder seit 1833, als eine Dampfbootverbindung mit Peru und Chile und von der Ostküste mit Jamaica errichtet wurde. Geschichtlich merkwürdig wurde P. durch den Generalkongreß sämtlicher südamerikanischer Freistaaten, der 1825 hier eröffnet, aber später nach Tacubaya bei Mexiko verlegt wurde.

Panamakanal. Das Projekt einer Durchstechung des Isthmus von Panama ist alt, aber erst die Fortschritte der Technik in neuerer Zeit und der Erfolg, der mit dem Suezkanal erzielt wurde, haben die Ausführung des Unternehmens gesichert. Im J. 1878 erteilte die Regierung von Kolumbien dem französischen Marineleutnant N. B. Wyse die Erlaubnis zur Anlegung eines Schiffahrtskanals, und daraufhin gründete F. v. Lesseps 1881 in Paris seine Kanalgesellschaft mit einem Kapital von 600 Mill. Frank. Die Gesellschaft ist der Regierung von Kolumbien gegenüber verpflichtet, den Kanal in zwölf Jahren, bei unvorhergesehenen Schwierigkeiten spätestens in 18 Jahren zu vollenden. Von Anfang an war es den Unternehmen klar, daß der Kanal ohne Schleusen hergestellt werden müsse und dabei in genügender Tiefe und Breite, um auch den größten Schiffen die Durchfahrt möglich zu machen. Der Kanal wird eine Länge von 75 km haben, in den Ebenen 56 m, im Hügelland 22 m breit sein bei einer durchgängigen Tiefe von 8,5 m. An fünf Weichestellen wird die Breite verdoppelt, und am Rio Grande, 3 km vom Stillen Ozean, wird eine 600 m breite Flutdocke eingeschaltet, die infolge der Höhe der Flut und des Unterschieds ihrer Eintrittszeiten in beiden Ozeanen notwendig ist. Bei Colon steigt nämlich die Flut höchstens 0,58 m, in Panama dagegen nahezu 6 m, und sie tritt dort 9 Stunden früher ein als bei Colon. Von letzterm Ort aus, wo ein künstlicher Hafen bereits hergestellt ist, an welchem die Arbeiterstadt Christophe Colomb liegt, benutzt der Kanal bis Matachin (44 km) meist die Thalebene des Chagres, aber schon hier sind einige Hügel zu durchbrechen, und der Boden besteht auf den letzten 24 km aus trachytischen und doleritischen Tuffen und Konglomeraten. Die größten Schwierigkeiten sind auf der Strecke Matachin-Rio Grande zu überwinden, weil dort der Boden aus hartem Fels (Trachyt, Dolerit und Schiefer) besteht und die Seehöhe 8 km weit über 50 m (beim Cerro Culebra 102 m) erreicht. Von da an ist das Terrain wieder eben. Der Kanal erreicht den Stillen Ozean 4 km westlich von der Stadt Panama (68 m von Colon), wird aber noch 7 km weiter geführt, bis er das tiefe Meer erreicht. Große Sorgfalt wird der Regulierung der neben dem Kanal hinlaufenden Flüsse gewidmet. Man schätzte die auszuhebende Erde auf 120 Mill. cbm; bis März 1886 waren trotz der 20,000 Arbeiter (meist Neger aus den westindischen Inseln) erst 21,6 Mill. ausgehoben. Zweifel an der Ausführbarkeit des Unternehmens scheinen durch eine Untersuchung an Ort und Stelle durch den Regierungsingenieur Rousseau (1886) gehoben worden zu sein, und daraufhin versicherte Lesseps (November 1887), den Kanal 3. Febr. 1890 für Schiffe von 6-7 m Tiefgang eröffnen zu können. Auch ist es ihm (1888) gelungen, frisches Kapital im Betrag von 600 Mill. Frank zu erlangen. Die Panamaeisenbahn wurde 1882 von der Kanalgesellschaft für 17 Mill. Doll. gekauft. S. Karte "Westindien", mit Spezialkarte des Panamakanals. Vgl. A. Reclus, Le canal interocéanique (Par. 1879); Zöller, Der P. (Stuttg. 1882); Rodriguez, The Panama Canal (Lond. 1885); Wyse, Le canal de Panama (Par. 1886); Garcon, Histoire du canal de Panama (das. 1886); Koep, Der P. (Dresd. 1887).

Panamarinde, s. Quillaja.

Panamas, halbwollene Modezeuge mit dreifädiger baumwollener Kette und doppeltem wollenen Einschuß, sieht den geflochtenen Panamahüten ähnlich.

Panänos, griech. Maler, Vetter des Pheidias, dem er als Maler bei der Ausführung des Zeusbildes in Olympia Beistand leistete, war in Athen mit Polygnotos und Mikon thätig.