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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Paraguaythee - Parallaktische Aufstellung

The history of P. (2 Bde., Boston 1871); von Versen, Reisen in Amerika und der südamerik. Krieg (Bresl. 1872; 2. Ausg., Gera 1874); L. Schneider, Der Krieg der Tripelallianz gegen die Republik P. (3 Bde., Berl. 1872‒75); Mulhall, Handbook of the River Plate Republics (5. Aufl., Lond. 1885); Gothein, Der christlich-sociale Staat der Jesuiten in P. (Lpz. 1883); Clemens, La Plata Countries of South America (Philad. 1886); Bourgade la Dardye, Le P. (Par. 1889); Criado, La República de P. (Asuncion 1888); F. de B. Ladarye, P.: The land and the people (Lond. 1892); Les États de la Plata (Brüss. 1892); van Bruyssel, La République de P. (Par. 1893); Pfotenhauer, Die Missionen der Jesuiten in P. (3 Tle., Gütersl. 1893). Karten: Morgenstern, Karte von P. nach den letzten Traktaten (Wien 1875); Beyer, Mapa de la Republica del P. 1 : 1000000 (Buenos-Aires 1886); Criado, La Republica del P. 1 : 1500000 (Asuncion 1888).

Paraguāythee, Maté- oder Yerba-, auch Jesuitenthee, die getrockneten und zerbrochenen oder zu einem groben Pulver verkleinerten und mit zerbrochenen Stielen vermengten Blätter von Ilex paraguayensis St. Hil. (s. Ilex), eines immergrünen Baums mit glänzend glatten, lanzettförmigen oder länglichen, am Grunde keilförmigen und an den Rändern gesägten Blättern und achselständigen, vielblütigen Blutenständen. Der Aufguß auf die getrockneten Blätter, der aromatisch bitter schmeckt und balsamisch duftet, wird in ganz Südamerika als Thee getrunken. Die Bestandteile ähneln denen des chines. Thees: Coffeïn, Gerbsäure, Spuren ätherischen Öls; dem europ. Gaumen sagt der Geschmack des Aufgusses nicht zu. Der Gesamtverbrauch Südamerikas wird annähernd auf 30 Mill. kg geschätzt. P. kostet (1896) im Großhandel 1,80 M. das Kilogramm. – Vgl. Doublet, La maté (Par. 1885).

Paragummi, s. Kautschuk.

Para-Hausenblase, s. Hausenblase.

Parahȳba (Parahiba, d. i. großer Fluß), Name zweier Flüsse in Brasilien. 1) Der südliche oder Rio P. do Sul entsteht in São Paulo in der Serra do Mar, fließt erst gegen SW., durchbricht, sich plötzlich gegen N. wendend, die Serra Geral und strömt nordostwärts in den Staat Rio de Janeiro, wo er nach einem Laufe von 950 km unterhalb Campos mündet. 2) Der nördliche oder Rio P. do Norte ist ein 370 km langer Küstenfluß im Staate P., entsteht in der Gegend von Teixeira und bildet eine von Manglesümpfen eingefaßte Mündungsbai. In seiner breiten Mündung nimmt er größere Fahrzeuge auf, in den höhern Gegenden aber ist er der Katarakte und des Wassermangels wegen nicht fahrbar.

Parahȳba. 1) Nördl. Küstenstaat Brasiliens, zwischen Pernambuco im S., Rio Grande do Norte im W. und N. und dem Atlantischen Ocean, hat auf 74731 qkm 496618 E. Das Land ist an der Küste flach, im Innern von Hügelketten durchzogen, im O. von den Küstenflüssen Rio Guaju, Rio Camaratuba und dem P., im W. von dem nach N. sich wendenden Rio das Piranhas durchströmt. Der Boden ist in der innern Hügelgegend sandig, meistens kahl oder nur mit Catingawaldungen bedeckt, welche aus dichtgedrängten, niedrigen, in der trocknen Jahreszeit entblätterten Stämmen besteht. Hochstämmige Urwaldungen und fruchtbarer Boden finden sich nur längs den Flüssen, Grastriften und auf den westl. Bergen. Diese Ungunst des Bodens, verbunden mit dem periodisch wiederkehrenden Ausbleiben der Regenzeit, hat den Aufschwung des Ackerbaues verzögert. Doch baut man gegen die Küste hin die gewöhnlichen Feldfrüchte Brasiliens und als Handelsprodukte Zucker, Baumwolle, Kakao, Reis, Tabak, auf den Höhen Kaffee, ferner ausgezeichnete Früchte, Farbe-, Bau- und Gummiholz. Viehzucht wird wenig, Bergbau gar nicht betrieben, die Industrie ist unbedeutend. – 2) Hauptstadt des Staates P., am gleichnamigen Flusse, 20 km vom Meere, durch Eisenbahn mit der Mündung und Independencia im Innern verbunden, hat 40000 E., Kathedrale, ehemaliges Jesuitenkolleg und Ausfuhr von Baumwolle.

Parahybuna, brasil. Stadt, s. Juiz de Fora.

Paraklēt (grch., d. i. Tröster, Ermahner), im Johannesevangelium der von Jesu seinen Jüngern verheißene Geist der Wahrheit (s. Heiliger Geist). Geradezu eine neue, über Christus hinausgehende Offenbarung seitens des Heiligen Geistes als des für das letzte Zeitalter der Kirche verheißenen P. lehrten die Montanisten (s. d.). – Vgl. Schnabel, Die Kirche und der P. (2. Aufl., Gotha 1890).

Parakme (grch.), s. Paläontologie.

Parakresol, s. Kresol.

Paralbumīn, in der Flüssigkeit von Cysten gefundener eiweißartiger Körper, welcher sich vom Albumin dadurch unterscheidet, daß er beim Kochen nicht in Flocken, sondern als feine Trübung koaguliert und beim Erwärmen mit verdünnter Salzsäure eine zuckerartige Substanz liefert, welche Fehlingsche Lösung (s. d.) reduziert.

Paraldehyd, eine aus dem Aldehyd (s. d.) gewonnene Flüssigkeit, die neuerdings in Lösung oder als Emulsion in Gaben von 3 bis 5 g als Schlafmittel vielfach benutzt wird.

Paraleukanilīn, s. Triphenylmethan.

Paralĕxie (grch.), das Unvermögen, geschriebene oder gedruckte Schriftzeichen richtig zu lesen, ist häufig mit Aphasie (s. d.) verbunden.

Paralipomĕna (grch., eigentlich «Übergangenes» oder «Ausgelassenes»), in der Septuaginta (s. d.) Titel der Bücher der Chronik, weil man dieselben irrig als Supplemente oder Ergänzungen der Bücher Samuelis und der Könige auffaßte. Auch von modernen Schriftstellern ist P. im Sinne von Nachträgen und Ergänzungen zu frühern Werken (z. B. Lobecks «Paralipomena grammaticae graecae», sowie Schopenhauers «Parerga und P.») gebraucht worden.

Paralipse (grch.; lat. praeteritio, «Übergehung»), rhetorische Figur, wonach man etwas dadurch hervorhebt, daß man es übergehen zu wollen erklärt.

Parallăge (grch.), Änderung, Verwechselung; Geistesverwirrung.

Parallaktische Aufstellung oder parallaktische Montierung, Bezeichnung für eine solche Ausstellung eines Fernrohrs, vermöge deren es der täglichen scheinbaren Bewegung eines Sterns beständig nachfolgen kann. Die Erreichung dieses Zwecks geschieht in der durch umstehende Fig. 1 schematisch angedeuteten Weise. Das Fernrohr FF sitzt rechtwinklig fest an einer Achse DD, der Deklinationsachse, die sich in einer Büchse rund herum drehen läßt. Diese Büchse wiederum ist rechtwinklig fest verbunden mit einer zweiten Achse SS, die sich so in zwei festen Lagern dreht, daß sie beständig dieselbe Richtung beibehält, und zwar ist dies die Richtung der Erdachse. Wird die Achse SS, die Stundenachse, so aufgestellt, daß sie der Erdachse genau parallel bleibt, also immer nach