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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Permutationsrezeß; Pernaken; Pernambuco; Pernau; Per nefas; Pernes; Pernice

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Permutationsrezeß - Pernice.

Permutationsrezeß (lat.), Vertrag, vermöge dessen eine Staatsregierung an eine andre ein Land, ein Recht etc. gegen ein andres vertauscht; so der Halberstädter P. 1573 zwischen Kursachsen und Mansfeld.

Pernaken, die von eingewanderten Chinesen mit Javanerinnen erzeugten Nachkommen.

Pernambuco, Küstenprovinz Brasiliens, liegt zwischen Parahyba und Alagoas und hat ein Areal von 128,395 qkm (2332 QM.). Die Küste wird von einem Riff eingefaßt, welches nur wenige Öffnungen hat. Der Küste zunächst liegt ein ungemein fruchtbarer Strich Alluvialboden, die sogen. Matá, noch großenteils Urwald, aber dem Anbau von Zuckerrohr äußerst günstig. Das Klima ist hier feucht und heiß. Das zweite, mehr unebene Gebiet eignet sich mehr für den Anbau von Baumwolle. Endlich erfüllen das noch wenig erforschte Innere ausgedehnte Hochebenen (campos), die ebenso dürr und heiß sind wie die in den nördlicher gelegenen Provinzen. Von den Flüssen ist nur der São Francisco von Bedeutung, er bildet aber bloß einen Teil der Südgrenze im Binnenland. Die etwanigen Mineralschätze des Landes sind noch nicht erforscht worden. Die Zahl der Bewohner schätzte man 1872 auf 841,539 (einschließlich 89,028 Sklaven), 1882 auf 1,014,700 (79,803 Sklaven). Hauptprodukte sind: Zucker und Baumwolle, daneben auch Kaffee, Tabak und vorzügliche Früchte; aber weder Landbau noch Viehzucht decken den Lokalbedarf an Lebensmitteln. Ausgeführt werden ferner noch verschiedene Waldprodukte, als Piassavafasern (Attalea funifera), Palmenwachs, Kautschuk, Gerberrinde, Farb- und Nutzholz, wilder Honig. Zuckerraffinerie und Branntweinbrennerei werden in großem Maßstab betrieben. Fünf Eisenbahnen (1885: 478 km) verbinden die Hauptstadt mit dem Innern.

Die gleichnamige Hauptstadt ist eine der schönsten und belebtesten Städte Südamerikas und zeigt schon im Baustil vieler ihrer Häuser den holländischen Ursprung an. Ihre Straßen sind mit Gas beleuchtet, und eine Wasserleitung versorgt zahlreiche Chafarizes (Brunnen). Die drei Bairros oder Stadtteile werden durch die Flüsse Biberibe und Capiberibe voneinander getrennt, sind aber durch fünf Brücken miteinander verbunden. Die Hafenstadt (Bairro do Recife) liegt auf einer Halbinsel, hat meist enge Straßen und ist Hauptsitz des Geschäfts. In ihr liegen das Marinearsenal, das Zollhaus (ehemals ein Kloster), das Landtagsgebäude und die Sternwarte. Die Bairro do San Antonio liegt auf einer Insel und hat breite, gerade Straßen. In ihr liegt die von Moritz von Nassau gebaute Vrijborg (jetzt Regierungspalais), ein Arsenal und eine Kaserne, ein großes Gefängnis, eine Markthalle, ein Theater, ein Findel- und Waisenhaus. Endlich liegt der Insel gegenüber der neueste Stadtteil, Boavista (Schoonzigt zur Zeit der Holländer), mit reizenden, in Gärten versteckten Villen. Dort befinden sich die Rechtsschule, das Gymnasium, das große Hospital Dom Pedro II. und der Palast des Bischofs von Olinda. Die Bevölkerung betrug 1872: 118,478, jetzt angeblich 130,000 Seelen. Es ist die bedeutendste Handelsstadt Nordbrasiliens, hat aber auch wichtige gewerbliche Anstalten, als Baumwollwebereien, Schiffswerften, Maschinen- und Zigarrenfabriken. Der Hafen von P. wird durch ein 200 m von der Küste gelegenes Korallenriff gebildet, dessen Öffnungen von Forts beherrscht werden, die noch aus der Zeit der Holländer stammen. Schiffe von über 5,5 m Tiefgang sind auf eine außerhalb gelegene schutzlose Reede angewiesen. Im J. 1887 liefen 1073 Schiffe von 780,235 Ton. ein; die Einfuhr belief sich auf 18 Mill. Milreis. Der Wert der Ausfuhr schwankt ungemein, je nach der Baumwoll- und Zuckerernte, und betrug (soweit er das Ausland betrifft) 1871-72: 28 Mill. 1877-78: 14 Mill., 1879-80: 43 Mill., 1886-87 aber nur 11 Mill. Milreis. England, die Vereinigten Staaten und Frankreich beteiligen sich am lebhaftesten bei diesem Handel. P. ist Sitz eines deutschen Konsuls. - Die jetzige Provinz P. wurde zuerst von dem Portugiesen Christovão Jacques kolonisiert, der zuerst (1534) Iguarassú, dann Olinda gründete, war aber 1630-54 im Besitz der Holländer, denen die von ihnen Moritzstadt genannte jetzige Hauptstadt ihren Ursprung verdankt.

Pernau, 1) Fluß im nördlichen Rußland, entsteht im Kreis Jerwen der Provinz Esthland aus drei Quellbächen, tritt nach 53 km langem Lauf nach Livland über und ergießt sich, 191 km lang, von welchen 20 schiffbar sind, in die Pernausche Bucht des Rigaschen Meerbusens. - 2) Kreisstadt im russ. Gouvernement Livland, an der Mündung des gleichnamigen Flusses, hat 2 lutherische und eine griechisch-kath. Kirche, ein Gymnasium, ein Schloß, ein Zollamt, einen Hafen für 100 Schiffe, ein besuchtes Seebad, einigen Handel und (1881) 12,918 Einw. Die Ausfuhr (Getreide und Flachs) bezifferte sich 1886 auf 3,425,000 Rubel, die Einfuhr auf 23,000 Rub.; 67 Schiffe von 11,170 Ton. liefen ein und aus. P. ist Sitz eines deutschen Konsuls. - P., 1255 erbaut, war lange Sitz eines Bischofs, wurde 1642 von den Schweden befestigt und 1710 den Russen übergeben. Von 1699 bis 1710 befand sich hier die Dorpater Universität.

Per nefas (lat.), mit Unrecht.

Pernes (spr. pern), Stadt im franz. Departement Vaucluse, Arrondissement Carpentras, an der Nesque, hat Seidenmanufakturen, Wein-, Mandel-, Krapp- und Safranbau und (1881) 2546 Einw.

Pernice, Ludwig Wilhelm Anton, deutscher Rechtsgelehrter, geb. 11. Juni 1799 zu Halle, studierte daselbst sowie in Berlin und Göttingen Geschichte und Philologie, später Rechtswissenschaft, habilitierte sich 1821 zu Halle, wurde dort 1822 außerordentlicher Professor der Rechte und Mitglied des Spruchkollegiums, 1825 ordentlicher Professor, bekleidete seit 1833 das Vizeordinariat der Juristenfakultät und ward 1838 zum Geheimen Justizrat ernannt. 1844 wurde er unter Entbindung von seiner Professur mit dem Titel eines Geheimen Oberregierungsrats Kurator und außerordentlicher Regierungsbevollmächtigter an der Universität, 1845 auch Direktor des königlichen Schöppenstuhls. Als 1848 die Kuratorenstellen aufhörten, trat P., der durch seine aristokratisch-absolutistische Gesinnung schon vorher in manchen Konflikt mit den Universitätsdozenten geraten war, wieder in die Reihe der juristischen Professoren ein. Seit 1852 Mitglied der preußischen Ersten Kammer, seit 1854 Kronsyndikus, starb er 16. Juli 1861 in Halle. Von seinen Schriften sind hervorzuheben: "Geschichte, Altertümer und Institutionen des römischen Rechts im Grundriß" (Halle 1821, 2. Aufl. 1824); "Observationes de principum comitumque imperii germanici inde ab anno 1806 subjectorum juris privati mutata ratione" (das. 1827); "Quaestionum de jure publico germanico part. I-III" (das. 1828-35). Vgl. "P., Savigny, Stahl" (Berl. 1862). - Von seinen Söhnen ist Hugo Karl Anton P., geb. 9. Nov. 1829, seit 1858 Professor der Medizin und Direktor des Entbindungsinstituts zu Greifswald. Ein zweiter Sohn, Her-^[folgende Seite]