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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Petroleum; Petroleumäther; Petroleumbenzin; Petroleum, deutsches; Petroleumkochöfen; Petroleumkraftmaschine

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Petroleum - Petroleumkraftmaschine.

Bedarf werden aber fast nur Kartoffeln, Runkelrüben und etwas Hafer gebaut. Das Erdreich liefert Steinkohlen, Eisen, Zink, Galmei, Kalk und Zement. Der Viehbestand betrug 1878: 178,500 Stück Hornvieh, 447,000 Schafe, 79,500 Schweine und 65,400 Pferde. Die Gesamtproduktion aus Feldbau und Viehzucht repräsentierte 1878 einen Wert von 16¾ Mill. Rubel. Die Industrie ist sehr bedeutend; man zählte 1884: 1858 Fabriken mit 43,649 Arbeitern. Der Wert der gesamten Produktion wird auf 83,615,000 Rub. angegeben. Besonders entwickelt ist die fast ausschließlich von Deutschen betriebene Woll- und Baumwollindustrie, welche sich hauptsächlich in Lodz konzentriert und seit Eröffnung der Warschau-Wiener Bahn mit einer Zweiglinie nach Lodz in stetem Aufschwung begriffen ist. Die Baumwollweberei repräsentiert in ihrer Jahresproduktion einen Wert von 21 Mill. Rub., die Baumwollspinnerei von 15 Mill. Rub., die Wollspinnerei von 11½ Mill. Rub., die Wollweberei von 12,2 Mill. Rub., die Tuchweberei von 3,2 Mill. Rub., die Druckerei und Färberei von 3,5 Mill. Rub. In zweiter Linie sind zu nennen: die Branntweinbrennerei (4,368,000 Rub.), die Mühlenindustrie (3,370,000 Rub.), die Bierbrauerei (915,000 Rub.). Außerdem gibt es noch Rübenzuckerfabrikation, Ziegeleien, Ölschlägereien, Zementfabriken, Glas-, Lichte-, Leder-, Leinwandfabrikation u. a. Die Zahl aller Lehranstalten ist (1883) 573 mit 39,580 Schülern, nämlich 569 Volksschulen, 3 Mittelschulen und eine Handwerkerschule. Das Gouvernement zerfällt in acht Kreise: Bendin, Bresiny, Czenstochowa, Lask, Lodz, Nowo-Radomsk, P. und Rawa. Bemerkenswert sind ferner die drei Fabrikstädte Sgersh, Pabianize und Tamaschow, in denen sich neben Lodz auch der Großhandel des Gouvernements konzentriert. Die gleichnamige Hauptstadt, an der Strada und der Warschau-Wiener Bahn, hat eine lutherische, eine griechische und mehrere katholische, zum Teil in gotischem Stil erbaute Kirchen, mehrere Klöster, eine Synagoge, ein Gymnasium, ein Mädchenprogymnasium, schönes Rathaus, verfallenes Schloß, eine Judenvorstadt und (1885) 24,866 Einw. P. ist eine der ältesten Städte Polens; unter der Jagellonischen Dynastie im 15. und 16. Jahrh. wurden hier die Reichstage gehalten und die Könige gewählt; später war P. der Sitz des Oberlandesgerichts (Krontribunals) für die großpolnischen Provinzen. König Kasimir d. Gr. ließ die Stadt mit einer Mauer umgeben und das Schloß erbauen. 1769 wurden hier die Anhänger der Barer Konföderation von den Russen geschlagen.

Petroleum, s. v. w. Erdöl (s. d.).

Petroleumäther, s. Erdöl, S. 767.

Petroleum, deutsches, s. Mineralöle.

Petroleumbenzin, s. Erdöl, S. 767.

Petroleumkochöfen, s. Lampen, S. 438.

Petroleumkraftmaschine (Petroleummotor), ein Motor, welcher durch die bei der Verbrennung von fein zerteiltem Petroleum mit atmosphärischer Luft erhaltene motorische Kraft in Gang gesetzt wird. Die erste brauchbare P. wurde von Hock in Wien konstruiert, erregte 1873-76 Aufsehen, konnte sich jedoch, hauptsächlich wegen zu großer Betriebskosten, nicht lange halten und ist jetzt veraltet. Die Hocksche P. war einer einfach wirkenden horizontalen Dampfmaschine ähnlich konstruiert. Ihr Kolben saugte während des ersten Drittels seines Vorganges aus einer feinen Öffnung Petroleum an, welches von einem Strom eingepumpter Luft getroffen und fein zerstäubt wurde. Der nun eintretenden Entzündung des Gasmisches von Petroleum und Luft folgte eine allmähliche Verbrennung, durch welche der zur Bewegung des Kolbens nötige Druck hervorgerufen wurde. Die Maschine verbrauchte pro Stunde und Pferdekraft etwa 1,25 kg Petroleum. Seit der Ausstellung zu Philadelphia von 1876 allgemein bekannt und vielfach angepriesen ist die P. von Brayton. Dieselbe ist in ihrer ersten Anordnung ebenfalls als liegende Maschine, jedoch im Gegensatz zur Hockschen doppelt wirkend ausgeführt. Petroleum und Luft werden hier nicht, wie bei der letztern, durch Luftverdünnung im Cylinder unter dem Druck der äußern Atmosphäre in den Cylinder befördert, sondern vermittelst Pumpen unter hohem Druck eingeführt. An jedem Cylinderende ist eine mit Fasermaterial, Filz oder Schwamm angefüllte Kammer angebracht, welche durch eine kleine Pumpe kontinuierlich mit Petroleum gespeist wird, während die mit Petroleum getränkte Masse kontinuierlich von einem feinen Luftstrahl durchströmt wird. Dadurch bildet sich eine Art Petroleumnebel, der sich auf einem Drahtgewebe als Schaum nieder-^[folgende Seite]

^[Abb.: Fig. 1. Braytons Petroleumkraftmaschine.]