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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Picciolini; Piccolo; Piccolomini; Pice; Picea; Picenum; Pichegru

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Picciolini - Pichegru.

Oper "Les amours de Chérubin" an die Öffentlichkeit, ging 1796, nachdem er noch mehrere dramatische Werke für Paris und Italien geschrieben, als Hofkapellmeister nach Stockholm, kehrte aber 1801 nach Paris zurück, wo er wiederum eine Anzahl von Opern zur Aufführung brachte, ohne jedoch nennenswerte Erfolge zu erringen. Er starb 31. Juli 1827 in Passy.

Picciolini (ital., spr. pittscho-), Oliven, nach einem vom Italiener gleiches Namens erfundenen Rezept eingemacht (französisch: à la picholine).

Piccolo (ital.), klein.

Piccolomini, altes ital. Geschlecht, stammte aus Rom, ließ sich dann in Siena nieder und kam in den Besitz des Herzogtums Amalfi. Der namhafteste Sprößling desselben ist außer dem Papst Äneas Sylvius (Pius II.) besonders Octavio, Herzog von Amalfi, geb. 1599, diente anfangs bei den spanischen Truppen in Mailand, kam dann mit einem von Cosmo II. von Medici, Ferdinands II. Schwager, dem Kaiser zu Hilfe geschickten Regiment nach Deutschland, machte die Schlacht am Weißen Berg mit, focht 1625 in den Niederlanden, trat 1627 in das Heer Wallensteins und zeichnete sich 16. Nov. 1632 bei Lützen, wo er mehrmals verwundet wurde, besonders aus. Er war mit Gallas, Aldringer und Marradas einer der Urheber des Sturzes Wallensteins, dessen volles Vertrauen er als Aufpasser in nächster Nähe ausnutzte und zu täuschen verstand, und erhielt dafür von dessen Gütern die Herrschaft Nachod. Nach der Schlacht bei Nördlingen focht er mit Isolani in Württemberg und am Main, vertrieb 1635 die Franzosen aus den Niederlanden, erlitt aber gegen die Holländer Verluste. Glücklicher kämpfte er 1640 gegen die Schweden unter Banér, eroberte Höxter, entsetzte Freiberg und befehligte unter dem Erzherzog Leopold Wilhelm in Mähren und Schlesien gegen Torstensson, trat aber nach der Niederlage bei Leipzig (2. Nov. 1642) 1643 in spanische Dienste. Nachdem er in den Niederlanden abermals gegen die Schweden und Holländer gefochten, rief ihn der Kaiser 1648 zurück, erteilte ihm den Oberbefehl und ernannte ihn zum Feldmarschall. Bei dem Konvent zu Nürnberg 1649 war P. kaiserlicher Generalbevollmächtigten ward dann vom Kaiser in den Reichsfürstenstand erhoben und erhielt vom König von Spanien das von seinen Vorfahren besessene Herzogtum Amalfi zurück. Er starb 10. Aug. 1656 kinderlos in Wien. Piccolominis Sohn Max in Schillers "Wallenstein" ist poetische Fiktion. Doch hatte Octavio P. einen Neffen, Joseph Silvio Max P., den er zum Erben eingesetzt hatte, der aber als Oberst eines kaiserlichen Kürassierregiments gegen die Schweden bei Jankau (6. März 1645) fiel. Vgl. A. v. Weyhe-Eimke, Die historische Persönlichkeit des Max P. (Pilsen 1870); Derselbe, Octavio P. (das. 1871); Richter, Die P. (Berl. 1874).

Pice (spr. peis), Münze, s. Pie.

Picea Don., Tanne (s. d.); P. Lk., Fichte (s. d.).

Picenum, alte Landschaft in Mittelitalien, südlich von Umbrien am Adriatischen Meer gelegen, vom Lande der Sabiner durch die Apenninen getrennt, wurde von den östlichen Ausläufern der letztern durchzogen und von vielen parallelen kleinen Küstenflüssen, dem Äsis (Esino), Flusor (Chienti), der Tinna (Tenna), dem Truentus (Tronto) u. a., bewässert. Die Einwohner, Picentes, Piceni, auch Picentini genannt (der Name wurde von picus, Specht, dem dem Mars heiligen Vogel, abgeleitet), gehörten zu dem sabellischen Volksstamm und galten als weichlich und unkriegerisch. Neben ihnen fanden sich als Reste älterer Bevölkerung Sikuler und Ligurer, als überseeische Einwanderer aus dem Orient Pelasger. Die Picenter schlossen zwar 299 v. Chr. ein Bündnis mit Rom, fielen aber schon 269 wieder ab, wurden in dem Kampf, der sich daraus entspann, von dem Konsul P. Sempronius geschlagen und nach Eroberung ihrer Hauptstadt Asculum der römischen Herrschaft unterworfen. Der Bundesgenossenkrieg 90-89, an welchem die Picenter einen hervorragenden Anteil nahmen, verschaffte diesen das römische Bürgerrecht. Die bedeutendsten Städte des Landes waren zur Zeit der römischen Herrschaft an der Küste: Ancona (Kolonie von Syrakus), Firmum und Castrum Novum (um 265 von den Römern gegründet); im Innern: Asculum, Urbs Salvia und Interamnium. S. die Geschichtskarte bei "Italia".

Pichegru (spr. pischegrü), Charles, franz. General, geb. 16. Febr. 1761 zu Arbois (Franche-Comté), studierte bei den Minoriten und trug als Lehrer der Mathematik an dem Kollegium zu Brienne das Ordenskleid, empfing aber nie die Weihen. Auch an der Militärschule zu Brienne gab er Unterricht, doch gehörte Napoleon nicht zu seinen Schülern. 1783 trat er als Soldat in das Artillerieregiment von Auxerre, stand beim Ausbruch der französischen Revolution, der er sich aus Ehrgeiz mit Eifer anschloß, in Besançon und erhielt als Präsident eines politischen Klubs das Kommando eines Bataillons Nationalgarde, das er zur Rheinarmee führte. Hier zeichnete er sich so aus, daß er 1792 in den Generalstab kam und 1793 zum Divisionsgeneral befördert wurde. Im Oktober mit dem Kommando über die Rheinarmee betraut, warf er in Gemeinschaft mit Hoche im Dezember die Österreicher zurück, bemächtigte sich der Weißenburger Linien, entsetzte Landau und nahm Lauterburg ein. Im Februar 1794 erhielt er den Oberbefehl über sämtliche Streitkräfte in den Niederlanden, erfocht 26.-29. April die Siege von Montcastel und Menin, schlug die Österreicher unter Koburg und York 18. Mai bei Courtrai, im Juni bei Rousselaere und Hoogleede, überschritt nach Jourdans Sieg bei Fleurus die Schelde, nahm Brügge, Ostende, Gent und Oudenaarde, ging 18. Okt. mit 40,000 Mann über die Maas, eroberte 27. Dez., durch den Frost unterstützt, die Insel Bommel und drang, von den holländischen Patrioten als Befreier begrüßt, Anfang 1795 siegreich in die Niederlande ein. Im März 1795 als Stadtkommandant nach Paris berufen, unterdrückte er hier 1. April den Volksaufstand der Vorstädte, kehrte aber sodann zur Rheinarmee zurück und eroberte Mannheim. Hier trat er mit Fauche-Borel, dem Agenten der Bourbonen, in Unterhandlungen und erhielt im Namen des Prinzen Condé große Versprechungen, wenn er die Bourbonen auf den französischen Thron zurückführe. Von nun an betrieb P. die Operationen so lässig, daß er die Ausbeutung der französischen Siege hinderte und der Regierung verdächtig wurde. Das neue Direktorium übertrug ihm daher einen Gesandtschaftsposten in Schweden. P. nahm aber denselben nicht an, sondern zog sich in das ehemalige Kloster Bellevaux bei Arbois zurück. 1797 Mitglied und Präsident des Rats der Fünfhundert, ward er nach dem Staatsstreich des 18. Fructidor (4. Sept.) verhaftet und zur Deportation nach Cayenne verurteilt. Von hier entkam er im Juni 1798 mit sieben Gefährten nach Paramaribo, ging nach England, schloß sich 1799 dem österreichisch-russischen Heer unter Korsakow an, lebte einige Zeit in Deutschland und kehrte dann nach England zurück. Nachdem er seine frühern Verbindungen mit den Bourbonen wieder angeknüpft, entwarf er