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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Piperin; Piperinen; Pipérno; Piperonal; Pipette; Pippel; Pippi; Pippin

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Piperin - Pippin.

vereinzelt stehende Gefäßbündel vorkommen. Die aus ungefähr 1000 Arten bestehende Familie gehört dem zwischen dem 35.° nördl. Br. und 42.° südl. Br. liegenden Erdgürtel an; am häufigsten sind sie im tropischen Amerika; sie lieben die niedrigen Regionen, vorzüglich die Thäler und Flußufer. Als Gewürz finden die Früchte von Piper nigrum (weißem und schwarzem Pfeffer) aus Ostindien und der javanischen Kubeben Anwendung.

Piperin, s. Piper.

Piperinen, Ordnung im natürlichen Pflanzensystem Endlichers unter den Dikotyledonen, charakterisiert durch kleine Blüten ohne Perigon und durch Samen, welche Endosperm und Perisperm enthalten, umfaßt die Familien der Piperaceen, Saurureen und Chloranthaceen.

Pipérno, Stadt in der ital. Provinz Rom, Kreis Frosinone, in den Volsker Bergen, unweit der Pontinischen Sümpfe, Bischofsitz, mit (1881) 4932 Einw. Dabei Ruinen des alten volskischen Privernum.

Piperonal, s. Piper.

Pipette (franz., Saugröhre), eine Glasröhre, welche etwa in ihrer Mitte mit einer Erweiterung versehen und an einem Ende in eine Spitze ausgezogen ist. Man benutzt die P., um aus einem Gefäß eine Flüssigkeit herauszunehmen, ohne dasselbe zu neigen (Stechheber). Man steckt die Spitze der P. in die Flüssigkeit und saugt am andern Ende, bis die Erweiterung mit der Flüssigkeit gefüllt ist. Verschließt man dann das obere Ende mit der Zunge oder mit dem Finger, so kann man die P. heben, ohne daß ein Tropfen herausfließt. Ist der Inhalt der P. bekannt und ein bestimmtes Volumen an der Röhre durch einen Feilstrich bezeichnet, so kann man die P. auch zum Abmessen von Flüssigkeiten benutzen. Zu diesem Zweck wird sie besonders in der Maßanalyse angewandt. Sie eignet sich auch sehr gut, um ein auf Wasser schwimmendes ätherisches Öl von diesem zu trennen. Sollen giftige Flüssigkeiten pipettiert werden, so steckt man an das obere Ende der P. eine mit einem Hals versehene Kautschukkugel und saugt die Flüssigkeit auf, indem man die Kugel etwas zusammendrückt und dann erst die Spitze der P. in die Flüssigkeit senkt.

Pippel, s. v. w. Nestflüchter, s. Vögel.

Pippi, Giulio, ital. Maler, s. Giulio Romano.

Pippin (Pipin), männlicher Name, dessen bemerkenswerte Träger sind:

Fränkische Majores domus: 1) P. I. von Landen, Sohn eines fränkischen Edlen, Karlmann, erlangte mit Hilfe des Bischofs Arnulf von Metz unter Chlotar II. (613-628) das Amt eines Majordomus von Austrasien und führte die Herrschaft allein und zwar mit Kraft und Weisheit; starb 639.

2) P. II. von Herstal, Sohn Ansegisils und der Begga, einer Tochter des vorigen, wurde zuerst Majordomus von Austrasien, kämpfte mit Kraft und Erfolg gegen die Völker Deutschlands, erwarb sich durch Gerechtigkeit das Vertrauen der Großen, gewann durch den Sieg bei Testri 687 über den Majordomus Berchar von Neustrien und Burgund diese Reiche und ward darauf vom Merowingerkönig Theoderich als Majordomus in allen drei Reichen anerkannt. Unter dem Titel eines Dux et princeps Francorum regierte er nun unter den Königen Theoderich, Chlodwig III., Childebert III. und Dagobert III., führte die in Verfall gekommene Sitte der Volksversammlungen auf dem Märzfeld wieder ein, focht 689 und 697 siegreich gegen die Friesen, ebenso gegen die Alemannen und Bayern und starb im Dezember 714. Seine Gemahlin war Plechtrudis, sein Sohn Karl Martell (s. Karl 1).

3) P. der Kurze oder der Kleine, König der Franken, durch Körper- und Geisteskraft ausgezeichnet, war der zweite Sohn Karl Martells und erhielt in der Teilung mit seinem ältern Bruder, Karlmann, 741 Neustrien und Burgund als Majordomus. 747 übertrug Karlmann seine Länder P. und zog sich in das Kloster Monte Cassino zurück. P. übernahm nun die Regierung des ganzen Frankenreichs, nachdem er die Empörung eines unechten jüngern Bruders, Grifo, unterdrückt hatte. Bei den Alemannen hob P. die Herzogswürde auf, und in Bayern setzte er Odilos unmündigen Sohn Thassilo als Herzog, aber unter fränkischer Oberhoheit ein. 751 ließ er sich durch eine Versammlung der Franken zu Soissons nach Absetzung Childerichs III., der nebst seinem Sohn Theoderich in ein Kloster verwiesen wurde, mit Zustimmung des Papstes zum König ausrufen. Als der von den Langobarden bedrängte Papst Stephan III. nach Frankreich kam, um P. um Hilfe zu bitten, ließ sich dieser 28. Juli 754 samt seinen Söhnen Karlmann und Karl zu St.-Denis von ihm krönen und zog darauf im Frühjahr 755 nach Italien. Aistulf, in Pavia belagert, verstand sich zu allem, brach aber nach Pippins Abzug seine Zusagen und belagerte den Papst in Rom. P. kehrte nun 756 zurück, zwang Aistulf zur Anerkennung der fränkischen Oberherrschaft und zur Abtretung des Exarchats, das P. dem Papst schenkte (Pippinsche Schenkung), und übernahm das Patriziat über die Stadt Rom. Den Bund mit dem Papst beseitigte P. durch eine durchgreifende Reform der fränkischen Kirche und Unterordnung derselben unter die Autorität des römischen Stuhls, welche er in Gemeinschaft mit Bonifacius durchführte. 753 und 757 führte er glückliche Kriege gegen die Sachsen, trieb durch die Eroberung Narbonnes die Sarazenen über die Pyrenäen, und 760-768 unternahm er wiederholte Feldzüge gegen den Herzog Waifar von Aquitanien. Er starb 24. Sept. 768 in Paris, nachdem er das Reich unter seine Söhne. Karl (Karl d. Gr., s. Karl 2) und Karlmann geteilt hatte. Vgl. Hahn und Ölsner, Jahrbücher des fränkischen Reichs (Leipz. 1863 u. 1871);

4) König von Italien, zweiter Sohn Karls d. Gr. und der Hildegard, geb. 778, hieß früher Karlmann und erhielt den Namen P. erst, als er 781 vom Papst Hadrian in Rom getauft und zum König von Italien gekrönt wurde. 791 und 796 bekriegte er die Avaren; 797 verwüstete er mit den Bayern und Langobarden das Land der Slawen, und 799 zog er mit seinem Vater gegen die Sachsen. Bei Karls d. Gr. Teilung seines Reichs unter seine Söhne 806 zu Diedenhofen erhielt P. Bayern und Italien. Nachdem er die Mauren aus Corsica vertrieben, eroberte er 810 Venedig und unterwarf die Herzöge Wilheran und Beatus, starb aber 8. Juli d. J. Sein Sohn Bernhard (gest. 818) erhielt Italien.

5) König von Aquitanien, Sohn Ludwigs des Frommen und der Irmengard, wurde nach der Thronbesteigung seines Vaters 814 zum König von Aquitanien ernannt, empörte sich 830 nebst seinem Bruder Lothar gegen den Vater, erhielt bei der neuen Reichsteilung eine Erweiterung seines Gebiets, erhob sich 833 wieder gegen den Vater und trug zu dessen Absetzung bei, fiel dann aber von seinem Bruder Lothar ab, setzte Ludwig den Frommen wieder ein und blieb ihm bis zu seinem Tod (13. Dez. 838) treu. Sein Sohn P. wurde vom Thron ausgeschlossen und endete nach einem abenteuerlichen Leben 864 im Kerker.