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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Pitcairnia - Pitman.

Meinicke, Die Insel P. (Prenzl. 1858); Murray, P., the island etc. (neue Ausg., Lond. 1885).

Pitcairnia Hérit., Gattung aus der Familie der Bromeliaceen, ausdauernde Gewächse mit überhängenden, linealen, dornigen Blättern, gehäuft stehenden Blüten und dreiklappiger, vielsamiger Kapsel. Von den auf das tropische Amerika beschränkten Arten werden bei uns mehrere als schöne Zierpflanzen kultiviert. P. furfuracea Hook., in Südamerika, mit 60 cm langen, lineal-lanzettförmigen, am Rand fein dornig gewimperten, oberseits glänzend grünen, unterseits kleienartig bestäubten Blättern und 60 cm hohem Schaft, welcher eine lange Traube großer, gelb und rot gefärbter Blüten trägt, liefert in den Stämmen eßbares Mark; s. Tafel "Zimmerpflanzen I".

Piteå (spr. piteo, P.-Elf), einer der Hauptflüsse Norrlands, entspringt an der norwegischen Grenze aus dem See Pjeskejaur, durchströmt mehrere Landseen, bildet viele bedeutende Wasserfälle (darunter den über 30 m hohen Storforssen, 111 km von der Mündung entfernt) und fällt 11 km südlich von der Stadt P. in den Bottnischen Meerbusen; 334 km lang. P.-Lappmark, das südlichste der drei zu Norrbottens-Län gehörigen Lappmarken, 21,136 qkm, ist hinsichtlich seiner Natur nicht so großartig wie das angrenzende Luleå-Lappmark und umfaßt den Teil des Piteåthals, der zwischen der norwegischen Grenze und der Landschaft Westerbotten liegt. Die Stadt P., schwedische Stapelstadt, 1621 angelegt, 1668 auf eine kleine Insel in einer Bucht des Bottnischen Meerbusens verlegt, war bis 1856 die Hauptstadt von Norrbottens-Län und hat (1885) 2611 Einw., deren Haupterwerbsquellen Handel und Fischerei sind. Die Ausfuhr an Waldprodukten, Butter, Pelzwerk, Renntierfleisch und Renntierhäuten ist ansehnlich. P. ist Sitz eines deutschen Konsuls.

Pitesti (rum. Pitesci), Hauptstadt des Kreises Ardschisch in der Walachei, am Fluß Ardschisch und an der Eisenbahn Roman-Turnu Severin, Sitz des Präfekten, hat ein Gymnasium, ein Tribunal, Handel mit Getreide und Obst und 11,695 Einw.

Pithecia, Schweifaffe.

Pithecus, Orangaffe.

Pithecoidea, s. v. w. Anthropomorpha; pithekoid, affenähnlich, an Affen erinnernd.

Pithecusa, griech. Name der Insel Ischia (s. d.), begriff in der Pluralform (Pithecusä) zugleich die zwischen Ischia und dem Festland liegende kleinere Insel Procida (antik Prochyte).

Pithiviers (spr. -tiwjeh), Arrondissementshauptstadt im franz. Departement Loiret, an der Essonne und der Orléansbahn, hat einen Gerichtshof und eine Handelskammer, Fabrikation von Hanfleinwand, berühmten Lerchenpasteten und Mandelkuchen, Korbflechterei, starke Bienenzucht, Handel mit Safran, Wolle, Wein, Honig und Wachs und (1886) 4988 Einw. P. ist der Geburtsort des Mathematikers Poisson, dem hier eine Statue errichtet wurde. P. war früher befestigt, wurde 1428 von den Engländern, 1562 und 1567 von dem Prinzen von Condé und 1589 von Heinrich IV. erobert.

Pithom (ägypt. Pa-tum, d. h. Haus des Gottes Tum, griech. Pathumos, später Heroonpolis), Stadt in der nordägyptischen Landschaft Gosen (dem heutigen Wadi Tumilat), bei deren Erbauung durch König Ramses II. (1394-28) die Juden nach 2. Mos. 1, 11 angeblich Frondienste leisten mußten. Die im Winter 1882-83 im Tell el Mas'chûtah (zwischen Ismailia und dem bekannten Tell el Kebir) durch den "Egyptian Exploration Fund" veranstalteten Ausgrabungen unter Leitung von Naville haben dargethan, daß P. dort zu suchen ist. Die gefundenen Denkmäler reichen von Ramses II. durch die 22. Dynastie und die Ptolemäerzeit hindurch bis herab auf Galerius und Severus (306 n. Chr.). Fast der ganze Raum innerhalb der Ringmauern, einen Tempel ausgenommen, ist mit Kammern angefüllt, die durch 2½-3 m dicke Mauern voneinander getrennt sind und keine einzige Thür besitzen. Naville hält dieselben für Vorratskammern, eben mit Beziehung auf 2. Mos. 1, 11. Vgl. Naville, The store-city of Pithom and the route of the Exodus (Lond. 1885).

Pithometrie (griech.), Inhaltsmessung eines Fasses; Pithometer, Faßinhaltsmesser (Instrument).

Pithos (griech.), großer Thonbehälter der alten Griechen, bis zu 2 m hoch und entsprechend weit, welcher statt unsrer Fässer für Flüssigkeiten als Vorratsgefäß diente. Berühmt in der Mythologie ist der P. der Danaiden und in der Geschichte jener P., in welchem Diogenes seine Wohnung aufgeschlagen hatte.

Pithou (spr. -thu, lat. Pithöus), Pierre, berühmter franz. Rechtsgelehrter und Humanist, geb. 1. Nov. 1539 zu Troyes, war eine Zeitlang Generalprokurator von Paris und starb 1. Nov. 1596 in Nogent sur Seine. Er machte sich durch die Herausgabe des Phädrus (Troyes 1596) aus einer von seinem Bruder François (gest. 1621) aufgefundenen Handschrift, ferner der "Annalium et historiae Francorum scriptores coaetanei XII" (Frankf. 1594) und der "Historiae Francorum scriptores veteres XI" (das. 1596) sowie durch die Schrift "Les libertés de l'Église gallicane" (Par. 1594; kommentiert von Dupuy, das. 1715, 2 Bde.) bekannt. Seine "Opera sacra, juridica etc." gab Labbé heraus (Par. 1609).

Pithyusische Inseln, s. v. w. Pityusen.

Pitigliano (spr. -tiljano), Stadt in der ital. Provinz Grosseto, Sitz des Bischofs von Sovana, mit Kastell, Gymnasialschule, Seminar und (1881) 4031 Einw. Nahe dabei an der Fiora die alte, gegenwärtig verlassene Stadt Sovana, Geburtsort des Papstes Gregor VII., mit etruskischer Totenstätte.

Pitiscus, Bartholomäus, astronomischer und mathematischer Schriftsteller, geb. 24. Aug. 1561 zu Schlaune in Schlesien, Lehrer und seit 1594 Kapellan des Kurfürsten Friedrich IV. von der Pfalz, starb 2. Juli 1623. Bekannt ist sein "Thesaurus mathematicus" (Frankf. 1593), welcher die teilweise von Rhäticus berechneten Sinus aller Winkel bis 90° von 2 zu 2 Sekunden auf 15 Dezimalen genau angibt.

Pitman, Isaak, engl. Stenograph, geb. 4. Jan. 1813 zu Trowbridge (Wiltshire), war zuerst Handlungsdiener, bildete sich durch eifrige Lektüre der englischen Klassiker weiter und wurde dadurch auf das Mißverhältnis zwischen englischer Orthographie und Aussprache aufmerksam. Nachdem er einige Jahre Volksschullehrer gewesen, trat er 1837 mit dem von ihm erfundenen, auf reiner Lautschrift beruhenden stenographischen System hervor, das er "Stenographic sound-hand", später "Phonetic short-hand" benannte. 1839 siedelte er nach Bath über, um sich hier ausschließlich der Vervollkommnung seiner "Phonography" zu widmen. Unter diesem umfassenden Namen begriff er nämlich neben jenem stenographischen System auch ein gleichzeitig von ihm ausgebildetes rein phonetisches Schreibsystem für gewöhnliche Schrift ("Phonetic long-hand"), für dessen Ausbildung er zu Bath eine eigne Druckerei, das noch heute von P. selbst geleitete "Phonographic Institute", errichtete. Seine short-hand hat es zu einer ungeheuern Verbreitung gebracht und alle andern engli-^[folgende Seite]