Schnellsuche:

Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Presbyterianer; Presbyterium; Presc; Prescot; Prescott

328

Presbyterianer - Prescott.

Konsistorialverfassung (s. d.) in Einklang gebracht. Vgl. Lechler, Geschichte der P. (Leiden 1854); Heppe, Die presbyteriale Synodalverfassung von Norddeutschland (2. Aufl., Iserl. 1874); Friedberg, Die geltenden Verfassungsgesetze der evangelischen deutschen Landeskirchen (Freiburg 1885).

Presbyterianer (griech.), Gesamtbezeichnung derjenigen Bekenner der reformierten Kirche im britischen Reich und in Nordamerika, welche im Gegensatz zu der Episkopalverfassung der anglikanischen Kirche ihr Kirchenwesen nach den Grundsätzen Calvins ordneten. Sogleich beim Beginn der reformatorischen Bewegungen in England hatten sich viele dabei Beteiligte wegen der von Maria der Katholischen über sie verhängten Verfolgungen nach Genf, Zürich, Straßburg geflüchtet, wo sie sich mit den Grundsätzen der presbyterianischen Kirchenverfassung befreundeten. In Schottland gewannen sie unter Führung von John Knox (s. d.) bald die Oberhand. Als durch Elisabeths Thronbesteigung ihnen die Rückkehr auch nach England erlaubt worden, nahmen sie als Puritaner (s. d.) eine schroffe Stellung der anglikanischen Kirche gegenüber ein. Es war die Reformation durch die Gemeinde, welche die P. der Reformation durch die Tudors entgegensetzten. Die Uniformitätsakte von 1559, ein auf Gleichförmigkeit im Kirchenwesen abzweckendes Gesetz, die 39 Artikel von 1563, der zugleich damit in verschärfter Form wieder Angeführte Suprematseid trieben sie endlich aus der Kirche (seit 1567). Jetzt wurden sie im Gegensatz zu denjenigen, welche sich diesen Befehlen fügten, Nonkonformisten, später Dissenters genannt. Diese und alle Gegner der englischen Episkopalkirche wurden zugleich als politische Revolutionäre verfolgt. Die 1583 eingesetzte kirchliche Kommission, ein protestantisches Inquisitionsgericht, wütete gegen die P., und ein Gesetz von 1592 bestimmte, daß jeder 17jährige, der sich zu den Presbyterianern halte, ins Gefängnis gebracht, ja sogar mit dem Tod bestraft werden solle. Dies steigerte aber nur den Trotz der dissentierenden Partei. Ein Prediger, Namens Field, zu Wandsworth bei London errichtete daselbst 1572 die erste presbyterianische Kirchengemeinde mit elf Presbytern. Ähnliche Gemeinden entstanden in andern Gegenden Englands, und noch unter Elisabeths Regierung wuchsen diese P. zu einer Zahl von 100,000 heran; sie erklärten alle Diener der Kirche für einander völlig gleich, wollten die Kirche aus ihrer engen Verbindung mit dem Staat herausgerissen haben und forderten, daß die einzelnen Kirchengemeinschaften durch Presbyterien, die ganze Kirche aber durch eine aus diesen Presbyterien gebildete Synode regiert werde. Eine Fraktion der P. beanspruchte sogar für jede Gemeinde eine ganz selbständige Regierung durch allgemeine Versammlungen. Dies die Ultras, die Brownisten (s. d.), später Kongregationalisten oder Independenten (s. d.) genannt. Nachdem die P. in den letzten Regierungsjahren der Elisabeth etwas Ruhe gehabt hatten, begannen unter Jakob I. und Karl I. neue Verfolgungen; die absolutistisch gesinnten Stuarts verfolgten dieselben sogar in ihrem Heimatsitz Schottland, wo ihnen jetzt anglikanische Bischöfe und Kultusformen aufgedrungen werden sollten. In England fürchtete man die Wiedereinführung des Katholizismus und gab die Ermordung der Protestanten in Irland (1641) dem König schuld. Unruhen entstanden, welche, nachdem ein größtenteils mit Presbyterianern besetztes Parlament zu stande gekommen, zum wirklichen Bürgerkrieg gegen den König führten. Während desselben tagte die vom Langen Parlament einberufene, aus englischen und schottischen Presbyterianern bestehende Westminstersynode (1643-49), von welcher das Glaubensbekenntnis der Partei, die noch in Schottland gültige sogen. Westminsterkonfession (1648), herrührt. Vgl. Hetherington, The history of the Westminster Assembly (4. Aufl., Edinb. 1878). Solange Cromwell am Ruder war, behaupteten sogar die Independenten das Übergewicht; aber nach des Protektors Tod und Karls II. Rückkehr ward die Episkopalverfassung in England und Schottland wiederhergestellt. Eine neue Uniformitätsakte erschien 1662, und 2000 nonkonformistische Prediger verloren an Einem Tag ihre Ämter. Ein Toleranzedikt von 1672 hatte wenig Erfolg, zumal da durch die Testakte des Parlaments von 1673 jeder, der nicht den König als obersten Gewalthaber auch über die Kirche anerkannte und das Abendmahl nach anglikanischem Ritus empfing, von allen öffentlichen Ämtern ausgeschlossen ward. Tausende von Presbyterianern und andern Dissenters wanderten unter Karls II. Regierung in das Gefängnis oder entflohen und gründeten in den nordamerikanischen Kolonien presbyterianische Kirchengemeinden. Erst 1689 gestattete eine Toleranzakte in England allen Dissenters freie Religionsübung in Kapellen und machte sie nur zur Fortentrichtung des Zehnten an die Staatskirche verbindlich. In der neuern und neuesten Zeit sind die Freiheiten der P. noch vermehrt worden (s. Anglikanische Kirche); dafür haben diese aber auch viel von ihrer frühern asketischen Strenge aufgegeben und sich zum Teil an die Episkopalkirche angeschlossen; auch neigen sie sich neuerlich mehr arminianischen und selbst unitarischen Lehrmeinungen zu. Was die P. in andern Ländern, namentlich in Nordamerika, anlangt, so haben sich dieselben in eine Menge kleinerer Parteien gespalten, welche sich öfters nur durch ganz unwesentliche Eigentümlichkeiten voneinander unterscheiden. Vgl. Weingarten, Die Revolutionskirchen Englands (Leipz. 1868); Skeats, History of the free churches of England (2. Aufl., Lond. 1869); Gillett, History of the Presbyterian church in the United States (2. Aufl., Philad. 1875); Briggs, American Presbyterianism, its origin and growth (New York 1885).

Presbyterium (griech.), das Kollegium der Presbyter (s. d.); in der Kirche der Raum für die Priester, daher s. v. w. Chor.

Presc., bei botan. Namen Abkürzung für J. D. Prescot ^[richtig: Prescott], bereiste Sibirien, starb als Arzt 1837 in Petersburg.

Prescot, stille Stadt in Lancashire (England), 10 km von Liverpool, hat Fabrikation von Uhrmacherwerkzeugen und Uhrwerken, Feilen und Töpferwaren und (1881) 6418 Einw. Dabei Knowsley Hall, Sitz der Grafen von Derby seit 1385.

Prescott, Bergflecken im nordamerikan. Territorium Arizona, mit Kaserne und (1880) 1509 Einw.

Prescott, William Hickling, amerikan. Geschichtschreiber, geb. 4. Mai 1796 zu Salem im Staat Massachusetts, siedelte in seinem 12. Jahr mit seinen Eltern nach Boston über und besuchte hier seit 1811 das Harvard College. Zum Juristen bestimmt, sah er sich durch den Verlust eines Auges und durch die Schwäche des andern genötigt, diesem Beruf zu entsagen, und brachte nun zwei Jahre in Europa zu, ohne jedoch hier die gehoffte Heilung zu finden. Nach seiner Rückkehr nach Amerika widmete er sich geschichtlichen Forschungen und erwarb sich sogleich durch sein erstes Werk, die "History of Ferdinand and Isabella" (Bost. 1838; deutsch, Leipz. 1842, 2 Bde.), auch