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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Prot... - Proteinkörper.

Prot..., Proto... (griech.), in Zusammensetzungen s. v. w. der "Erste", Vornehmste einer Klasse.

Protagonist (griech.), der Erste im Wettkampf; der die Hauptrolle Spielende.

Protagoras, griech. Sophist aus Abdera, lebte von 480 bis gegen 410 v. Chr., studierte die ältern ionischen Philosophen, namentlich Herakleitos und die Eleaten, sowie Grammatik und Rhetorik und ward von Perikles 443 mit attischen Kolonisten nach Thurii geschickt, um eine Reform der Gesetze dieser Stadt vorzunehmen. Als Lehrer und Redner eine glänzende Erscheinung, hat er durch seine Sätze, daß "der Mensch das Maß aller Dinge" und als gut dasjenige anzusehen sei, was die Gesetze des Landes als solches erklären, die Leugnung sowohl eines allgemein gültigen Wissens als einer allgemein verbindlichen Pflicht zum System erhoben und dadurch hauptsächlich den Widerspruch des Sokrates und der Sokratiker (insbesondere Platons) hervorgerufen. Er ward als Atheist aus Athen verbannt und soll auf dem Meer verunglückt sein. Seine Schriften wurden öffentlich verbrannt. Vgl. Herbst, P.' Leben und Sophistik (in Petersens "Philologisch-historischen Studien", Bd. 1, Hamb. 1832); Halbfaß, Die Berichte des Platon und Aristoteles über P. (Straßb. 1882); Sattig, Der Protagoreische Sensualismus (in der "Zeitschrift für Philosophie", Bd. 86, Halle 1885).

Protandrische Blüten, s. Dichogamen.

Protasis (griech.), Vordersatz; vorgelegte Frage; auch die Einleitung eines Dramas.

Proteaceen, dikotyle Pflanzenfamilie aus der Ordnung der Thymeläinen, meist Bäume und Sträucher mit immergrünen, nebenblattlosen Blättern und meist vollständigen Blüten, welche meist paarweise hinter jedem Deckblatt stehen. Das Perigon ist einfach, lederartig, gefärbt und wird meist von vier klappig liegenden, entweder ganz freien oder in eine Röhre verwachsenen Blättern gebildet. Die vier Staubgefäße stehen den Perigonblättern gegenüber und sind meist in der Nähe der Spitze derselben inseriert. Oft haben die Blüten vier unterweibige Drüsen, welche mit den Perigonblättern abwechseln, oder weniger als vier einseitig stehende. Der oberständige Fruchtknoten ist einfächerig, enthält eine oder zwei oder mehrere Samenknospen und trägt einen endständigen, einfachen, fadenförmigen Griffel mit ungeteilter, meist schiefer, selten zweispaltiger Narbe. Die Frucht ist eine meist einsamige Nuß, Flügelfrucht oder Steinbeere oder eine zwei- bis vielsamige Balgfrucht. Der Same ist ohne Endosperm, der Keimling gerade, mit zwei, bei manchen mit mehreren Kotyledonen. Die ca. 1100 Arten der P. gehören fast ausschließlich dem Kapland und Australien an, deren eigentümliche Flora sie wesentlich mit bedingen. In der Vorwelt waren sie durch zahlreiche Repräsentanten vertreten, welche hauptsächlich in den eocänen Tertiärschichten in Blattabdrücken, Früchten und Samen vorkommen, und von denen man über 130 Arten gefunden hat, welche teils noch lebenden, teils den fossilen Gattungen Embothrites Ung., Dryandroides Ung., Banksites Sap., Palaeodendron Sap. u. a. angehören. Viele werden ihres schönen Laubes und ihrer Blüten wegen in unsern Gewächshäusern gezogen.

Protegieren (franz., spr. -schi-), beschützen, begünstigen; Protegé (spr. -scheh), Schützling.

Proteinkörner, s. Aleuron.

Proteinkörper (Eiweißkörper, Albuminkörper), im Pflanzen- und Tierreich weitverbreitete Substanzen von sehr komplizierter, noch keineswegs näher bekannter Zusammensetzung, finden sich gelöst oder ungelöst, amorph, in Kristallform oder organisiert und werden hauptsächlich in den Pflanzen durch den Lebensprozeß gebildet. Mit der Nahrung und als unentbehrlicher Bestandteil derselben gelangen sie in den tierischen Körper und werden hier zum Teil mannigfach modifiziert und zur Bildung von Körperteilen benutzt, teils aber auch in einfachere Verbindungen zerlegt. Die einzelnen P. zeigen wenig scharf ausgeprägte Eigenschaften und sind so schwierig rein darzustellen, daß man oft im Zweifel bleibt, ob zwei P. identisch sind oder nicht, ob nicht vielleicht die geringen Verschiedenheiten, welche sie darbieten, auf Verunreinigungen zurückzuführen sind. Die P. bestehen aus 50,4-54,8 Proz. Kohlenstoff, 7,3-6,8 Proz. Wasserstoff, 15,4-18,2 Proz. Stickstoff, 24,1-22,8 Proz. Sauerstoff, 0,4-1,8 Proz. Schwefel und hinterlassen beim Verbrennen eine wesentlich aus phosphorsaurem Kalk bestehende Asche. Sie sind amorph, hornartig, durchscheinend, geruch- und geschmacklos, löslich oder unlöslich in Wasser und Alkohol, nicht löslich in Äther, dagegen gewöhnlich löslich in überschüssigen verdünnten Säuren und Alkalien. Die wässerige Lösung reagiert neutral. Aus derselben werden die P. gefällt durch Erhitzen, durch starke Mineralsäuren, ferner durch Essigsäure, Weinsäure, Zitronensäure etc., wenn man gleichzeitig konzentrierte Lösungen von Alkalisalzen hinzufügt. Auch Kupfer-, Blei-, Quecksilber-, Silbersalze, Gerbsäure, Alkohol, Chloral, Phenol, Pikrinsäure scheiden die P. aus ihren Lösungen ab. Enthält eine Lösung sehr geringe Mengen von P. (0,0001 Proz.), so färbt sie sich rot, wenn man sie mit einer Lösung von salpetersaurem Quecksilberoxyd, welche salpetrige Säure enthält, bis zum Kochen erhitzt. Man kann die P. in fünf Gruppen teilen: eigentliche Eiweißstoffe, wie sie in den tierischen Flüssigkeiten vorkommen (Eiweiß, Bluteiweiß, Vitellin, Myosin, fibrinogene und fibrinoplastische Substanz, Fibrin, Käsestoff etc.); eiweißartige Stoffe, welche die Hauptmasse der im Tierreich so sehr verbreiteten Bindesubstanzen bilden und sich beim Kochen mit Wasser in Leim verwandeln; tierische Schleimstoffe; P. der epidermoidalen Gebilde; Pflanzeneiweißstoffe (Pflanzeneiweiß, Pflanzenkaseine und Kleberstoffe). Neutrale Lösungen der Eiweißarten, des Fibrins, des Käsestoffs und der Globuline gerinnen beim Erhitzen, durch Alkohol, Äther und Salzsäure, indem die P. in eine Modifikation (koaguliertes Eiweiß) übergehen, in welcher sie in Wasser, Alkohol, Äther und verdünnter Salzsäure unlöslich, in verdünnter Kalilauge schwer löslich sind. Kalilauge löst die geronnenen P. zu Kalialbuminat, und konzentrierte Salzsäure löst sie unter Bildung von Syntonin. Ob das koagulierte Eiweiß aus verschiedenen Proteinkörpern identisch ist, ist nicht erwiesen, auch nicht wahrscheinlich, irgend wesentliche Unterschiede sind aber nicht bekannt. Fast alle Eiweißkörper gehen, in verdünnten Ätzalkalien gelöst, in Alkalialbuminate über, welche in Wasser und Alkohol löslich sind, und deren verdünnte alkalische Lösungen sich wie eine Käsestofflösung verhalten. Aus diesen Lösungen fällt Essigsäure Proteine, welche in sehr verdünnten Säuren und Alkalien löslich sind, nach dem Trocknen aber sich nur noch schwer lösen. Auch durch Säuren werden die P. in eigentümliche Modifikationen (Acidalbumine, Syntonine) übergeführt, welche mit den Proteinen große Ähnlichkeit haben. Stark verdünnte Säuren und Alkalien, auch die Fermente des Magensafts (Pepsin) und des Bauchspeichels (Pan-^[folgende Seite]