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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Punta de Europa - Purâna.

soll es 4000 gezählt haben, und in seinen 16 Ranchos weideten 40,000 Schafe, 6000 Rinder und 2000 Pferde.

Punta de Europa, südlichste Spitze Gibraltars.

Punte (Pinte), kleines, einmastiges Fahrzeug von 48 Registertons.

Punto de Galle, s. v. w. Point de Galle.

Punzen, s. v. w. Bunzen.

Pupiēnus, M. Clodius P. Maximus, röm. Kaiser, wurde 238 n. Chr., nachdem Maximinus für abgesetzt erklärt worden und die beiden Gordiane in Afrika gefallen waren, nebst Balbinus vom Senat zum Kaiser erwählt, aber kurz nachdem Maximinus von seinen eignen Soldaten getötet worden war, mit Balbinus von den Prätorianern, die mit der Wahl durch den Senat unzufrieden waren, im kaiserlichen Palast überfallen, in das prätorianische Lager abgeführt und dort ermordet.

Pupillār (lat.), auf die Pupille des Auges bezüglich; Waisen und Unmündige (s. Pupillen) betreffend; daher pupillarische Sicherheit, die durch eine unter allen Umständen ausreichend Hypothek gewährte Sicherstellung, wie sie bei der Ausleihung von Mündelgeldern verlangt wird.

Pupillārsubstitution, s. Substitution.

Pupille (lat.), das Schwarze im Auge, ist die kreisrunde zentrale Lücke in der Scheibe der Regenbogenhaut, durch welche die Lichtstrahlen in den Augengrund fallen, und durch welche wir für gewöhnlich den Augengrund schwarz hindurchschimmern sehen. Fehlt in der Aderhaut das schwarze Pigment, das normal dort vorhanden ist, wie bei den Albinos (s. d.) und den weißen Mäusen, Raben, Tauben etc., so erscheint die P. nicht schwarz, sondern rot, weil durch die Augenhäute viel Licht in das Innere des Auges gelangt und es diffus beleuchtet. Blickt man ins Helle und auf nahe Gegenstände, so verengert sich die P., im Dunkeln dagegen, und wenn man auf ferne Gegenstände blickt, erweitert sie sich. Die P. reguliert daher die ins Auge gelangende Lichtmenge, und dies geschieht durch das Spiel des doppelten Muskelapparats der Iris (s. Auge). Der kreisförmig die P. umgebende Muskel, welcher unter dem Einfluß des vom Gehirn ausgehenden Nervus oculomotorius steht, verengert die P., wenn er sich zusammenzieht, oder wenn die radiär verlaufenden Muskeln, welche dem vom Rückenmark ausgehenden Nervus sympathicus gehorchen, erschlaffen, während umgekehrt eine Zusammenziehung dieser Muskeln oder eine Erschlaffung des ringförmigen Muskels die P. erweitert. Bei Lähmung eines der beiden Muskeln (Iridoplegie) bleibt die P. unbeweglich, entweder abnorm erweitert (Mydriasis) oder abnorm verengert (Myosis). Eine künstliche Erweiterung der P. erreicht man durch Eintröpfeln von Atropin, Duboisin, Hyoscyamin, Kokain, Daturin (Mydriatika), während Physostigmin, Pilokarpin, Morphin, Nikotin (Myotika) die P. verengern. Hiervon macht die Augenheilkunde ausgedehnten Gebrauch. Unregelmäßige Formen der P. kommen vor bei mangelhafter Bildung der Iris (Koloboma, Irisspalte), beim Fehlen der Iris (Iridiremie), wobei die P. sehr groß ist, auch liegt die P. bisweilen nicht in der Mitte der Iris (Korrektopie ^[richtig: Korektopie]). Gewisse Augenkrankheiten, namentlich die Entzündung der Regenbogenhaut, können zur abnormen Verengerung oder selbst zum vollständigen Verschluß der P. führen, und es muß dann auf operativem Weg eine künstliche P. gebildet werden (Koromorphose oder Iridektomie, s. d.).

Pupillen (lat.), Unmündige, die unter Vormundschaft stehen, Mündel, Waisen; Pupillenkollegium, eine Behörde, welche die Aufsicht über Vormundschaftssachen hat (s. Vormundschaft).

Puppe (Pupa, Chrysalide, Chrysalis), ein Insekt in derjenigen Periode der Metamorphose, in welcher es ruht und nicht frißt, bis es sich in das vollständige Insekt verwandelt; s. Insekten, S. 979. Der Ausdruck P. wird auch, obwohl selten, in ähnlichem Sinn noch bei andern Tieren gebraucht, z. B. von der P. der Seegurken oder Holothurioideen (s. d.). Über Getreidepuppen s. Ernte.

Puppenräuber (Bandit, Mordkäfer, Calosoma sycophanta L.), ein 2-2,6 cm langer Käfer aus der Gruppe der Pentameren und der Familie der Laufkäfer (Carabidae), mit kurzem, stark gerundetem Thorax, breiten, fast quadratischen Flügeldecken und stark verkürztem zweiten Fühlerglied. Er ist blauschwarz bis auf die goldgrünen, stark kupferrot schillernden, regelmäßig gestreiften, mit sechs Punktreihen versehenen Flügeldecken, findet sich einzeln in Obstgärten, häufiger in norddeutschen Nadelwaldungen und besonders da, wo die Nonne und der Prozessionsspinner sich verheerend eingestellt haben. Die oben schwarz beschildete, seitlich und am Bauch weiße, ziemlich breite Larve läuft mit fast gleicher Gewandtheit wie der Käfer an den Stämmen empor und frißt wie letzterer den Weibchen des genannten Schmetterlings die Eier aus dem Leib heraus. Auf diese Weise gewinnt der Käfer große forstwirtschaftliche Bedeutung. Die Larve verpuppt sich unter Moos, Steinen, hinter Baumrinde etc. Zu derselben Gattung gehören 60-70 Arten von ähnlicher Lebensweise.

Puppenspiel, s. Marionetten.

Puppis (lat.), Schiffshinterteil.

Pūr (lat.), rein, lauter, unvermischt.

Pura (Pur), im Indischen s. v. w. Stadt, daher vielen Ortsnamen angehängt.

Puracé, Vulkan in der mittlern Kordillere von Kolumbien, 30 km südwestlich von Popoyan ^[richtig: Popayan], der seinen jüngsten Ausbruch 31. Aug. 1878 hatte und 4700 m hoch ist.

Purâna, in der ind. Litteratur Name epischer, in metrischer Form abgefaßter Erzählungen kosmogonischen und theogonischen Inhalts, die in der uns vorliegenden Gestalt in der Zeit vom 8. bis 13. Jahrh. n. Chr. entstanden sind und vielfach mit theologischen und philosophischen Betrachtungen sowie mit rituellen und asketischen Vorschriften und Legenden zur Empfehlung einer besondern Gottheit und gewisser Heiligtümer durchsetzt sind. Als Verfasser wird der mythische Wyâsa (d. h. Ordner) genannt, der auch als Sammler des Weda und Verfasser des Mahâbhârata gilt; von ihm soll sie sein Schüler Sûta erhalten haben, der sechs Ausgaben veranstaltete. Dies bezieht sich wahrscheinlich auf sechs alte Sammlungen. Aus diesen sind die 18 heute vorhandenen entstanden. Hauptquelle ist das Mahâbhârata (s. d.), doch gehen sie mitunter auf andre, sonst unbekannte Quellen zurück. Erst einige der Purânas sind herausgegeben und übersetzt: das Bhâgawata-P. (Kalk. 1830, Bombay 1839), die neun ersten Bücher mit französischer Übersetzung von E. Burnouf (Par. 1840-44, 2 Bde.), mit einem indischen Kommentar (Bombay 1860); das Wischnu-P. (das. 1867), übersetzt von Wilson (Lond. 1840), neue Ausgabe von Fitz Hall (das. 1864-70, 5 Bde.). Das Mârkandeya-P., von dem Poley (Berl. 1831) einen Teil publiziert hatte, ist jetzt in der "Bibliotheca indica" (1855-62) vollständig erschienen, ebenso das Agni-P. (1870-1879); ferner erschienen das Kalki-P. (Kalk. 1873) und das Linga-P. (lithographiert, Bombay 1858).