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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Purbach - Purim.

Einzelanalysen verschiedener Purânas s. bei Wilson, Essays on Sanskrit literature (1864, Bd. 1); Übersetzungen einzelner Episoden bei Schack; Stimmen vom Ganges (2. Aufl., Stuttg. 1877). Vgl. F Nève, Les Pourânas. Études sur les derniers monuments de la littérature sanscrite (Par. 1852).

Purbach (Peurbach), Georg, Mathematiker, geb. 30. Mai 1423 zu Peurbach in Österreich ob der Enns, studierte zu Wien, bereiste dann Deutschland, Frankreich und Italien, wo er in Ferrara, Bologna und Padua astronomische Vorlesungen hielt, und bekleidete hierauf zu Wien die Professur der Mathematik und Astronomie; starb 8. April 1461. P. gab der Trigonometrie eine neue Gestalt, entwarf eine neue Sinustafel, die später von seinem Schüler Regiomontanus erweitert ward, verfertigte neue Planetentafeln und ein neues Verzeichnis der Fixsterne. Er schrieb: "Theoricae novae planetarum" (oft gedruckt, zuletzt Köln 1581) und "Sex priores libri systematis Almagesti" (Vened. 1496, Nürnb. 1550).

Purbeck (Isle of P.), Halbinsel an der Küste von Dorsetshire (England), im N. vom Hafen Poole begrenzt, war früher ein königlicher Forst und ist in geologischer Hinsicht interessant, indem ein Teil der Oolithenformation nach ihr benannt ist. Die Halbinsel ist 16 km lang, 12 km breit, hat teilweise steile Küsten und steigt im Innern bis 220 m an. Auf ihr liegen die Städtchen Corfe Castle [Stichwort: Corfe-Castle] (s. d.) und Swanage und das Dorf Kimmeridge. Die Einwohnerzahl beläuft sich auf 6500. Vorzügliche Bausteine und Marmor werden gewonnen.

Purbeckschichten, s. Wealdenformation.

Purcell (spr. pörssel), Henry, Komponist, geb. 1658 zu London als Sohn eines Mitglieds der um 1660 errichteten Sängerkapelle Karls II., erhielt seine Ausbildung als Chorknabe derselben Kapelle durch deren Vorsteher Cook und dessen Nachfolger Humphrey und konnte schon im Alter von 18 Jahren eine Organistenstelle übernehmen. Im folgenden Jahr trat er mit seiner ersten Oper: "Dido und Äneas", auf, an welche sich später noch 38 dramatische Musikwerke anschlossen, die sowohl durch ihre Stoffe (teils nach Shakespeare, teils von Dryden) als durch die Originalität und den hohen Kunstwert der Musik ein wohlbegründetes Aufsehen erregten. Nicht minder waren seine Kirchenkompositionen von den Zeitgenossen, namentlich auch von Händel, geschätzt. Er starb, nachdem er seit 1682 als Organist der königlichen Kapelle wirksam gewesen war, 21. Nov. 1695. Mit ihm verlor England den genialsten Musiker, den es je besessen, und, da er keinen zur Bekämpfung des herrschenden Geschmacks für französische und italienische Musik geeigneten Nachfolger hinterließ, zugleich die Hoffnung auf Ausbildung einer nationalen Tonkunst. Eine Gesamtausgabe seiner Werke erscheint seit 1878 in London. Vgl. Hawkins, History of music (Bd. 2, S. 743); Chrysander, G. F. Händel (Bd. 1, S. 253); Cummings, H. P. (Lond. 1881).

Purdie, bei botan. Namen für W. Purdie, starb als Direktor des botan. Gartens auf Trinidad 1857.

Pure (lat., "rein"), s. v. w. ohne weiteres.

Püree (franz., "Brei"), fein gehacktes und durch ein Sieb gestrichenes Fleisch, Gemüse etc. Dann heißt P. oder Jaune indien ein gelber Farbstoff von unbekannter Abstammung, der aus Indien und China, vielleicht auch aus Arabien in den Handel kommt. Derselbe bildet faustgroße, kugelförmige, außen bräunliche, innen glänzend gelbe und weiche Massen von starkem, an Harn, Moschus oder Bibergeil erinnerndem Geruch, ist in Wasser und Alkohol nur teilweise löslich und besteht im wesentlichen aus dem Magnesiasalz der Euxanthinsäure (Euxanthin) C19H16O10 ^[C_{19}H_{16}O_{10}]. Diese bildet gelbe, geruchlose Nadeln, schmeckt bittersüßlich, löst sich in Wasser, Alkohol und Äther, bildet mit den Alkalien lösliche, mit den meisten übrigen Basen unlösliche Salze. Die P. dient zum Gelbfärben.

Purfleet (spr. pörrflīt), Dorf in der engl. Grafschaft Essex, am linken Ufer der Themse, oberhalb Gravesend, hat Pulvermühlen und Kreidebrüche. Dabei Hospitalschiffe für Pocken- und Fieberkranke.

Purgánzen (lat.), s. Abführende Mittel.

Purgas, in Kamtschatka Name der Schneestürme.

Purgation (lat.), Reinigung, besonders von dem Verdacht eines Verbrechens. Purgatio contumaciae, im frühern gemeinrechtlichen Prozeß die Nachholung einer versäumten Rechtshandlung vor Eintritt des mit der Versäumnis verbundenen Rechtsnachteils.

Purgatorium (lat.), Reinigungsmittel; Fegfeuer; im Rechtswesen s. v. w. Purifikationseid.

Purgierbeere, s. Rhamnus cathartica.

Purgieren (lat.), reinigen (besonders den Leib), abführen; auch sich rechtfertigen (vgl. Purgation).

Purgierkassie, s. Cassia.

Purgierkörner, s. Croton, Daphne und Ricinus. Kleine Purgierkörner, s. Euphorbia.

Purgierkraut, s. Gratiola.

Purgierlein, Linum catharticum, s. Flachs.

Purgiermittel, s. v. w. Abführende Mittel.

Purgiermoos, s. Cetraria.

Purgiernuß, s. Jatropha.

Purgierwurzel, s. Convolvulus und Ipomoea ^[Stichwort: Ipomaea].

Pürglitz (tschech. Křivoklát), großes fürstlich Fürstenbergsches Bergschloß in Böhmen, Bezirkshauptmannschaft Rakonitz, 37 km westlich von Prag, in waldreicher Gegend am Einfluß des Rakonitzer Baches in die Beraun, ehedem landesfürstliche Burg, wurde von Wladislaw I. um 1110 erbaut, diente zeitweise als Aufenthalt der böhmischen Herrscher, zur Aufbewahrung der königlichen Schätze und auch als Staatsgefängnis. Das Schloß enthält ein Museum und das Bezirksgericht. Vor der Burg steht das Erzstandbild des Fürsten Egon Fürstenberg. P. ist Station der Rakonitz-Protiwiner Eisenbahn. Am Fuß des Schloßbergs liegt das Dorf Buda mit (1880) 830 Einw. Die Umgebung ist reich an Eisengruben (am Berg Kruschnahora, 602 m hoch) und Hüttenwerken (Neuhütten, Neujoachimsthal und Rostok).

Puri, roher, ehemals dem Kannibalismus ergebener, an Kopfzahl nur noch geringer Indianerstamm an beiden Ufern des untern Parahyba im NO. von Rio de Janeiro; sie sind von mittlerer Größe, tättowieren sich und treiben einigen Tauschhandel. Von den Botokuden sind sie aus dem Binnenland nach den Küsten zu getrieben worden.

Puri, ind. Hafenstadt, s. Dschagannath.

Purificacion, Stadt im Departement Tolima der südamerikan. Republik Kolumbien, am Magdalenenstrom, 310 m ü. M., mit (1870) 8758 Einw. In der Umgegend Pflanzungen von Mais, Zuckerrohr und Bananen; auch etwas Bergbau.

Purifikation (lat.), Reinigung, Läuterung; (Purifizierung eines Urteils) die Ausführung eines bedingten Urteils durch die Erfüllung der beigefügten Bedingung, z. B. durch die Ableistung eines Eides, von welcher die Entscheidung abhängig gemacht war; Purifikationseid, s. v. w. Reinigungseid (s. Eid).

Purifikatorium (neulat.), im kath. Gottesdienst das Reinigungstüchlein (zum Auswischen des Kelchs etc.).

Purifizieren (lat.), rein machen, reinigen.

Purim, das jüd. Losfest, s. Feste, S. 171.