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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Pyrenäit - Pyritoide.

wig XIV. dem Prinzen von Condé Verzeihung und Wiedereinsetzung in seine Würden. Auch wurde die folgenreiche Vermählung Ludwigs XIV. mit der ältesten Tochter Philipps IV., Maria Theresia, festgesetzt; letztere mußte zwar im Ehekontrakt auf ihre Erbrechte verzichten, jedoch wurde die Gültigkeit dieses Verzichts an die pünktliche Zahlung der Mitgift von 500,000 Goldthaler geknüpft, welche nie erfolgte. Die Heirat veranlaßte daher Ludwig XIV., nach dem Besitz eines Teils von Spanien, schließlich nach dem der ganzen spanischen Monarchie zu streben, was 1667 den Devolutionskrieg und 1701 den spanischen Erbfolgekrieg hervorrief.

Pyrenäit, s. Granat.

Pyrenomyceten (Kernpilze), s. Pilze, S. 72.

Pyrethrum Gärtn. (Bertramwurz), Gattung aus der Familie der Kompositen, meist ausdauernde, jedoch auch einjährige Kräuter und Halbsträucher der Alten Welt, vorzüglich Europas, mit gelben oder weißen, selten roten Strahlblüten und gelben Scheibenblüten. Von P. Parthenium Sm. (Chrysanthemum Parthenium Pers., Mutterkraut), ausdauernd, in Südeuropa heimisch, in Gärten durch ganz Europa, mit 30-90 cm hohem, gleich den Blättern glattem, ästigem Stengel, gestielten, fiederteiligen Blättern und weißstrahligen Blütenköpfchen, war das Kraut mit den Blüten offizinell. Es riecht stark kamillenähnlich, aber unangenehm und schmeckt sehr bitter. Eine Varietät mit prächtig goldgelben Blättern, P. P. var. aureum, wird in großer Menge zur Bepflanzung der Teppichbeete herangezogen. P. inodorum Sm. (unechte Kamille), mit doppelt- bis dreifach fiederschnittigen, in feine, lineale Zipfel geteilten Blättern und weißstrahligen Blüten, findet sich als Unkraut auf Feldern und unterscheidet sich von der echten Kamille durch den nicht hohlen Fruchtboden. Mehrere Arten liefern Insektenpulver (s. d.), besonders P. Willemoti Duch., mit gelben Scheibenblüten und weißen Strahlblüten, aus dem Kaukasus; P. carneum Bieberst., mit gelblichen Scheibenblüten und blaßrötlichen Strahlblüten, in Persien; P. roseum Bieberst., mit gelben Scheibenblüten und frisch rosenroten Strahlblüten, in Armenien, sowie auch P. cinerariaefolium Trev., mit sehr kleinen, gelben Scheibenblüten und weißgelblichen Strahlblüten, in Dalmatien; mehrere Arten, besonders P. roseum in zahlreichen Varietäten, sind Zierpflanzen.

Pyretika (Antipyretika, griech.), Fiebermittel.

Pyrexie (griech.), Fieberanfall.

Pyrgas (Bürgas), Gebirgsgruppe der Salzkammergutalpen, im Hohen P. 2244 m hoch, nördlich vom Ennsthal bei Admont.

Pyrgita, Sperling.

Pyrgo (Pyrgos), Hauptstadt einer Eparchie im griech. Nomos Achaia und Elis, unweit des Ionischen Meers und der Mündung des Ruphia (Alpheios), mit einem Gymnasium, Landgericht, Theater und Hafen (Katakolo), wohin Eisenbahn führt, und (1879) 8788 (als Demos 18,734) Einw., welche Weinbau, Fischerei und Handel treiben. P. war vor dem Freiheitskampf die schönste Stadt in Morea mit ca. 10,000 Einw., wurde 1825 von den Türken zerstört, hat sich seitdem aber wieder erholt. Es ist Sitz eines deutschen Konsulats.

Pyrgom, s. Augit.

Pyrgoteles, altgriech. Steinschneider zur Zeit Alexanders d. Gr., welcher seine Bildnisse nur von ihm in Stein geschnitten wissen wollte.

Pyrheliometer (griech.), von Pouillet angegebenes Instrument zur Ermittelung des Betrags der unsrer Erdoberfläche zugestrahlten Sonnenenergie durch Messung der Wärmemenge, welche die Sonnenstrahlen, wenn sie von einer Fläche von bestimmter Größe vollständig absorbiert werden, hervorbringen (s. Figur). Dasselbe besteht aus einem Thermometer, dessen Kugel sich inmitten eines cylindrischen Gefäßes aus dünnem Silberblech befindet, welches mit Wasser gefüllt ist. Die aus dem Gefäß hervortretende Thermometerröhre ist von einem Messingrohr umhüllt, das seitlich behufs Ablesung des Thermometerstandes einen Schlitz trägt. Auf dem Messingrohr ist noch eine Metallscheibe von gleichem Durchmesser wie das silberne Gefäß aufgesetzt. Damit die Sonnenstrahlen den mit Kienruß geschwärzten und dadurch zur Wärmeaufsaugung vorzüglich geschickt gemachten Boden des Silbergefäßes senkrecht und somit in möglichst günstiger Richtung treffen, braucht man das Instrument nur so gegen die Sonne zu stellen, daß der Schatten des Silbergefäßes genau auf jene Metallscheibe fällt. Beobachtet man nun das Steigen des Thermometers während fünf Minuten, so kann man, da man das Gewicht des im Gefäß enthaltenen Wassers kennt, die Anzahl der Wärmeeinheiten angeben, welche die geschwärzte Oberfläche während dieser Zeit von der Sonne empfing. Eine Wärmeeinheit ist nämlich diejenige Wärmemenge, welche erforderlich ist, um 1 kg Wasser um 1° (C.) zu erwärmen. Freilich hat die Kienrußfläche unterdessen auch Wärme durch Ausstrahlung gegen den Himmelsraum verloren; man bestimmt diesen Verlust, indem man nachher im Schatten das Sinken des Thermometers während fünf Minuten beobachtet, und rechnet ihn der zuerst gefundenen Wärmemenge hinzu. Fügt man ferner noch hinzu den Verlust, welchen die Strahlen beim Durchgang durch die Atmosphäre erleiden, so findet man, daß die der Erde im Lauf eines Jahrs von der Sonne zugestrahlte Wärmemenge im stande sein würde, eine den Erdball umgebende Eisrinde von 30 m Dicke zu schmelzen.

^[Abb.: Pyrheliometer.]

Pyridinbasen, organische Basen, welche bei der trocknen Destillation stickstoffhaltiger organischer Substanzen entstehen und sich daher im Steinkohlenteeröl, im stinkenden Tieröl, im Tabaksrauch, zum Teil aber auch, an Essigsäure gebunden, im Vorlauf des Rohspiritus finden: Pyridin C5H5N ^[C<sub>5</sub>H<sub>5</sub>N], Pikolin C6H7N ^[C<sub>6</sub>H<sub>7</sub>N], Lutidin C7H9N ^[C<sub>7</sub>H<sub>7</sub>N], Kollidin C8H11N ^[C<sub>8</sub>H<sub>11</sub>N] etc. Das Pyridin bildet eine farblose Flüssigkeit, riecht stechend, mischt sich mit Wasser, siedet bei 117° und bildet mit Säuren leicht lösliche, kristallisierbare Salze. Den Dampf von Pyridin läßt man als beruhigendes und krampfstillendes Heilmittel bei Asthma und Dyspnöe einatmen. Ein unreines, höchst übelriechendes Gemisch von P. dient zur Denaturierung von Spiritus. Vgl. Metzger, Pyridin, Chinolin und deren Derivate (Braunschw. 1885).

Pyriphlegethon, s. Phlegethon.

Pyrites (griech.), bei den Alten der Feuerstein; in der neuern Mineralogie s. v. w. Schwefelkies.

Pyritoëder, s. v. w. Pentagondodekaeder; vergl. Kristall, S. 232.

Pyritoïde, Klasse der Mineralien, s. v. w. Kiese.