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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Radius; Radix; Radizieren; Radjejew; Radkersburg; Radlinie; Radlmaschine; Radloff; Radnitz; Radnor; Radnorshire; Radolfzell

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Radius - Radolfzell.

kühlt und zusammenzieht und so in hörbare Schwingungen gerät. Auch Gase und Dämpfe, welche in kleine Glaskolben eingeschlossen sind, von deren Mündung ein Kautschukschlauch nach dem Ohr führt, werden, wie Tyndall gezeigt hat, durch intermittierende Strahlen, welche man auf den Hals des Kölbchens fallen läßt, zum Tönen gebracht und zwar um so stärker, je größer ihr Absorptionsvermögen für die einfallende Strahlen ist. Breitet man das intermittierende Licht zu einem Spektrum aus, so wird ein Körper in demjenigen Teil des Spektrums am kräftigsten tönen, für welchen er das größte Absorptionsvermögen hat. Man kann daher die Stellen stärkster Absorption, an welchen sich dem Auge dunkle Absorptionsstreifen zeigen würden, auch durch das Gehör wahrnehmen. Bell hat zu diesem Zweck einen Spektrophon genannten Apparat eingerichtet, der nichts andres ist als ein Spektroskop, dessen Okular durch ein Hörrohr ersetzt ist.

Radius (lat., "Strahl"), in der Geometrie der Halbmesser eines Kreises, einer Kugel etc. R. vector (Fahrstrahl, Leitstrahl), in der Geometrie überhaupt die Entfernung eines beweglichen Punktes von einem bestimmten festen, insbesondere in der Theorie der Kegelschnitte die Verbindungslinie irgend eines Punktes einer solchen Kurve mit einem Brennpunkt. Daher in der Astronomie die Verbindungslinie des Zentrums eines Planeten oder Kometen mit dem im Brennpunkt der Bahn stehenden Mittelpunkt der Sonne, desgleichen bei einem Monde die Verbindungslinie seines Mittelpunktes mit dem des Hauptplaneten. - In der Anatomie ist R. s. v. w. Speiche (s. Arm).

Radix, Wurzel; R. Alcannae, Alkannawurzel; R. Althaeae, Althee-, Eibischwurzel; R. Angelicae, Archangelicae, Engelwurzel; R. Arnicae, Arnika, Wohlverleihwurzel; R. Artemisiae, Beifußwurzel; R. Asari, Haselwurzel; R. Bardanae, Klettenwurzel; R. Belladonnae, Belladonnawurzel; R. Carlinae, Eberwurzel; R. Colombo, Kolombowurzel; R. Gentianae, Enzianwurzel; R. Helenii, R. Enulae, Alantwurzel; R. Hellebori viridis, grüne Nieswurz; R. Ipecacuanhae, Brechwurzel; R. Levistici, Liebstöckelwurzel; R. Liquiritiae glabrae, R. Glycyrrhizae hispanica, spanisches Süßholz; R. Liquiritiae mundata, russica, R. Glycyrrhizae echinatae, Süßholzwurzel; R. Ononidis, Hauhechelwurzel; R. Pimpinellae, Pimpinellwurzel; R. Pyrethri (germanica), Bertramwurzel; R. Ratanhae, Ratanhawurzel; R. Rhei, Rhabarber; R. Saponariae, Seifenwurzel; R. Sarsaparillae, Sassaparillae, Salsaparillae, Sassaparille; R. Scammoniae, Skammoniawurzel; R. Senegae, Senegawurzel; R. Serpentariae, virginische Schlangenwurzel; R. Taraxaci, Löwenzahnwurzel; R. Taraxaci cum herba, frische Löwenzahnwurzel; R. Valerianae (minoris, montanae), Baldrianwurzel. Andre Wurzeln s. bei Rhizoma und Tubera.

Radizieren (lat.), wurzeln, Wurzel fassen; etwas auf seine Wurzel, seinen Ursprung zurückführen; auf bestimmte Einkünfte anweisen, daher radizierte Gewerbe, solche Gewerbe, bei welchen die verkäufliche und vererbliche Berechtigung zum Betrieb an bestimmte Einrichtungen (Haus, Grund und Boden) geknüpft ist; in der Mathematik s. v. w. die Wurzel (s. d.) aus einer Zahl ziehen.

Radjejew, Kreisstadt im russisch-poln. Gouvernement Warschau, nahe der preußischen Grenze, mit altertümlicher Kirche und (1885) 2117 Einw.

Radkersburg, Stadt in Steiermark, an der Mur und der Lokalbahn Spielfeld-R., nahe der ungarischen Grenze, Sitz einer Bezirkshauptmannschaft und eines Bezirksgerichts, Fundort römischer Münzen und keltischer Altertümer, mit einer Sparkasse, bedeutendem Weinbau und Weinhandel und (1880) 2525 Einw. Gegenüber liegt das Schloß Ober-R.

Radlinie, s. Cykloide.

Radlmaschine, s. Pistons.

Radloff, Wilhelm, Sprachforscher und Reisender, geb. 17. Jan. 1837 zu Berlin, studierte in Halle, Berlin und Jena Sprachwissenschaft, besonders asiatische Sprachen, ging 1858 nach St. Petersburg, erhielt 1859 eine Lehrerstelle zu Barnaul in Westsibirien, von wo aus er im Lauf der 60er Jahre zahlreiche Reisen zur Erforschung der Sprachen der sibirischen Türkstämme unternahm. 1870 kehrte er nach St. Petersburg zurück, lebte dann 1871-84 als Bezirksinspektor der mohammedanischen Schulen in Kasan und wurde 1884 zum Direktor des asiatischen Museums in St. Petersburg, gleichzeitig auch zum Mitglied der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften ernannt. 1886 bereiste er die Krim zum Studium der Sprache der Krimtataren, 1887 Litauen und Wolhynien zur Erforschung der Karaimendialekte. Von seinen sprachliche Arbeiten sind anzuführen: "Proben der Volkslitteratur der türkischen Stämme Südsibiriens" (Petersb. 1866-80, 6 Bände Text und 6 Bände Übersetzungen); "Vergleichende Grammatik der nördlichen Türksprachen" (1. Teil: "Phonetik", Leipz. 1882-83); "Die Sprache der Komanen" (in der "Internationalen Zeitschrift für allgemeine Sprachwissenschaft", das. 1884); "Versuch eines Wörterbuchs der türkischen Dialekte" (1888 ff.). Ethnographischen und geographischen Inhalts sind: "Briefe aus dem Altai" (in Ermans "Archiv" 1862-63); "Das Serafschanthal und seine Bewohner" (in "Petermanns Mitteilungen" 1864); "Aus Sibirien" (Leipz. 1884, 2 Bde.); "Sibirische Altertümer" (russ., hrsg. von der kaiserl. archäologischen Kommission, Petersb. 1888 ff.) u. a.

Radnitz (Radnice), Stadt in der böhm. Bezirkshauptmannschaft Pilsen, an einer Flügelbahn der Böhmischen Westbahn gelegen, mit Glasfabrikation, Brauerei, Brettsägen und (1880) 3021 Einw. In der Umgegend bedeutende Steinkohlenwerke, welche durch ihre Pflanzenpetrefakten interessant sind, Glashütten, Eisenwerke und chemische Fabriken.

Radnor (New Radnor), Stadt in Radnorshire (Südwales), mit Schloßruine und (1881) 472 Einw.

Radnorshire (spr. ráddnorschir, wallisisch Maesyfed), Grafschaft in Südwales, grenzt an Montgomery-, Shrop-, Hereford-, Brecknock- und Cardiganshire und hat einen Flächenraum von 1119 qkm (20,3 QM.) mit (1881) 23,528 Einw. Das Land ist gebirgig (im Radnorforst im O. bis 660 m ansteigend), großenteils mit Heide bedeckt und nur im südlichen Teil etwas fruchtbar. Der Hauptfluß ist der fischreiche Wye, welcher den größten Teil der Südwestgrenze bildet und hier den Ithon aufnimmt. Das Klima ist heiter und gesund. Das Land produziert trotz der dünnen Bevölkerung nicht hinreichend Getreide. Nur 15 Proz. der Oberfläche sind unter dem Pflug. Haupterwerbszweig ist die Viehzucht; man zieht treffliches Rindvieh, feinwollige Schafe und gute Pferde. Auch wird Bergbau (auf silberhaltiges Blei) und Torfgräberei getrieben. Hauptstadt ist Presteigne.

Radolfzell, Stadt im bad. Kreis Konstanz, an der Mündung der Radolfzeller Ach in den Untersee, Knotenpunkt der Linien Mannheim-Konstanz und R.-Mengen der Badischen Staatsbahn, hat eine schöne gotische Kirche (von 1436) mit neuerdings hergestelltem Kreuzgang, ein altes Ritterhaus (jetzt Amts-^[folgende Seite]