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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Randow; Randschit Singh; Randsfjord; Ranen; Ranenburg; Rang; Rangapfel; Rangawis

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Randow - Rangawis.

Am 24. Jan. 1851 übertrug ihm Ludwig Napoleon das Portefeuille des Kriegs, 11. Dez. d. J. aber das Generalgouvernement von Algerien. Am 31. Dez. 1852 ward er Senator, 18. März 1856 Marschall von Frankreich. Am 5. Mai 1859 erhielt er wieder das Portefeuille des Kriegs; unter seiner Verwaltung wurden die Vorräte der Armeeverwaltung für die mexikanische Expedition vollständig aufgebraucht, und das Heerwesen geriet in solchen Verfall, daß Frankreich 1866 nicht kriegsfähig war. Er wurde daher 19. Jan. 1867 durch Niel ersetzt. Wegen seines hohen Alters erhielt er 1870 kein Kommando und starb 16. Jan. 1871 in Genf. Vgl. "Mémoires du maréchal R." (Par. 1875-77, 2 Bde.).

Randow, Grenzfluß zwischen den preuß. Provinzen Pommern und Brandenburg, mündet bei Eggesin rechts in die Ucker und ist durch einen Graben mit der Welse verbunden. Nach ihm benannt ist der Kreis R., der seinen Landratssitz in Stettin hat.

Randschit Singh, geb. 2. Nov. 1780 zu Gugaranvala bei Lahor, Sohn eines Sirdars der Sikh, ward durch Belehnung mit einem hohen Posten in den Stand gesetzt, sich zum Oberhaupt der Sikh aufzuwerfen, und machte den Namen dieser im nordwestlichen Indien oder Pandschab heimischen Religionssekte, die sich unter Bedrückungen durch die mosleminischen Großmoguls politisch zur Nation herausbildete, in der ganzen Welt bekannt. England setzte durch den Vertrag zu Ludiana (5. Dez. 1805) den Satledsch als gegenseitige Grenze fest. 1813 nahm R. Attok durch Verrat, 1818 Multan mit Sturm, 1819 fiel Kaschmir in seine Hände, worauf er den Titel eines Maharadscha, d. h. Großkönigs, annahm, 1829 eroberte R. Peschawar von den Afghanen. Einige Offiziere der Napoleonischen Armee hatten sein Heer auf europäische Weise organisiert. 1838 schloß R. ein Bündnis mit den Engländern ab, er starb 27. Juni 1839. Vgl. Sikh.

Randsfjord, großer Landsee im südlichen Norwegen (Christiansamt), 131 qkm groß, 73 km lang, aber schmal, nimmt die Dokkaelv auf und gibt sein Gewässer durch die Randselv in den Tyrifjord ab. Er liegt 132 m ü. M. Seine Ufer bestehen aus mäßigen Höhen, die an vielen Stellen bis oben hinauf mit den schönsten Nadelhölzern bestanden sind und sich erst am nördlichen Ende zu einer größern Höhe erheben. Die an dem See liegenden Gegenden (namentlich Hadeland im O.) gehören zu den wohlhabendsten in Norwegen. Der R. wird regelmäßig von Dampfschiffen befahren und ist in neuerer Zeit auch durch eine Eisenbahn mit Drammen und Christiania in Verbindung gebracht.

Ranen, großer Fjord im norweg. Amt Nordland; auch die angrenzende Gegend. Nördlich von R. der Svartisen, der zweitgrößte Gletscher Norwegens.

Ranenburg, Kreisstadt im russ. Gouvernement Rjäsan, an der Eisenbahn Rjäsan-Koslow, mit (1885) 4298 Einw., treibt bedeutenden Handel mit Getreide, Vieh, Hanf, Wolle, Häuten, Honig, Wachs und Manufakturwaren. Auch wird starke Graupenmüllerei und Tabaksfabrikation und in der Umgegend Filz-(Woilok-) Weberei betrieben.

Rang, bei der stufenweise Gliederung, welche aus den Begriffen von Wert und Wichtigkeit erzeugt wird, das besondere Verhältnis, in welchem ein Gegenstand zum andern steht; besonders die Ordnung, durch welche sich ein Vorzug des einen vor dem andern kundgeben soll. So unterscheidet man z. B. bei Staaten je nach ihrer Größe und Machtstellung zwischen Staaten ersten, zweiten, dritten etc. Ranges; so werden z. B. bei den Gesandten vier Rangklassen unterschieden. Die Hofrangordnung entscheidet darüber, in welcher Reihenfolge die bei Hof erscheinenden Personen rangieren (vgl. Hof, S. 605 f.). Unter den verschiedenen Klassen der Bevölkerung und den Ständen eines Staats wird am meisten beim Militär auf die genaue Einhaltung der Rangordnung gesehen, weil man hiervon die Stärke der Disziplin abhängig glaubt. Unter den verschiedenen Staaten aber thun sich in dieser Beziehung England und Rußland, wo der R. der Zivilpersonen nach Art der beim Militär herrschenden Einrichtung geordnet ist, hervor. In einem andern Sinn spricht man im Konkurs (s. d., S. 12) von einer Rangordnung der Gläubiger. Im Theater versteht man unter R. eine der Logenreihen.

Rangapfel, s. Passiflora.

Rangawis (Rangabé), Alexandros Risos, namhafter neugriech. Gelehrter, Dichter und Staatsmann, geb. 1810 zu Konstantinopel aus einer Fanariotenfamilie, siedelte 1818 mit seinem Vater Joannes Risos R., einem hohen Beamten des damaligen Hospodars der Walachei, nach Bukarest über und erhielt seine wissenschaftliche Ausbildung seit 1821 zu Odessa und seit 1823 auf der Kriegsschule zu München. Nachdem er Artillerieoffizier in der bayrischen Armee geworden, ging er 1831 nach Griechenland und trat dort in den Staatsdienst. Bis 1841 im Kultusministerium mit der obersten Leitung des Unterrichtswesens betraut, erwarb er sich um dasselbe hohe Verdienste durch Gründung vieler Volksschulen und mehrerer Gymnasien und war 1837 einer der Mitbegründer der Archäologischen Gesellschaft in Athen, deren Sekretariat er bis 1852 bekleidete. 1842 trat er als Rat in das Ministerium des Innern, mußte zwar 1844 als Ausländer diese Stelle niederlegen, wurde aber 1845 als Professor der Archäologie an die Universität Athen berufen und fungierte vom Februar 1856 bis Mai 1859 als Minister des Äußern im Kabinett Bulgaris. Seit 1859 lebte er in Zurückgezogenheit, wurde dann 1867 griechischer Gesandter in Washington, 1868 in Paris und bekleidete 1874-86 den gleiche Posten beim Deutschen Reich. 1878 wurde er neben dem Minister Delijannis als zweiter Bevollmächtigter Griechenlands beim Berliner Kongreß delegiert. R. hat sich als fein gebildeten Dichter gezeigt in einer Reihe dramatischer, epischer und lyrischer Dichtungen ("Διάφορα ποιήματα", Athen 1837-40, 2 Bde.) und sich mit Glück auch auf dem Felde der historischen Novelle versucht ("Διάφορα διηγήματα", das. 1855, u. a.). Von seinen Dramen wurde das aristophanische Lustspiel "Die Hochzeit des Kutrulis" von Sanders (2. Ausg., Berl. 1875) und dem Verfasser selbst (Bresl. 1883), "Die dreißig Tyrannen", "Der Vorabend" und die Tragödie "Dukas" von Ellissen (das. 1881-1883), von den Novellen "Der Fürst von Morea" von Ellissen (das. 1884), "Novellen" (Berl. 1886) und "Der Notar von Argostoli", "Leila" (das. 1887) ins Deutsche übersetzt. Unter seinen philologischen und archäologischen Arbeiten sind hervorzuheben die "Ἀρχαιολογία" (Athen 1866, 2 Bde.) und besonders die für griechische Epigraphik sehr wichtigen "Antiquités helléniques" (das. 1842-55, 2 Bde.). Neuerlich veröffentlichte er (in französischer Sprache) "Histoire littéraire de la Grèce moderne" (Berl. 1877, 2 Bde.), mit Sanders "Geschichte der neugriechischen Litteratur" (Leipz. 1884), "Abriß der griechischen Litteraturgeschichte" (griech., Athen 1888) und begann die Herausgabe eines "Illustrierten archäologischen Lexikons" (das. 1888 ff.). Eine Sammlung seiner Werke in 13 Bänden ist seit 1874 in Athen erschienen. - ^[GEDANKENSTRICH]