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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Raspe; Raspel; Raspopinskaja-Stániza; Räß; Rassam; Rasse

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Raspe - Rasse.

de la santé" heraus. Vgl. Saint-Martin, F. V. R. (Par. 1877). - Sein ältester Sohn, Benjamin R., geb. 16. Aug. 1823, ebenfalls Naturforscher und demokratisch-sozialistischer Republikaner, war 1848 Repräsentant des Rhônedepartements in der Legislative, wurde 1852 verbannt, kehrte 1864 nach Frankreich zurück und ist ebenfalls seit 1876 Mitglied der Deputiertenkammer. Raspails Neffe Eugène R., geb. 12. Sept. 1812 zu Gigondas (Vaucluse), hat sich als Archäolog, Numismatiker und Geolog einen Namen erworben. Auch er gehörte 1848 in der Nationalversammlung zu der äußersten Linken.

Raspe, Heinrich, Landgraf von Thüringen, s. Heinrich 49).

Raspel, Werkzeug, welches bei der Bearbeitung des Holzes zu demselben Zweck benutzt wird wie die Feile bei der Bearbeitung der Metalle. Die R. dient indes fast nur zur Ausbildung konkaver und konvexer Flächen sowie zum Glätten der Löcher, während ebene Flächen mit dem Hobel hergestellt werden. Die Raspeln unterscheiden sich von den Feilen nur durch den Hieb, welcher bei ihnen aus vielen isoliert stehenden kleinen dreieckigen Vertiefungen besteht, wovon jede neben sich einen scharfen, zahnförmig in die Höhe stehenden Grat aufgeworfen hat, so daß die Oberfläche des Werkzeugs wie mit kurzen Spitzen ziemlich dicht bedeckt erscheint. Man verfertigt die Raspeln wie die Feilen (s. Feile); aber die zum Hauen dienenden Meißel haben keine Schneide, sondern eine durch drei zusammenstoßende Flächen gebildete Spitze. Die Raspeln sind 8-40 cm lang, und nach ihrer Form unterscheidet man flache, halbrunde, viereckige, dreieckige, Messerraspeln, Vogelzungenraspeln und runde Raspeln. Eine Sorte englischer Raspeln wird dadurch erhalten, daß man eine spitzige, im Querschnitt quadratische oder sechseckige Stahlstange auf allen Kanten mit Kerben versieht und dann glühend schraubenartig windet. Die zwischen den Kerben stehen gebliebenen scharfen Zähne treten dadurch weiter auseinander und kommen in Linien zu stehen, welche wie die Gänge eines vier- oder sechsfachen Schraubengewindes auf der R. herumlaufen. Dieser Hieb verstopft sich nicht im mindesten und macht auch eine recht glatte Fläche. Die Risselraspeln zur Ausarbeitung runder oder geschweifter Vertiefungen sind mehr oder weniger gekrümmt und haben einen flach viereckigen, halbrunden oder oval geformten Querschnitt. Die Kolbenraspeln der Büchsenschäfter sind zungenförmig mit ovalem Querschnitt und rund aufgebogenem Ende. Scheibenförmige Raspeln wirken durch Drehung, ähnlich den Schleifsteinen und Spitzringen. Eine hierauf gegründete Raspelmaschine gleicht einer gewöhnlichen kleinen Drehbank, enthält aber statt der Spindel eine eiserne Achse, auf welcher zwei kreisrunde Scheiben angebracht sind, die einen raspelartig gehauenen Stahlring besitzen.

Raspopinskaja-Stániza, Ort im Lande der Donischen Kosaken, mit (1880) 11,000 Einw. und lebhaften Jahrmärkten.

Räß, Andreas, kathol. Theolog und Kirchenfürst, geb. 17. April 1794 im Elsaß, ein Schüler Liebermanns in Mainz, wurde 1830 in Straßburg Superior des bischöflichen Seminars, dann Kanonikus an der Münsterkirche, endlich 1842 auf den Bischofstuhl erhoben, nachdem er bereits 14. Febr. 1840 zum Koadjutor seines Vorgängers geweiht worden war. Er wirkte gleich nachhaltig durch seine deutschen Predigten im Münster wie durch Rundreisen und Hirtenbriefe. Auf dem vatikanischen Konzil trat er als einer der vordersten für Syllabus und Infallibilität in die Schranken. Im deutschen Reichstag, wo er als Mitglied der Protestpartei erschien, erregte er 18. Febr. 1874 durch seine unerwartete Anerkennung der Thatsache des Frankfurter Friedens Aufsehen. Seit 1881 in den Ruhestand versetzt, starb er 17. Nov. 1887. Mit seinem Freund Weiß, Bischof von Speier, besorgte er eine deutsche Ausgabe von Butlers Legendenwerk "Leben der Väter und Märtyrer" (Mainz 1823-27, 25 Bde.; neubearb. von Holzwarth, 8. Aufl. 1879, 2 Bde.) und begründete 1821 die Zeitschrift "Der Katholik". Sein Hauptwerk ist: "Die Konvertiten seit der Reformation" (Freiburg 1866-75, 12 Bde.).

Rassam, Hormuzd, Archäolog, geboren zu Mosul am Tigris als Sproß einer chaldäisch-christlichen Familie, lernte schon in frühen Jahren Englisch und erwarb sich 1845 die Freundschaft Layards (s. d.), der ihn 1847 mit nach England nahm, wo R. in Oxford seine Studien fortsetzte. Bei Layards spätern Nachgrabungen auf dem Trümmerfeld des alten Ninive (1849-51) war R. dessen Assistent; später leitete er das Unternehmen selbständig, und seiner unermüdlichen Anstrengung verdankte man die Entdeckung neuer wertvoller wissenschaftlicher Schätze. 1854 nach England zurückgekehrt, ward er zum Interpreten des englischen Ministerresidenten William Coghlan in Aden, bald darauf zu dessen Unterresidenten ernannt und 1864 als englischer Bevollmächtigter an den Hof des Königs Theodor von Abessinien gesandt, um die Freigebung der englischen Gefangenen zu erwirken. Nachdem er lange Zeit in Massaua unthätig hatte liegen müssen, ward er selbst von König Theodor gefangen genommen und über Jahr und Tag in strengem Gewahrsam gehalten, so daß er erst infolge der englischen Expedition unter Napier im April 1868 nebst den übrigen Gefangenen seine Freiheit wiedererhielt. Nach seiner Rückkehr aus Abessinien wurde er Ehrenmitglied der Londoner Geographischen Gesellschaft und veröffentlichte bald darauf das Werk "Narrative of the British mission to Theodore, King of Abessinia, etc." (1869, 2 Bde.). Seit 1876 leitete er als Nachfolger des verstorbenen G. Smith wieder die Ausgrabungen im alten Ninive. Ihm verdankt man insbesondere (1877-78) die Aufdeckung des Ruinenhügels Balawat (s. d.) und der Ruinen von Sipar (Sepharvaim der Bibel) in dem heutigen Abu Habba, südwestlich von Bagdad (1880). Auch die Lage des alten Kutha hat er in dem jetzigen Tell Ibrahim im NO. von Babylon als sehr wahrscheinlich nachgewiesen.

Rasse, die Gesamtheit aller Individuen einer Tierart, bei denen sich gewisse weniger bedeutende Merkmale, die zur Aufstellung einer neuen Art nicht berechtigen, konstant erhalten, d. h. auch bei der Fortpflanzung auf die folgenden Generationen übergehen. So sind z. B. Pudel, Bulldogge, Spitz etc. Rassen des Hundes; es bleibt jedoch die Reinheit jeder R. nur bestehen, wenn sie sich nicht mit andern Rassen durch Kreuzung vermischt. Man unterscheidet sogen. natürliche und Kulturrassen; letztere finden sich nur bei den Haustieren und gehen aus der vom Menschen ausgeübten Zucht derselben noch jetzt viel hervor. Übrigens sind die Rassen mancher Haustiere, z. B. des Rindes, Schweins, Hundes, mit größter Wahrscheinlichkeit nicht einer und derselben Art, sondern verschiedenen Arten entsprungen, also von Bastarden abzuleiten. Rassehund, Rassepferd etc. ist ein Hund, Pferd etc. von reiner R., bei dem sich also die Eigenschaften der R. ungetrübt erhalten zeigen. S. Menschenrassen.