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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Rehgeiß; Rehkrone; Rehna; Rehposten; Reibahlen; Reibeisen; Reibelaute; Reiber; Reibersdorf; Reiboldsgrün; Reibung

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Rehgeiß - Reibung.

dem theologischen Studium abgeneigt, 1801 als Hauslehrer nach Livorno, blieb auch nach der Lösung dieses Verhältnisses bis 1805 in Italien, besorgte während dieser Zeit mehrere diplomatische Aufträge der Königin Karoline von Neapel und trat 1806 als Bibliothekar und Vorleser in die Dienste des damaligen Kronprinzen Wilhelm (I.) von Württemberg. Seine Teilnahme an der Befreiung Deutschlands von der Fremdherrschaft, namentlich durch seine "Reden an das deutsche Volk" (Nürnb. 1813 u. 1814), verschaffte ihm 1814 die Stelle eines Generalgouverneurs von Koblenz und später die eines Kreisdirektors in Bonn. Bei der Gründung der Universität Bonn 1818 zum Regierungsbevollmächtigten und Kurator ernannt, trug er nicht wenig zur Blüte dieser Hochschule bei und ward hierfür 1826 in den preußischen Erbadelstand erhoben. 1842 zog er sich auf sein Gut im Siebengebirge zurück, wo er 21. Okt. 1843 starb. Von seinen litterarischen Arbeiten sind die Reisefrüchte: "Italienische Miscellen" (Tübing. 1804-1806, 3 Bde.), "Gemälde von Neapel" (Zürich 1808, 3 Bde.), "Briefe aus Italien" (das. 1809, 4 Bde.) u. a. sowie die Romane: "Scipio Cicala" (Leipz. 1832, 4 Bde.; 2. umgearbeitete Aufl. 1841), "Die Belagerung des Kastells von Gozzo, oder der letzte Assassine" (das. 1834, 2 Bde.) und "Die neue Medea" (Stuttg. 1836, 3 Bde.) hervorzuheben. Namentlich "Scipio Cicala", obschon eines wärmern innern Lebens entbehrend, zeichnet sich durch energische Plastik der Einzelschilderungen und volle Farbengebung vorteilhaft aus. Aus R.' Nachlaß erschien: "Der Deutsche Orden im 15. Jahrhundert", dramatische Darstellungen (Bonn 1874). Vgl. Kaufmann, Zur Erinnerung an Phil. Jos. v. R. (in Hillebrands "Italia", Bd. 3, Leipz. 1876).

Rehgeiß, Pilz, s. Cantharellus.

Rehkrone, das Rehgehörn.

Rehna, Stadt im mecklenburg-schwerin. Kreis Grevesmühlen, an der Radegast, hat eine schöne gotische Kirche, ein ehemaliges Kloster, ein Amtsgericht, eine Forstinspektion, 2 Tuchfabriken, Gerberei, Zigarrenfabrikation, Seilerei, Töpferei, Mahl-, Walk- und Lohmühlen und (1885) 2151 evang. Einwohner.

Rehposten, s. Posten.

Reibahlen (Räumahlen, Räumer, Ausreiber), schlanke Werkzeuge aus gehärtetem und gelb angelassenem Stahl, welche eine oder mehrere gleichmäßig der ganzen Länge nach fortlaufende Kanten besitzen und sich von oben nach unten ein wenig verjüngen. Sie dienen zum Ausputzen (Ausreiben, Aufräumen) oder Vergrößern von Bohrlöchern in Metall und werden angewandt, indem man sie drehend und mit angemessenem Druck in dem Loch bewegt. Von den eckigen R., deren Querschnitt ein regelmäßiges Vieleck ist, sind die fünfeckigen am besten. Halbrunde R. haben im Querschnitt die Gestalt eines Kreisabschnitts und besitzen nur zwei Schneiden, von denen aber jedesmal nur eine angreift; sie wirken schnell, machen aber nur dann sicher ein rundes Loch, wenn man ihnen mehr als die Hälfte, etwa zwei Drittel, der Rundung läßt. Freilich greifen sie dann nur Messing an. Für Eisen und Stahl sind die einschneidigen R. empfehlenswert, deren einzige Kante entsteht, indem entweder der ganzen Länge nach eine ungleichseitige Kerbe angebracht wird, oder indem zwei kleine Segmente der glatten Rundung abgeschliffen sind, so daß die zwei dadurch entstehenden Flächen durch ihr Zusammenstoßen eine Kante erzeugen. Sehr gut, weil größere Späne wegnehmend, arbeiten die geriffelten R., deren ganze Oberfläche mit dreieckigen Einkerbungen und abwechselnden spitzwinkeligen Kanten versehen ist, so daß der Querschnitt eine Art vieleckigen Sterns bildet; zu ihrer Benutzung, z. B. zum Ausreiben der Wagenradbüchsen und ähnlicher großer Gegenstände, ist eine Maschine konstruiert worden.

Reibeisen, Werkzeug zum Zerreiben von Wurzeln, Früchten, Brot etc., besteht aus einem gebogenen Stück Weißblech, in welches man mit einem spitzigen Durchschlag viele Löcher geschlagen hat, deren Grat recht hoch und scharf ist. Bei den Reibmaschinen bildet das Blech eine mittels einer Kurbel drehbare Trommel, die sich vor einem Cylinder bewegt, in welchen man die zu zerreibenden Gegenstände bringt. Man dreht mit der rechten Hand und drückt mit der linken einen Holzstempel in den Cylinder, welcher die Wurzeln, Semmeln etc. gegen das R. preßt. Eine Kartoffelreibmaschine besteht aus einem drehbaren cylindrischen Blechgefäß, dessen Wandungen und Boden reibeisenartig aufschlagen sind, wobei der Grat nach innen steht. Beim Drehen werden die Kartoffeln durch Zentrifugalkraft gegen die Wandungen geworfen und von ihrer Schale befreit. Zum Schälen oder intensiven Putzen der Getreidekörner für die Mehl- und Graupenfabrikation benutzt man mit R. (Reibblechen) überzogene, rasch rotierende konische oder cylindrische Trommeln oder besondere Mühlsteine, die in geringen Abständen von ähnlichen, ebenfalls mit R. bekleideten Mänteln umgeben sind. Zwischen diese beiden Maschinenteile werden die zu schälenden Körner eingeführt. Das R. findet auch ausgedehnte Verwendung bei den Maschinen zum Zerreiben der Kartoffeln in den Stärkefabriken. In diesem Fall bildet das R. entweder ein durchlochtes Blech mit aufwärts stehenden Graten oder eine mit Raspelhieb versehene Schiene. Bei den Reibmaschinen für Rüben und bei gewissen Getreideschälmaschinen besteht das R. aus einer größern Anzahl nebeneinander sitzender, durch dünne Holzscheiben getrennter Kreissägen.

Reibelaute (Frikativlaute), s. Lautlehre.

Reiber, ein lederner, mit Tierhaaren ausgestopfter Ballen, mit welchem die ersten Holz- und Metallschnitte von der Holz- oder Metalltafel abgedruckt wurden. Die so hergestellten Reiberdrucke sind für die Anfänge der Holzschneidekunst (s. d., S. 683) wichtig und von den Sammlern wegen ihrer Seltenheit sehr gesucht. Man erkennt sie an der Glätte des Papiers der Rückseite.

Reibersdorf, Dorf in der sächs. Kreishauptmannschaft Bautzen, Amtshauptmannschaft Zittau, an der Linie Zittau-Markersdorf der Sächsischen Staatsbahn, ist Hauptort der gleichnamigen gräflich Einsiedelschen Standesherrschaft, hat ein Schloß mit Park und (1885) 1372 Einw. Nahe bei Oppelsdorf mit Mineralbad und bedeutendem Braunkohlenbergbau.

Reiboldsgrün, Ort in der sächs. Kreishauptmannschaft Zwickau, Amtshauptmannschaft Auerbach, zur Gemeinde Vogelsgrün gehörig, in romanischer Waldgegend, hat ein kleines Bad und eine Heilanstalt (mit Winterkurhaus) für Lungenkranke.

Reibung (Friktion), der Bewegungswiderstand, welcher sich zeigt, wenn zwei Körper miteinander in Berührung sind. Die Hauptursache der R. besteht in der Rauhigkeit der sich berührenden Oberflächen, deren Erhöhungen und Vertiefungen ineinander greifen; aber auch die Adhäsion, die Festigkeit der kleinen Hervorragungen, wenn Abreibung erfolgt, sowie ihre Elastizität und Dehnbarkeit, wenn sie ohne Trennung nachgeben, wirken mit. Man unterscheidet die gleitende R., bei welcher immer die nämlichen Teile des bewegten Körpers mit der Unterlage in Berührung