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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Reprimande - Reptilien.

Reprimande (franz., spr. -mangd), Rüge, Verweis; reprimandieren, eine Rüge erteilen.

Reprimieren (lat.), zurückdrängen; hemmen.

Reprise (franz.), Zurücknahme, Wiederaufnahme, z. B. eines Bühnenstücks; im Seewesen die Wiedernahme (Rekaptur, Recousse) einer vom Kriegsfeind gemachten Seebeute im Weg anderweitiger Erbeutung, welche ebenfalls nach Prisenrecht zu beurteilen ist (s. Prise); auch Bezeichnung für das dem Feind wieder abgenommene Schiff oder die sonstige Seebeute selbst, welche so zurückerbeutet wurde. In der Musik ist R. s. v. w. Wiederholungszeichen.

Repristination (lat.), die Wiederherstellung von etwas Vormaligem, Abgestelltem.

Reprobation (lat.), Gegenbeweis.

Reproche (franz., spr. -prósch), Vorwurf.

Reproduktion (Regeneration, lat.), der organische Wiederersatz verloren gegangener Organe und Organteile auf dem Weg der Naturheilkraft, findet bei dem Menschen und den höhern Tieren in viel geringerm Umfang statt als bei den niedern Tieren, indem nur bei den letztern der Verlust ganzer Gliedmaßen auf dem Weg der R. wieder ausgeglichen wird. Wunden und Substanzverluste der Haut, der Muskeln und Drüsen heilen im allgemeinen durch Narbenbildung (s. Narbe). Die Nerven heilen nach einfacher Durchschneidung, oder wenn ein höchstens 4 cm langes Stück aus ihnen herausgeschnitten wurde, mit ihren Enden wieder zusammen, es legt sich also kein Narbengewebe zwischen die Schnittenden, und der früher getrennte Nerv wird wieder funktionsfähig. Am leichtesten bilden sich neue Haargefäße, und zwar geschieht dies bei den verschiedensten Veranlassungen. Knochenbrüche und Knochenwunden heilen durch Neubildung von Knochensubstanz. Seltener erzeugen sich ganze Knochen von neuem, wenn der alte Knochen aus seiner Knochenhaut herausgeschält wurde und die letztere erhalten blieb. Ohne Erhaltung des Periosts kommt eine solche Knochenneubildung in größerm Umfang nicht vor. Sehr vollständig erfolgt die R. der verloren gegangenen Epidermis, der Nägel und Haare, der letztern jedoch nur, solange der Haarbalg und die Haarpapille erhalten bleiben. - Mit R. bezeichnet man auch die Vervielfältigung einer Schrift, eines Bildes etc. auf mechanischem Weg, z. B. durch Lithographie, Holzschnitt, Photographie etc.

Reproduktionsorgane, s. Fortpflanzung.

Reproduktionsverfahren, von Reinecke in Berlin angegebenes Verfahren zur Reproduktion gedruckter Werke, ein verbesserter "anastatischer Druck" (s. d.), der sich besonders zu Faksimilereproduktionen älterer Drucke eignet. Man reinigt zunächst den zu reproduzierenden Druck von Schmutz- und Fettflecken durch Ätzkali mit Eau de Javelle und schwefelsaurem Natron, legt ihn sodann in ein Wasserbad, übergießt ihn mit einer sehr verdünnten Gelatinelösung, bringt auf diese noch eine dünne Lösung von Wachs in Benzin und spült endlich mit Wasser unter einer Brause alles Überschüssige ab. Der so präparierte alte Druck wird dann durch das gewöhnliche lithographische Umdruckverfahren vervielfältigt.

Reps, s. v. w. Raps.

Reps (ungar. Köhalom), Markt im ungar. Komitat Großkokelburg (Siebenbürgen), unweit der Ungarischen Staatsbahnstation Homoród-Köhalom, vordem Hauptort des sächsischen Stuhls R., mit alter, auf hohem Basaltfelsen malerisch gelegener Burg (im 13. Jahrh. erbaut), 4 Kirchen, Franziskanerkonvent, einer alkalisch-muriatischen Schwefelquelle samt Badeanstalt, (1881) 2778 Einw. und Leinweberei.

Repsold, Johann Georg, Mechaniker, geb. 19. Sept. 1770 zu Wremen in Hannover, arbeitete unter dem Wasserbaudirektor Woltmann in Kuxhaven, ward 1797 Elbkondukteur und 1799 Spritzenmeister der Stadt Hamburg. Gleichzeitig baute er astronomische Instrumente, welche sich durch Eigenartigkeit und Genauigkeit ihrer Ausführung auszeichneten. Für seine eigne Sternwarte baute er einen Meridiankreis, der 1818 an die Göttinger Sternwarte verkauft wurde. Für Bessel lieferte er einen Pendelapparat und für Schumann einen Basismeßapparat. Bei einer Feuersbrunst wurde er 14. Jan. 1830 durch herabstürzendes Mauerwerk erschlagen. - Seine Söhne Georg (geb. 23. Aug. 1804 zu Hamburg) und Adolf (geb. 31. Aug. 1806 ebendaselbst, gest. 13. März 1871) führten das Geschäft des Vaters fort, und der jüngere war zugleich Spritzenmeister von Hamburg. Gegenwärtig wird das erheblich erweiterte Geschäft von Adolfs Söhnen Johann Adolf (geb. 1838) und Oskar Philipp (geb. 1842) geleitet. Arbeiten der Werkstatt sind z. B.: Meridiankreis und Passageinstrument für Pulkowa, das Heliometer zu Oxford, Pendelapparate für die europäische Gradmessung, die Instrumente der neuen Sternwarte zu Straßburg, das Heliometer zu New Haven, ein Refraktor von 30 Zoll Öffnung und 45 Fuß Brennweite für Pulkowa, das mächtigste bisher ausgeführte Instrument dieser Art (s. Tafel "Astronomische Instrumente").

Reptilien (Reptilia, "Kriechtiere"), früher allgemein mit den Amphibien vereinigte und als R. oder Amphibien bezeichnete Klasse der Wirbeltiere mit Charakteren, welche sie in nahe Verbindung zu den Vögeln bringen, dagegen von den Fischen und Amphibien scharf trennen. Solche Kennzeichen sind die ausschließliche Lungenatmung, die Drehung des Kopfes auf der Wirbelsäule mittels nur eines Gelenkhöckers (wie bei den Vögeln, während Amphibien und Säugetiere zwei Höcker haben), die Entwickelung im Ei unter Auftreten von Embryonalhäuten (Allantois und Amnion) etc. Allen R. gemeinsam ist ferner die Beschuppung der Haut. In der äußern Gestalt haben sie dagegen wenig Gemeinsames. Von den wurmförmigen Blindschleichen und Schlangen führt eine große Mannigfaltigkeit der Formen zu den vierfüßigen Eidechsen, den Flugeidechsen der Vorzeit und zu den Schildkröten. Mit Ausnahme der letztern ist der Leib lang gestreckt, entweder ganz fußlos (Schlangen) oder mit zwei oder vier Extremitäten versehen, welche, da die Wirbelsäule meist noch vorwiegende Bedeutung für die Ortsbewegung besitzt, in der Regel nur als Stützen und Nachschieber des mit der Bauchfläche auf dem Boden dahingleitenden Körpers wirken. Immerhin gibt es zahlreiche kletternde und grabende R.; viele schwimmen und tauchen geschickt, und in der Vorwelt gab es Formen, bei welchen ein gewisses Flugvermögen entwickelt war. Die Körperbedeckung ist derb und fest, die allgemein vorkommenden Schuppen und Schilder sind Erhebungen der Lederhaut und entweder durch weichere Zwischenräume voneinander getrennt oder dachziegelartig übereinander gelegt. Über die Schuppen hinweg zieht die oft verhornte Oberhaut, welche bei den Schlangen und vielen Eidechsen periodisch (bei den heimischen Formen allmonatlich) abgestreift wird (Häutung). Bei den Schildkröten treten in Rücken- und Bauchhaut Knochenplatten auf, die unter Teilnahme der eigentümlich modifizierten Skelettteile einen knöchernen Panzer bilden; in diesen können sich Hals, Kopf, Schwanz und die Extremitäten zurückziehen. Vielfach sind auch noch die Knochenschilder von Hornschildern