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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Rion - Rio Volta.

gegenwärtig Sitz eines Appellhofs, eines Tribunals, Assisenhofs und Handelsgerichts, hat eine Kommunalgewerbeschule, ein vom Maristenorden geleitetes Kollegium, eine Bibliothek und ein Irrenhaus.

Rion (der Phasis der Alten), Fluß in der russisch-kaukas. Statthalterschaft, entspringt am Südwestabhang des Großen Kaukasus in Swanetien, durchfließt Mingrelien als ein wild tosender Gebirgsfluß und mündet nach kurzem Unterlauf bei Poti ins Schwarze Meer. Sein Delta ist versumpft und durch Fieber ungesund, die Mündung durch eine Barre aus Geröllmassen und Schlamm versperrt, was der Schifffahrt außerordentlich hinderlich ist. Sein Flußgebiet ist zu 20,800 qkm (378 QM.) ermittelt. Die Ufer des R. zeichnen sich durch üppige Vegetation und großen Waldreichtum aus. Im Altertum stiegen an seinem Unterlauf die Handelszüge nach Innerasien empor; jetzt windet sich die Poti-Tiflis-Eisenbahn in kunstvollen Dammbauten durch die sumpfige Niederung.

Rio Negro ("schwarzer Fluß"), 1) der größte nördliche Nebenfluß des Amazonenstroms in Südamerika, entspringt als Guainia am Ostabhang der Andes in Kolumbien, tritt, östlich fließend, nach Venezuela über, wendet sich darauf südlich nach der brasilischen Provinz Alto Amazonas, nimmt nun wieder eine östliche und ostsüdöstliche Richtung an und mündet nach einem Stromlauf von etwa 2150 km in mehreren Armen, ein verwickeltes Netz von Kanälen bildend, in den Marañon. Seine bedeutendsten Nebenflüsse sind rechts: der Uaupés, links: der Cassiquiare, welcher durch Bifurkation vom Orinoko abgeht, Cababuri, der wieder mit einem Nebenfluß des Cassiquiare in Verbindung steht, und der Parima (Rio Branco). In seinem untern Lauf bildet der R. ein System von Binnenseen, die durch enge Kanäle miteinander verbunden sind. Der ganze Strom zeichnet sich durch sein dunkles Wasser aus, daher sein Hauptname, neben dem er noch die Bezeichnungen Paraná und Pistuma führt. - 2) Fluß in Patagonien (Südamerika), entsteht als Rio de la Encarnacion im Nahuelhuapisee, nimmt dann den Namen Limay an und heißt nach seiner Vereinigung mit dem aus N. kommenden Neuquen R. Ohne kleinere Windungen hat er eine Länge von 900 km. Sein Thal, zwischen hohen Uferwänden eingeschlossen, ist 15-20 km breit, höchst fruchtbar und bewaldet, aber im Mai und November periodischen Überschwemmungen ausgesetzt. Seine Breite wechselt zwischen 80 und 200 m. Schiffe von 3,5 m Tiefgang gelangen bis Carmen, 30 km oberhalb der Mündung, kleinere Dampfer aber das ganze Jahr hindurch bis in den Nahuelhuapisee und auch den Neuquen aufwärts bis zum Fort der 4. Division, wo der Fluß noch 1,2 m Tiefe hat. Das westlich vom Limay gelegene Land, teilweise noch im Besitz der Manzanerosindianer, zeichnet sich durch Fruchtbarkeit aus.

Rio Negro, Departement des südamerikan. Staats Uruguay, nach seinem südlichen Grenzfluß, der in den Uruguay fließt, so genannt, ist sehr fruchtbar und hat 7740 qkm (140,6 QM.) mit 10,000 Einw., die namentlich Viehzucht treiben. Hauptstadt ist Independencia.

Rionegro, Stadt im Departement Antioquia der südamerikan. Republik Kolumbien, am Rio Pantanillo, 2095 m ü. M., hat ein Lehrerseminar, ein Hospital, ein Theater und (1870) 9155 Einw. Im J. 1863 trat hier der Nationalkonvent zusammen. R. wurde 1545 gegründet.

Rionero in Volture, Stadt in der ital. Provinz Potenza, Kreis Melfi, am Fuß des Monte Volture, reinlicher und gut gebauter Ort, der aber durch das Erdbeben von 1851 schwer gelitten hat, mit (1881) 11,383 Einw.

Rio Novo, Kolonie im S. der brasil. Provinz Espirito Santo, am Itapoana, 1856 gegründet, jetzt mit etwa 5000 Einw., meist Italienern.

Rio Quinto (früher Villa Mercedes), Stadt in der Argentinischen Republik, Provinz San Luis, in fruchtbarer Gegend am Fluß R., 482 m ü. M., erst 1856 gegründet, 1883 bereits mit 6500 Einw.

Rios (Los R.), Provinz im südamerikan. Staat Ecuador, am Westabhang der Kordilleren, vom obern Guayas (Bababayo) bewässert, hat ein Areal von 9300 qkm (168,9 QM.) und (1885) 32,041 Einw. Die Provinz ist reich an Cinchonawaldungen. Hauptstadt ist Guaranda.

Rios, Don José Amador de los, span. Geschichtschreiber, geb. 1. Mai 1818 zu Baena, studierte in Sevilla, wirkte später als Professor der Litteraturgeschichte an der Universität zu Madrid, ward Mitglied der Akademie daselbst und starb 17. Febr. 1878 in Sevilla. Sein Hauptwerk ist die treffliche "Historia critica de la literatura española" (Madr. 1861 bis 1867, 7 Bde., bis zum Ende des 15. Jahrh. reichend); außerdem veröffentlichte er einen Band Gedichte (Sevilla 1841), "Estudios sobre los Judios de España" (Madr. 1848), "Historia de la villa y corte de Madrid" (das. 1861-64, 4 Bde.) und eine Übersetzung des Spanien betreffenden Teils von Sismondis "Litteraturgeschichte" (Sevilla 1841, 2 Bde., mit Ergänzungen).

Rio Salado ("Salzfluß"), Name mehrerer Flüsse im spanischen Amerika, der ihnen wegen ihres Salzgehalts gegeben wurde: 1) Fluß in der Argentinischen Republik, bildet sich auf dem Ostabhang der Kordilleren im Staat Salta unter dem Namen Rio de Cuachipas, fließt zuerst nordöstlich, dann südsüdöstlich als Grenzfluß zwischen der Gran Chaco und dem Staat Santiago und fällt nach einem Laufe von 1260 km unterhalb der Stadt Santa Fé rechts in den Paraná. Einer seiner Mündungsarme heißt Saladilla grande. Das Wasser des R. ist salzig. Er ist bis Matará, 480 m ^[richtig: km] weit, von Dampfern befahren worden. - 2) Fluß in der Provinz Buenos Ayres der Argentinischen Republik, entsteht in mehreren kleinen Lagunen, hat in seinem untern Lauf mit einigen Salzseen Verbindung und mündet in die Bai von Samborombon. An seiner Mündung liegt eine Barre, und er ist nur für die kleinsten Küstenfahrer zugänglich. - 3) Fluß im südamerikan. Staat Chile, entsteht auf dem Westabhang der Kordilleren und mündet bei Chañaral (26° 20' südl. Br.) in den Stillen Ozean. In seinem untern Laufe versiegt er, und nur nach außergewöhnlichem Regen erreicht er das Meer. - 4) Nebenfluß des Rio Grande do Norte, mündet im mexikan. Staat Tamaulipas, unterhalb Guerrero. - 5) (Rio nuevo Salado) s. San Juan.

Riot act (engl., spr. rei-et äckt), Aufruhrakte (s. d.).

Rio Tinto (Minas de R.), Bergwerksort in der span. Provinz Huelva, am Südabhang der Sierra Aracena in der Nähe des gleichnamigen Flusses gelegen, mit Huelva durch Eisenbahn verbunden, hat (1878) 4963 Einw. und altberühmte, unerschöpfliche Kupferminen, welche bei fortwährend steigender Ausbeute in den letzten Jahren über ½ Mill. metr. Ton. kupferhaltigen Schwefelkieses, hauptsächlich zur Ausfuhr, ergaben. Auch bestehen Hüttenwerke zur Erzeugung von Zementkupfer (jährl. über 20,000 metr. T.).

Rio Volta (Amu), bedeutender Fluß in Nordwestafrika, entsteht aus der Vereinigung der im Konggebirge entspringenden Schwarzen, Roten u. Weißen