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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Roß und Cromarty; Roßwein; Roßwerk; Rost

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Roß und Cromarty - Rost

("Hufeisen und R.", Kiel 1865) gesammelt hat, leiten den Eindruck von dem Roßhuf eines siegreichen Heerführers, Heiligen, Verfolgten oder dem Teufel her. Am häufigsten wird der Reiter als Karl d. Gr. bezeichnet, und an mehreren Orten werden in der Nähe der Roßtrappensteine Roßtrappenquellen gezeigt, welche heiliges oder heilendes Wasser spenden und, wie die Hippokrene am Helikon, in der Hufspur auf Karls Gebet entsprungen sein sollen. Dahin gehören die Heilquellen zu Aachen, der Glisborn bei Gudensberg, der Bullerborn (Baldersbrunn?) bei Altenbeken, der Königsborn bei Stadtbergen, der Baldersbrunnen bei Roeskilde (Seeland) u. v. a. Manchmal tritt an Stelle von Karl d. Gr. oder Balder auch ein berittener Heiliger, wie zu Heilsbronn, wo der Esel des heil. Wilibald die Heilquelle aufscharrte, und zu Heilsberg in Thüringen, wo sich sogar an der Kirchenthür das Hufeisen angenagelt befand, welches das Pferd des heil. Bonifacius abwarf, als es die dortige Heilquelle aufscharrte. Vgl. Hufeisen.

Roß und Cromarty, Grafschaft im nördlichen Schottland, zwischen der Nordsee und der Minch genannten Straße des Atlantischen Ozeans, welche den festländischen Teil der Grafschaft von der zu derselben gehörigen Insel Lewis trennt, umfaßt eigentlich zwei Grafschaften: Roß und das aus zahlreichen Parzellen bestehende Cromarty (s. d.), und hat ein Areal von 8272 qkm (150,2 QM.) und (1881) 78,547 Einw. Im O. schneiden der Moray, Cromarty und Dornoch Firth tief ins Land ein und bilden die ziemlich ebenen und fruchtbaren Halbinseln Black Isle und Easter Roß. Der Rest der Grafschaft besteht aus rauhem, fast nur zur Schafzucht geeignetem Gebirgsland, mit tiefen Thälern und zahlreichen Seen, welches nach W., wo die fjordartigen Lochs Broom, Ewe, Gair und Torridon tief in die Küste eindringen, steil abfällt. Die höchsten Berge sind der Ben Vaish oder Wyvis (1036 m), dicht beim Cromarty Firth, Ben Dearig (1082 m) und der Sleugach oder Slioch (1219 m) im Innern des Landes. Der größte Bergsee ist Loch Maree, und die bedeutendsten Flüsse sind der Oykill und Canon. Unter den zahlreichen Wasserfällen ist der von Glomach (107 m hoch) der berühmteste. An der Westküste herrschen Gneis und kambrischer Schiefer, im Innern silurische Schiefer, im O. alter roter Sandstein vor; Eisen kommt vor, wird aber nicht ausgebeutet. Von der gesamten Oberfläche sind nur 5 Proz. unter dem Pflug (Hafer, Weizen, Rüben). Waldungen sind erst in neuerer Zeit mit Erfolg angepflanzt worden. An Vieh zählte man 1887: 293,000 Schafe, 43,501 Rinder. Die Fischerei ist höchst ergiebig. Die Industrie beschränkt sich auf Handstuhlweberei und Strickerei. Die Einwohner sprechen noch großenteils (77 Proz.) keltisch und sind bei aller Armut höchst gastfrei. Nur in Black Isle, wo Jakob VI. englisch sprechende Kolonisten ansiedelte, und in der Hauptstadt Dingwall wird fast ausschließlich englisch gesprochen.

Roßwein, Stadt in der sächs. Kreishauptmannschaft Leipzig, Amtshauptmannschaft Döbeln, an der Freiberger Mulde, Knotenpunkt der Linien Chemnitz-R. und Leipzig-Döbeln-Dresden der Sächsischen Staatsbahn, hat eine große restaurierte evang. Kirche, ein altes Rathaus, ein Amtsgericht, Fabrikation von Blech- und Metallwaren, Strumpf- und Filzwaren, Zigarren-, mechanische Schuhwaren-, Decken- und Stofffabrikation, Wollspinnerei, -Färberei und -Wäscherei und (1885) 6443 fast nur evang. Einwohner. - R. ist sehr alt; schon 1376 war hier die Tuchmacherei zünftig. Die früher hier bestehende höhere Fachschule für Müller wurde 1. Okt. 1887 nach Dippoldiswalde verlegt.

Roßwerk, s. v. w. Göpel.

Rost (Eisenrost), s. Rosten des Eisens.

Rost, in der Botanik eine Krankheit vieler Pflanzen, s. Rostpilze. - Weißer R., s. Cystopus.

Rost (Feurrost), ein aus parallel nebeneinander liegenden Eisenstäben gebildetes horizontal oder schräg liegendes Gitterwerk, auf welchem man die aschenreichen Brennmaterialien verbrennt. Der R. soll eine vollkommene Verbrennung herbeiführen und muß deshalb hinreichend groß sein, um die Brennstoffe in nicht zu dicker Schicht aufnehmen zu können. Bei backenden Steinkohlen rechnet man z. B. 1 qm für je 60 kg, die in einer Stunde verbrannt werden sollen. Die Stimme der Rostspalten wird in der Regel für Steinkohlen zu ⅓, für Holz und Torf zu ⅕-1/7 der ganzen Rostfläche genommen. Sollen die Steinkohlen aber nicht unverbrannt durch den R. fallen, so dürfen die einzelnen Spalten nicht breiter als 5-10 mm sein, und die Stäbe erhalten daher eine Breite von 15-30 mm. Diese Breite reicht für die längsten gußeisernen Roststäbe (bis zu 1½ m) aus, kürzere Stäbe macht man etwa 20 mm breit und läßt dann 6-8 mm Zwischenraum; enger aber darf man die Stäbe für Steinkohlen, die nicht ganz rein sind oder noch Schlacken erzeugen, nicht legen. In allen Fällen ist es besser, möglichst schmale Roststäbe zu nehmen. Bei Braunkohlen, die zu den Ligniten gehören, gibt man 7 mm Zwischenraum; erdige Braunkohlen in Klötzen erhalten gegen 20 mm breite Stäbe und 10-15 mm breite Spalten, erdige staubige Braunkohlen 12 mm breite Stäbe und 4 mm breite Spalten. Die Größe der Rostfläche muß sich nach der zu erzeugenden Dampfmenge und nach dem Brennmaterial richten. Nach Redtenbacher ist die Rostfläche R in QMetern zu nehmen R = N/10 = S/20 = H/250, wenn N die Pferdekraft des Kessels, S die Steinkohlenmenge in Kilogrammen und H die Holzmenge in Kilogrammen ist, weiche pro Stunde auf dem R. verbrannt werden soll. Gewöhnlich benutzt man gußeiserne Roststäbe und gibt ihnen bei überall gleicher Breite in der Mitte eine größere Höhe, so daß die untere Linie in einer Kurve verläuft. Der obern Fläche gibt man bisweilen eine Hohlkehle oder rundliche Furche, in welcher sich etwas Asche sammelt, die als schlechter Wärmeleiter den Stab vor der zu starken Einwirkung der brennenden Kohlen schützt. Wo gußeiserne Roste nicht anwendbar sind, macht man die Stäbe aus Schmiedeeisen und gibt ihnen quadratische Querschnittform von 25-35 mm Seite. Man legt sie flach ein und gibt ihnen auf je 0,6 m eine Unterstützung. Für Lokomotiven und Dampfschiffe werden Roststäbe gewalzt, deren Querschnitt dem der gußeisernen gleicht. Damit sich die Stäbe nicht krumm ziehen, muß man sie täglich wenden; auch ist es notwendig, sie lose auf die Träger zu legen, weil sie sich beim Erhitzen stärker ausdehnen als das Mauerwerk und sich mithin verbiegen, wenn sie keinen Spielraum haben. Bei Schüttelrosten können die untereinander durch eine Zahnstange verbundenen Stäbe pendelartig hin und her bewegt werden, so daß Krusten und Schlacken zerquetscht hindurchfallen. Auch rotierende Roste sind angewandt worden; da sich aber die Bewegungsmechanismen infolge ungleichmäßiger Erhitzung ungleich ausdehnen, so erfordern sie häufige Reparaturen und werden dadurch kostspielig. Die Schwierigkeit der Bedienung großer Rostflächen und der Wunsch nach billiger und rauchfreier Feuerung führten zur Konstruktion schiefer und treppenförmiger Roste. Man benutzt zu denselben gewöhnliche Roststäbe,