Schnellsuche:

Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Robert-Fleury; Robert Guiscard; Roberthin; Roberti

865

Robert-Fleury - Roberti.

anerkannten Musterinstituten, deren Einrichtungen in allen Ländern Nachahmungen fanden. 1865 pachtete R. die Herrschaft Seelowitz und führte nun auch zahlreiche landwirtschaftliche Verbesserungen ein. Er starb 7. Juli 1870.

4) Julius, Sohn des vorigen, geb. 4. Juni 1826 zu Himberg bei Wien, besuchte seit 1844 die technische Hochschule zu Wien und das Laboratorium des k. k. Münzamtes daselbst sowie 1847 das Konservatorium der Künste und Gewerbe in Paris. 1848 übernahm er die Leitung der Seelowitzer Zuckerfabrik und schuf hier das Diffusionsverfahren, welches als der größte Fortschritt der Zuckerfabrikation der neuesten Zeit anzusehen ist und in allen Zucker erzeugenden Ländern Eingang gefunden hat, auch auf andre Industriezweige fruchtbringend zu wirken beginnt. Seit 1870 widmete sich R. hauptsächlich der Landwirtschaft und dem weitern Ausbau der vom Vater angebahnten Ameliorationen; auch fungierte er seit dem Tode des Vaters als Vizepräsident der Prager Eisenindustriegesellschaft. Er starb 9. Febr. 1888 in Seelowitz.

5) Emmerich, Schauspieler, geb. 21. Mai 1847 zu Pest, sollte sich der Jurisprudenz widmen, wandte sich aber dem Schauspiel zu und betrat, nachdem er den Unterricht Lewinskys genossen, im September 1865 die Bühne zuerst in Zürich. Am 1. Mai 1866 trat R. bereits in den Verband des Stuttgarter Hoftheaters, gastierte im August 1867 im Berliner Schauspielhaus und wurde 1868 daselbst lebenslänglich angestellt. Gleichwohl folgte er 1872 einem Ruf Laubes an das Wiener Stadttheater und wurde 1878 lebenslängliches Mitglied des Burgtheaters. R. gehört zu den durch Talent und äußere Mittel anziehenden und durch zahlreiche Gastspiele bekannten Schauspielern in Deutschland. Hamlet, Romeo, Marcus Antonius, Egmont, Mortimer, Karlos, Ferdinand sind seine mit Vorliebe gestielten Rollen.

Robert-Fleury (spr. robbär-flöri), 1) Nicolas, franz. Maler, geb. 8. Aug. 1797 zu Köln, kam früh nach Paris, wo er Schüler von Gros wurde. Dann bildete er sich in Italien weiter und ließ sich 1826 in Paris nieder. Seine durch eindringliche Charakteristik und tiefe Empfindung ausgezeichneten Hauptwerke sind: Szene aus der Bartholomäusnacht (1833), das Religionsgespräch in Poissy 1561 (1840), Jane Shore nach ihrer Verurteilung in London vom Pöbel beschimpft (1850) und Plünderung eines Judenhauses in Venedig im Mittelalter (1855, die letztern drei im Luxembourg-Museum), der Einzug des Königs Chlodwig in Tours und Balduin von Flandern vor Edessa (beide in Versailles). Im Hauptsaal des Handelsgerichts in Paris malte er die Einsetzung der Richter 1563, Verkündigung der Handelsordnung von 1673, Napoleon I. empfängt 1807 das Handelsgesetzbuch und Napoleons III. Besuch im neuen Handelsgericht.

2) Tony, Sohn des vorigen, geb. 1837 zu Paris, war Schüler von Delaroche und Cogniet und hat Historienbilder, Porträte und Genreszenen gemalt, von denen hervorzuheben sind: Warschau am 8. April 1861, eine Greuelszene aus der polnischen Empörung; die alten Frauen von der Piazza Navona in Rom (1867, im Luxembourg), die Danaiden (1873), Charlotte Corday in Caen 1793 (1874), die Einnahme von Korinth (1870, im Luxembourg) und Doktor Pinel, der die Irrsinnigen der Salpétrière von ihren Fesseln befreit (1795).

Robert Guiscard (spr. ghiskar, "Schlaukopf"), Herzog von Apulien und Kalabrien, sechster Sohn Tancreds von Hauteville, geboren um 1015, folgte seinen ältern Brüdern an der Spitze eines Häufleins von Abenteurern nach Italien und zeichnete sich hier so aus, daß ihn die Krieger nach dem Tod seiner Brüder Wilhelm und Humfred mit Übergehung der Kinder des letztern 1056 zum Grafen von Apulien ausriefen. Papst Nikolaus II. bestätigte ihm die Herzogswürde, die er sich beigelegt, und belehnte ihn gegen einen jährlichen Zins und das Versprechen bewaffneten Schutzes mit allen schon eroberten und noch zu erobernden Ländern Unteritaliens. R. eroberte ganz Apulien und Kalabrien, 1071 auch Bari, den letzten Sitz griechischer Herrschaft, während sein Bruder Roger an der Spitze von wenigen hundert normännischen Rittern den Sarazenen Sizilien entriß. Als Gregor VII. 1073 R., der sich weigerte, ihm als Oberlehnsherrn zu huldigen, in den Bann that, unterwarf sich derselbe die unter päpstlichem Schutz stehenden langobardischen Herrschaften in Kampanien und bedrohte selbst Benevent, und Gregor mußte ihn 1081 wieder vom Bann lösen, um an ihm einen Rückhalt gegen Heinrich IV. zu haben. Da aber R. in demselben Jahr einen Kriegszug gegen das griechische Kaiserreich unternahm, auf dem er Alexios Komnenos bei Durazzo besiegte und nach Einnahme dieser Stadt 1082 bis nach Thessalonich in Makedonien vordrang, so konnte er erst 1084 dem von Heinrich IV. in der Engelsburg eingeschlossenen Papst zu Hilfe kommen. R. erstürmte, plünderte und verbrannte Rom und führte Gregor mit sich nach Salerno. Nun nahm er wieder den Kampf gegen Griechenland auf, das sein Sohn Bohemund hatte räumen müssen, und zwar diesmal zur See: er besiegte die griechische und venezianische Flotte bei Korfu und rüstete sich zu einer Fahrt ins Ägeische Meer, als er 17. Juli 1085 auf der Insel Kephalonia starb. Sein Leichnam wurde zu Venusia beigesetzt; in seine Besitzungen teilten sich seine Söhne Bohemund und Roger, von denen ersterer Tarent, letzterer Apulien erhielt. R. bewies sich auch als Beschützer der Wissenschaften, wie er denn die Schule von Salerno stiftete. Vgl. De Blasiis, La insurrezione Pugliese e la conquista Normanna (Neap. 1874, 3 Bde.).

Roberthin, Robert, Dichter des 17. Jahrh., geb. 1600 zu Königsberg i. Pr., studierte die Rechte und lebte als brandenburgischer Rat und Obersekretär bei der Regierung in seiner Vaterstadt; starb 7. April 1648. Seine geistlichen und weltlichen Lieder, welche durch Leichtigkeit und Innigkeit die gelehrte Lyrik der schlesischen Schule übertreffen, ließ er unter dem Namen Berintho erscheinen in H. Alberts "Arien zum Singen und Spielen" (Königsb. 1638). Sie wurden herausgegeben von Österley in Kürschners "Deutscher Nationallitteratur", Bd. 19.

Roberti, Giulio, Komponist, geb. 14. Nov. 1823 zu Barge in Piemont, widmete sich anfangs dem Studium der Rechte, trieb aber daneben eifrig Kompositionsstudien unter Leitung des Turiner Meisters Rossi und schlug 1849, nachdem er mit der Oper "Piero de' Medici" im Theater Carignano zu Turin erfolgreich debütiert hatte, die Musikerlaufbahn ein. Zunächst begab er sich nach Paris, wo er sich durch verschiedene Kompositionen für Kirche und Kammer eine geachtete Stellung erwarb; jedoch entschloß er sich, durch den Mißerfolg seiner zweiten, ebenfalls in Turin (1858) aufgeführten Oper, "Petrarca", verstimmt, der Kunst zu entsagen, und nahm eine Anstellung in einem Pariser Bankhaus an. Eine in seinen Mußestunden komponierte Messe, welche in London einen bedeutenden Erfolg hatte, führte ihn wieder und diesmal endgültig zur Musik zurück; sie