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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Roches, Col des; Rochester; Roche sur Yon, La; Rochette

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Roches, Col des - Rochette.

weise zu leben. Die Nahrung besteht aus Kopffüßern und Fischen; das Weibchen legt lange, gelbliche Eier; das Fleisch ist wenig geachtet, aus der Leber gewinnt man Thran. Zur Familie der Adlerrochen (Myliobatidae), bei welcher die sehr breiten Brustflossen unterbrochen sind, so daß der Kopf weit vortritt, der letztere mit einem flossenähnlichen Anhang und der Schwanz mit einem Stachel versehen ist, vor welchem eine Rückenflosse sitzt, gehört der Meeradler (Meerdrache, Myliobatis Aquila Gthr.), der bis 1,5 m lang und 12 kg, bisweilen aber 200-300 kg schwer werden soll. Er ist oben dunkelbraun, an der Seite etwas heller, unterseits schmutzig weiß und findet sich im Mittelmeer und Atlantischen Ozean. Mit seinem Stachel verwundet er sehr bedenklich, so daß es in Italien verboten ist, Tiere mit Stachel auf den Markt zu bringen. Das Fleisch ist wenig schmackhaft, die Leber gilt als Leckerbissen. Man berichtet von riesigen Arten dieser Familie, die ungeboren eine Länge von 1,5 m erreichen sollen. Bei New York soll ein Tier von 5000 kg Gewicht gefangen worden sein und bei Barbados eins, zu dessen Transport sieben Paar Ochsen nötig waren.

Roches, Col des (spr. koll dä rósch), ein jurassischer Paß, auf der Grenze des Kantons Neuenburg gegen Frankreich, 950 m hoch, führt aus dem Hochthal von Le Locle nach Morteau. Früher überschritt der Weg die Paßhöhe; für den neuen Straßenbau wurden 1858 bis 1871 drei Tunnels hergestellt. Der Bau einer Eisenbahn Locle-Morteau ist längst angeregt.

Rochester (spr. róttschester), 1) Stadt in der engl. Grafschaft Kent, am schiffbaren Medway, über den eine lange steinerne Brücke von elf Bogen und eine eiserne führen, uralter Bischofsitz, hat eine um 600 von Ethelred gegründete, vom 11.-13. Jahrh. neuerbaute, 1873-74 renovierte Kathedrale, mehrere andre Kirchen von altertümlicher Bauart, ein altes Rathaus, eine Kornbörse, lateinische Schule und ein kleines Theater. Auf einer Anhöhe beim Flusse steht das von öffentlichen Anlagen umgebene Schloß, von Bischof Gundulf, einem Gefährten Wilhelms des Eroberers, auf römischer Grundlage erbaut. Sein mächtiger Turm hat 21 m im Quadrat und ist 32 m hoch, ähnlich dem Tower in London und noch wohl erhalten. R., dessen Bevölkerung 1881: 21,307 Seelen betrug, bildet mit der Vorstadt Strood, am linken Ufer des Medway, und Chatham (46,788 Einw.) eine einzige Stadt, die ringsum von Festungswerken umgeben ist. Zum Hafen gehörten 1887: 1037 Schiffe von 55,499 Ton. Gehalt und 37 Fischerboote. Der Wert der Einfuhr betrug 314,200, der der Ausfuhr 34,926 Pfd. Sterl. Auch der Küstenhandel ist bedeutend. R. ist Sitz eines deutschen Konsuls. Der britische Name Rochesters ist Doubris, von den Römern in Durobrivä umgewandelt. Von den Sachsen wurde die Stadt Hrof's Ceaster genannt, nach einem ihrer Heerführer. - 2) Stadt im nordamerikan. Staat New York, auf beiden Seiten des Geneseeflusses, der hier drei Fälle von je 20, 7,5 und 25,6 m Höhe bildet und sich 12 km unterhalb (bei Charlotte) in den Ontariosee ergießt. Der Fluß ist mehrfach überbrückt, und der Eriekanal wird auf 258 m langem Aquädukt über denselben geleitet. R. hat breite Straßen, zahlreiche Schatten spendende Bäume und stattliche öffentliche Gebäude, unter denen die kath. Patrickskirche in gotischem Stil hervorragt. R. hat (1880) 89,366 Einw. Es hat zahlreiche Kornmühlen (Flour city), Maschinenbauwerkstätten und andre Fabriken und betreibt einen lebhaften Handel. Zahlreich sind seine Bildungsanstalten, unter denen die 1850 gegründete Universität der Baptisten, ein theologische Seminar (mit Neanders Bibliothek) und das Athenäum mit großer Bibliothek hervorzuheben sind. Unter seinen mildthätigen Anstalten sind ein Irrenhaus, eine Taubstummenanstalt, ein Asyl für verwahrloste Kinder zu erwähnen. In der Umgegend wird viel Handelsgärtnerei betrieben. R. wurde 1812 gegründet und 1834 mit 10,000 Einw. zur City erhoben. - 3) Stadt im nordamerikan. Staat Minnesota, Grafschaft Olmsted, hat ein Irrenhaus und (1880) 5103 Einw. - 4) Fabrikort im nordamerikan. Staat New Hampshire, am Piscataqua, oberhalb Dover, mit (1880) 5784 Einw.

Rochester (spr. róttschester), John Wilmot, Graf von, engl. Dichter, geb. 10. April 1647 zu Ditchley in Oxfordshire, studierte zu Oxford, machte, nachdem er Magister artium geworden, Reisen durch Italien u. Frankreich u. wurde nach seiner Rückkehr ein Günstling Karls II. Geistreich und witzig, zeichnete er sich, von seiner tapfern Teilnahme an den Feldzügen von 1665 und 1666 abgesehen, nur dadurch aus, daß er einer der frechsten Wüstlinge am damaligen sittenlosen englischen Hof war. Körperlich erschöpft, starb er bereits 26. Juli 1680. R. war ein talentvoller Liederdichter und ein kühner, aber frecher Satiriker, so daß er als letzterer den Leser oft anwidert. Seine Poesien erschienen zuerst London (angeblich Antwerpen) 1680 und wurden später wiederholt aufgelegt. In einem merkwürdigen Gegensatz zu seinem Leben und seinen Dichtungen stehen seine Familienbriefe, in denen er als zärtlicher Gatte und Vater erscheint. Sein Leben beschrieb Burnet (Lond. 1681, neue Ausg. 1876).

Roche sur Yon, La (spr. rosch ssürr ióng, 1815-48 Bourbon-Vendée, 1848-70 Napoléon-Vendée genannt), Hauptstadt des franz. Departements Vendée, am Yon, Knotenpunkt der Eisenbahnlinien zwischen Nantes, Paimboeuf, St.-Gilles, Sables d'Olonne, La Rochelle und Bressuire, besitzt an hervorragenden Gebäuden eine Kirche mit dorischem Peristyl, ein Stadthaus, Präfekturgebäude und Theater. Am Hauptplatz erhebt sich die bronzene Reiterstatue Napoleons I. R. zählt (1886) 8789 Einw., welche Fabrikation von Kerzen, Bier und Hüten, Getreidemühlen und Handel betreiben. Es hat ein Lyceum, eine Lehrer- und Lehrerinnenbildungsanstalt, Bibliothek (12,000 Bände), ein archäologisches Museum, ein Hengstdepot und ist Sitz des Präfekten und eines Assisenhofs. Das ehemalige Schloß R. gehörte mit dem Titel eines Herzogtums dem Haus Bourbon-Conti. Noch 1807 war R. ein Flecken von kaum 800 Einw., ward aber von Napoleon I. zur Departementshauptstadt erhoben und nach einem regelmäßigen Plan ausgebaut.

Rochette (spr. -schett), Raoul, franz. Archäolog und Geschichtschreiber, geb. 9. März 1789 zu St.-Amand (Cher), studierte in Bourges und ward 1811 Professor der Geschichte um kaiserlichen Lyceum zu Paris, 1816 Mitglied der Akademie der Inschriften, 1818 Konservator des Antiken- und Medaillenkabinetts an der königlichen Bibliothek, 1826 Professor der Archäologie bei derselben Anstalt und 1839 beständiger Sekretär der Akademie der schönen Künste. Er machte mehrere Reisen in die Schweiz, nach Italien und Sizilien, Griechenland und Deutschland; starb 5. Juli 1854. Von seinen Werken sind hervorzuheben: "Lettres sur la Suisse, écrites en 1819-21" (Par. 1823; 3. Aufl. 1826, 3 Bde. mit Kupfern); "Histoire de la révolution helvétique en 1797 et en 1803" (das. 1823; deutsch, Stuttg. 1826); "Histoire critique de l'établissement des colonies grecques" (Par. 1815, 4 Bde.); "Monuments inédits d'antiquités figurées