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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Runen; Runenstäbe; Runga; Runge

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Runen – Runge

«Kungarne på Salamis» (Helsingf. 1863), eine Tragödie in antiker Form. 1832‒36 war R. Redacteur des «Helsingfors Morgonblad». Auch als Psalmendichter hat er sich hervorgethan. Seine «Samlede Skrifter» erschienen in mehrern Auflagen. Die meisten Werke R.s wurden ins Deutsche übertragen, die «Epischen Dichtungen, mit Einleitung, Anmerkungen und bibliogr. Anhang» von Eigenbrodt (2 Bde., Halle 1891). – Vgl. E. Peschier, J. L. R., ein schwed.-finn. Dichter (Stuttg. 1881).

Runen, die ältesten Schriftzeichen der Germanen. Ihre Gestalt verrät deutlich, daß sie aus dem lat. Alphabet und zwar aus dem Kapitalalphabet der ältesten Kaiserzeit gebildet sind. (S. Schrift.) Man unterscheidet zwei Arten R., ein längeres und ein kürzeres Alphabet; beide heißen nach den Anfangsrunen Futhark. Jenes, das ältere, besteht aus 24 Buchstaben (f, u, ᚦ [th], a, r, k, g, w; h, n, i, j, eu, p, z, s; t, b, e, m, l, ng, o, d) und war bis zur Mitte des 7. Jahrh. bei fast allen german. Stämmen in Gebrauch; das jüngere bestand aus 16 R. und findet sich nur in Skandinavien bei Inschriften der letzten Jahrhunderte vor Einführung des Christentums. Es wurde später bis auf 27 Buchstaben erweitert und hat sich bis zum Ausgang des Mittelalters erhalten. Die Inschriften, die im ältern Alphabet geschrieben sind, sind für die Geschichte der german. Sprachen von ungemeiner Wichtigkeit. Vom 5. Jahrh. an wurden die R. durch das lat. Alphabet verdrängt, zuerst bei den Südgermanen, dann bei den Engländern, zuletzt bei den nordischen Völkern. Schon Ulfilas schuf sich bei seiner Übersetzung der Bibel ein neues Alphabet mit Hilfe der griech. Buchstaben.

Den einzelnen Zeichen des Futhark hatte man Namen gegeben, die teils aus der Mythologie, teils aus dem Leben genommen waren; so hießen im angelsächs. Runenalphabet f: feoh = Vieh, Reichtum; o: ós = der Gott; t: Tir = der Kriegsgott; l: lagu = das Meer u. dgl. Diese Deutung hängt jedenfalls mit Geheimzeichen einer frühern Periode zusammen, den notae impressae des Tacitus («Germania», Kap. 10), die in Buchenstäbchen eingeritzt wurden (doch waren sie keine Buchstaben, sondern gewannen erst den Buchstabenwert des Anlauts ihres Namens, als die Germanen bei den Römern die Kunst des Schreibens kennen lernten) und zur Prophezeiung dienten, indem der eingeweihte Priester oder Hausvater die mit R. bezeichneten Stäbchen auf ein weißes Tuch streute, unbesehen drei davon aufhob und dann den Willen der Götter verkündete. Als Lehrer dieser Kunst nennen die Eddalieder Odin, den obersten Gott. Wie diese Geheimzeichen gewesen sind, läßt sich nicht sagen; jedenfalls haben sie mit den R. der erhaltenen Inschriften nichts zu thun. Aus ihnen wurde jedoch nicht nur geweissagt, sondern sie galten auch als Zauberzeichen, um mit ihrer Hilfe die Geister zu zwingen, daß sie die Zukunft kündeten. Dabei bediente man sich gewisser Lieder, die R., d. h. geheimes Geflüster, hießen; erst später wurde das Wort auf die Zeichen übertragen.

Die ältesten Runenschriften stammen aus dem 3. und 4. Jahrh.; es sind die Inschriften des Schildbuckels von Thorbjœrg, des Kamms von Vimose und vor allem des 1734 bei Gallehuus unweit Mögeltondern in Schleswig gefundenen goldenen Horns, das einst von Dieben gestohlen und eingeschmolzen wurde und von dem sich jetzt nur noch eine Nachbildung im königl. Museum in Kopenhagen befindet. Runeninschriften wurden im Norden bereits seit dem 16. Jahrh. gesammelt, aber zu ihrer Deutung verschiedene, meist sehr abenteuerliche Systeme ausgesponnen; deshalb haben die ältern Werke über R. nur noch Bedeutung durch das aufgestapelte Material. Was darin für Theorie und Geschichte brauchbar war, hat Brynjulfsen in seinem «Periculum runologicum» (Kopenh. 1823) zusammengestellt und Liljegren in seiner «Run-Lära» (Stockh. 1832) durch Nachträge und durch Berichte über den Inhalt der Inschriften ergänzt. Streng unterscheidend zwischen den verschiedenen Arten von Runenschriften und auf histor. Wege vorwärts dringend, gab der Runenlehre zuerst eine sichere wissenschaftliche Grundlage Wilh. Grimm («Über deutsche R.», Gött. 1821; «Zur Litteratur der R.», Wien 1828). Seitdem ward sie gefördert durch die Arbeiten des Isländers Finn Magnusson, der Engländer Kemble und Stephens, der Dänen Worsaae, Thorsen und L. Wimmer («Runeskriftens Oprindelse og Udvikling i Norden», Kopenh. 1874; stark erweitert u. d. T. «Die Runenschrift», Berl. 1887); ferner durch Aufsätze von Munch und Bugge und die Schrift von Liliencron und Müllenhoff («Zur Runenlehre», Halle 1852), der sich zwei Untersuchungen über das got. Alphabet anschließen, die eine von Kirchhoff (Berl. 1851; neue Aufl. 1854), die andere von Zacher (Lpz. 1855). Über den Gebrauch der R. schrieb Olsen die treffliche Abhandlung «Runerne i den oldislandske Literatur» (Kopenh. 1883). Alles, was über deutsche R. veröffentlicht worden ist, findet sich in dem gründlichen Werke Hennings, «Die deutschen Runendenkmäler» (Straßb. 1889). Um die Kenntnis der nordischen Runeninschriften haben sich namentlich Verdienste erworben Bugge, Wimmer und Jessen. Eine Sammlung der norwegischen R. giebt heraus S. Bugge, «Norges Inskrifter med de œldre Runer» (Krist. 1891 fg.), eine der dänischen L. Wimmer. Einen Überblick über die ältesten Runeninschriften giebt Burg, «Die ältern nordischen Runeninschriften» (Berl. 1885).

Runenstäbe, Stäbchen, in die Runen geritzt waren. Nach ihnen ist der Stabreim benannt. (S. Allitteration und Runen.)

Runga, Dar Runga, Negerreich und Vasallenstaat Wadais in Centralafrika, im mittlern Sudan, zwischen den Ländern Wadai im N. und Dar Banda im S., von dem aus Darfur kommenden Aukadebbe, einem großen rechten Nebenfluß des Schari, von O. nach W. durchströmt und von zahlreichen Zuflüssen desselben bewässert, ist sehr fruchtbar. Die mohammed. Bewohner treiben Viehzucht und führen Elfenbein aus. R. wurde 1873 durch Nachtigal bekannt.

Runge, Otto Philipp, Maler, geb. 1776 zu Wolgast, wandte sich vom Kaufmannsstande weg 1799 nach der Akademie zu Kopenhagen, wo er unter Abildgaards Leitung bis 1801 studierte. Dann ging er nach Dresden, wo er in den Darstellungen der vier Tages-, Jahres- und Lebenszeiten, von Goethe für ein Labyrinth dunkler Beziehungen erklärt, der mystisch-romantischen Richtung seiner Zeit, wie in seinen Ossian-Kompositionen, Ausdruck gab. 1804 begab sich R. nach Hamburg zurück, wo er 2. Dez. 1810 starb. Als Schriftsteller trat er auf mit einer Farbenlehre u. d. T. «Farbenkugel» (Hamb. 1810). Seine hinterlassenen Schriften mannigfaltigen Inhalts erschienen später in zwei Bänden (Hamb. 1840‒41). Ebenso erschienen seine Silhouetten («Ausgeschnittene Blumen und Tiere in Umrissen») erst 1843 (Hamburg).