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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Saint-Claude; Saint-Cloud; Saint Croix; Saint-Cyr; Saint Davids; Saint-Denis

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Saint-Claude - Saint-Denis.

den Detroitfluß (35 km lang) mit dem Eriesee, durch den St. Clair River (80 km lang) mit dem Huronensee in Verbindung. Auf den zahlreichen Inseln desselben hausen Indianer. Der Detroit fließt durch eine wohl angebaute Gegend, bildet aber an seiner Mündung ein sumpfiges Delta, durch welches ein 91 m breiter, 3,6 m tiefer Schiffahrtskanal führt.

Saint-Claude (spr. ssäng-klohd, früher Condat), Arrondissementshauptstadt im franz. Departement Jura, in einem rings von Höhen eingeschlossenen Combenthal des Jura, über dem Zusammenfluß der Vienne und des Tacon, hat eine von dem berühmten Kloster (s. unten) noch erhaltene Kirche (St.-Pierre) und (1886) 7730 Einw., welche sich mit Fabrikation von Kunsttischlerarbeiten und Drechslerwaren (insbesondere Tabaksdosen aus Büffelhorn und Buchsbaum), Steinarbeiten sowie bedeutendem Käsehandel etc. beschäftigen. S. ist Sitz eines Bischofs und hat ein Collège. In der Nähe sind schöne Marmorbrüche. Die Stadt verdankt Ursprung und Namen einem Kloster, das vom heil. Romanus um 430 hier gegründet und nach dem heil. Claudius, einem seiner Äbte, benannt wurde. Es ward 1742 säkularisiert.

Saint-Cloud, 1) (spr. ssäng-kluh) Stadt im franz. Departement Seine-et-Oise, Arrondissement Versailles, auf dem erhöhten linken Ufer der Seine und an der Eisenbahn von Paris nach Versailles gelegen, mit den Ruinen des berühmten Lustschlosses, welches sich durch seine glänzende Einrichtung und seine Kunstwerke auszeichnete, großem Park mit schönen Wasserkünsten und Aussichtspunkten, (1886) 5380 Einw., Wäscherei und großem Jahrmarkt. - S. hieß ehedem Nogent (Novigentium Clodoaldum) und wurde von Chlodowald, der hier nach Ermordung seiner Brüder ein Kloster baute, gegründet. Er schenkte den Ort der Kirche von Paris. Das nachherige Schloß wurde vom Herzog Philipp von Orléans, Bruder Ludwigs XIV., erbaut und später von Marie Antoinette erweitert. 1589 wurde Heinrich III. hier ermordet. In S. stürzte Bonaparte durch den Staatsstreich vom 18. Brumaire (9. und 10. Nov. 1799) das Direktorium und verkündete 18. Mai 1804 das Kaisertum. Hier unterzeichnete Napoleon III. im Juli 1870 die Kriegserklärung an Preußen, und im Krieg selbst, 13. Okt. 1870, überschütteten die Franzosen aus der Festung auf dem Mont Valérien Schloß und Park, wo deutsche Vorposten standen, mit einem solchen Hagel schwerster Geschosse, daß das Gebäude in Flammen aufging und gänzlich zerstört wurde. - 2) (spr. ssent) Stadt im nordamerikan. Staat Minnesota, am Mississippi, 120 km oberhalb St. Paul, der hier die Stromschnelle Sauk Rapids bildet und von einer Eisenbahnbrücke gekreuzt wird, hat ein Lehrerseminar, Holzhandel und (1880) 2462 Einw.

Saint Croix (spr. ssent kreu), 1) Fluß in Nordamerika, entspringt im gleichnamigen See, 117 m ü. M., bildet die Grenze zwischen der britischen Provinz Neubraunschweig und dem Staat Maine und fällt nach einem Laufe von 158 km bei St. Andrews in die Passamaquoddybai. Er ist nur 20 km weit, bis Calais, schiffbar; weiter oberhalb bildet er Wasserfälle. - 2) Fluß in Nordamerika, entspringt in einem kleinen See südwestlich vom Obern See und mündet nach einem Laufe von 270 km unterhalb St. Paul in den Mississippi. Er ist 100 km weit schiffbar.

Saint-Cyr (spr. ssäng-ssihr), Dorf im franz. Departement Seine-et-Oise, Arrondissement Versailles, westlich vom Park von Versailles an der Westbahn gelegen, welche sich hier in die Linien nach Chartres und Dreux teilt, hat (1881) 2712 Einw. Hier gründete Ludwig XIV. auf Ansuchen der Frau v. Maintenon ein Fräuleinstift (Maison de S.). Später wurde dasselbe in ein Militärhospital verwandelt, und 1808 verlegte Napoleon I. die Militärschule von Fontainebleau dahin, welche zur Ausbildung von Offizieren der Infanterie und Kavallerie dient und ca. 800 Zöglinge zählt. In der Kapelle findet sich das Grabmal der Frau v. Maintenon. Westlich von S. wurde in neuester Zeit ein starkes Fort errichtet.

Saint-Cyr (spr. ssäng-ssihr), Laurent, Graf Gouvion, Marschall von Frankreich, geb. 16. April 1764 zu Toul, war erst Miniaturmaler und ging 1782 nach Rom, um sich in seiner Kunst zu vervollkommnen, trat jedoch beim Anfang der Revolution in französische Kriegsdienste, wurde 1794 Divisionsgeneral und befehligte teils in Holland, teils in Italien. Zwar mußte er 1799 seiner republikanischen Gesinnung wegen seine Stelle niederlegen, doch gab ihm bald darauf Napoleon I. eine Division in Italien, dann in Deutschland, ernannte ihn 1801 zum Staatsrat und zum Gesandten in Spanien und 1803 zum Obergeneral der französischen Okkupationsarmee in Neapel, 1804 zum Generalobersten der Kürassiere, 1805 zum Großoffizier der Ehrenlegion. Er erhielt darauf unter Masséna ein Kommando in Oberitalien, leitete die Einschließung von Venedig, besetzte 1806 Neapel, wohnte den Feldzügen in Preußen und Polen bei, war 1807 Gouverneur in Warschau, befehligte seit November 1808 das 7. Armeekorps in Katalonien, mußte aber infolge der erfolglosen Belagerung von Gerona sein Kommando abgeben und ward erst bei Beginn des russischen Feldzugs 1812 aufs neue angestellt. Er focht an der Spitze des 9. Armeekorps gegen Wittgenstein an der Düna, zeichnete sich bei Polozk aus und ward dafür zum Marschall ernannt. 1813 kommandierte er das 14. Armeekorps bei Dresden, war dann Gouverneur daselbst, kapitulierte 11. Nov. 1813 mit der Besatzung von Dresden und ward mit der Garnison kriegsgefangen nach Ungarn abgeführt. Nach Napoleons Fall nach Paris zurückgekehrt, ward er zum Pair von Frankreich und Kommandeur des St. Ludwigsordens ernannt. Bei Napoleons Rückkehr versuchte er die Besatzung von Orléans dem König zu erhalten, rettete sich aber kaum vor der Wut der Soldaten. Nach der zweiten Restauration ward er Kriegsminister, dann Staatsrat, 1815 Gouverneur von Straßburg, 1816 Großkreuz des Ludwigsordens, 1817 Marine- und bald darauf wieder Kriegsminister. Da er die Änderung des Wahlgesetzes mißbilligte, legte er 1819 das Amt nochmals nieder und starb 17. März 1830 auf einer der Hyèrischen Inseln, wo er seine Gesundheit wiederherstellen wollte. Er schrieb: "Mémoires du maréchal S." (Par. 1821-31, 9 Bde.). Vgl. Gay de Vernon, Vie du maréchal Gouvion S. (Par. 1857).

Saint Davids (spr. ssent dēwids), das alte Menapia, Dorf in Pembrokeshire (Südwales), an der St. Bridesbai, Sitz eines Bischofs, hat eine Kathedrale (93,5 m lang, 37,7 m breit, mit 38 m hohem Turm), sonst nur ärmliche Häuser, Mineralquellen und (1881) 2083 Einw. S. ist Sitz eines deutschen Konsuls.

Saint-Denis (spr. ssäng-dönih), 1) Arrondissementshauptstadt im franz. Departement Seine, 9 km nördlich von Paris, liegt rechts an der Seine und am gleichnamigen Kanal, der den Ourcqkanal mit der Seine verbindet, ist Station der Nordbahn, welche sich hier nach Creil, Beauvais und Pontoise verzweigt, und steht außerdem durch zwei Tramwaylinien mit Paris in Verbindung. Das hervorragendste Bauwerk von S. ist die Abteikirche (die Begräbnisstätte