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                    Samenröhrchen – Sammet
                
	Samenträger (Placenta), die Partien des Fruchtknotens, an welchen die Samenknospen und 
	später die Samen (s. d.) sitzen. Sie stehen am Rande oder in der Mitte der einzelnen Fruchtblätter, oder bilden ein 
	Mittelsäulchen (columella).
 
	Samenwechsel, der Wechsel des zur Aussaat bestimmten Samens; er muß eintreten, wenn ein Kulturgewächs auf nicht 
	passendem Boden und in einem ungünstigen Klima durch steten Wiederanbau des gewonnenen Saatgutes seine wertvollen Eigenschaften verloren hat. Man 
	bezieht den Samen alsdann aus solchen Gegenden, in denen die betreffende Pflanze in befriedigender Weise gedeiht. Die Mehrkosten beim Ankauf des 
	fremden Saatgutes lohnen sich fast stets durch bedeutende Mehrerträge. Der S. muß von Zeit zu Zeit wiederholt werden. Sind die äußern 
	Wachstumsbedingungen (Boden und Klima) dem Kulturgewächs zusagende, so ist ein regelmäßiger S. unnötig; durch sorgfältige Herrichtung des 
	selbstgeernteten Saatgutes wird dann ein dauernd hoher Ertrag in Quantität und Qualität weit mehr gesichert als durch S.
 
	Samhāra, schmale sandige Küstenebene zwischen der Nordspitze Abessiniens und dem Roten Meere, zur ital. 
	Kolonie Erythräa gehörig, hat viele Lavahügel und in den Thälern nur zur Regenzeit Wasserläufe; sie wird von den nomadisierenden Schoho, einem Stamme 
	der Bedscha, bewohnt.
 
	Sämisch, Edwin Theodor, Augenarzt, geb. 30. Sept. 1833 zu Luckau in der Niederlausitz, studierte in Berlin und Würzburg Medizin, 
	war mehrere Jahre Assistent an der Pagenstecherschen Augenheilanstalt zu Wiesbaden und habilitierte sich 1862 als Privatdocent für Augenheilkunde an der 
	Universität zu Bonn. 1867 wurde er hier außerord., 1873 ord. Professor der Ophthalmologie und Direktor der Universitätsaugenklinik. Die Augenheilkunde 
	verdankt ihm eine Reihe vortrefflicher Arbeiten. Er schrieb: «Klinische Beobachtungen aus der Augenheilanstalt in Wiesbaden» (mit Pagenstecher; 2 Hefte, 
	Wiesb. 1861–62), «Beiträge zur normalen und pathol. Anatomie des Auges» (Lpz. 1862), «Das ulcus corneae serpens 
	und seine Therapie» (Bonn 1870). Mit Alfred Graefe redigierte er das gemeinschaftlich mit einer größern Zahl von Fachgenossen herausgegebene «Handbuch 
	der gesamten Augenheilkunde» (7 Bde., Lpz. 1874–80).
 
	Sâm-jeli, Wind, s. Samûm.
 
	Samland, Halbinsel im ostpreuß. Reg.-Bez. Königsberg, südlich vom Frischen Haff und dem Pregel, östlich von der Deime, nördlich 
	vom Kurischen Haff, der Kurischen Nehrung und der Ostsee und westlich von dieser allein begrenzt, bildet ein fast regelmäßiges Viereck, dessen Winkelpunkte 
	in Labiau, Tapiau, Fischhausen und Brüsterort liegen; es ist 75 km lang, etwa 30 km breit und bedeckt  ↔  2250 qkm. Der größte Teil ist Ebene; 
	doch finden sich auf dem westl. Teil zusammenhängende Höhenzüge, Sandhügel, die im Galtgarben eine Höhe von 110 m und im Großen Hausenberg 90 m 
	erreichen. Das wichtigste Produkt ist der Bernstein. (S. Bernsteinindustrie.) Das ehemalige 
	Bistum S. wurde 1243 zugleich mit denen von Culm, Ermland und Pomesanien von Papst Innocenz IV. begründet und 
	dem Erzbistum Riga unterstellt; es grenzte im W. an die Nordsee, im S. an den Pregel, im O. an Litauen, im N. an den Niemen. Sitz des Bischofs war 
	Fischhausen (s. d.). Der Bischof Georg von Polentz trat 1523 der Reformation bei, das Land wurde dem Herzogtum Preußen einverleibt. – 
	Vgl. Reusch, Sagen des preußischen S. (3. Aufl., Königsb. 1863); Gebauer, Wegweiser durch S. (8. Aufl., ebd. 1891); Bötticher, Die Bau- und Kunstdenkmäler 
	der Provinz Ostpreußen, Heft 1: Das S. (ebd. 1891); Hensel, S. Ein Wegweiser (ebd. 1894).
 
	Sammăel, im jüd. Midrasch ein böser Engel, der wie Satan darauf ausgeht, die Menschen zu schädigen und bei 
	Gott zu verklagen. Auch als Oberhaupt der Teufel erscheint er. Aus S. entstand der Samiel der deutschen Sage.
 
	Sammelkonten, Kollektivkonten, s. Hauptbuch (Bd. 8, S. 876a).
 
	Sammelringe, bei Wechselstrommaschinen die Schleifringe, welche die Enden der Wicklung bilden und auf der Achse angebracht 
	sind; von ihnen nehmen die Bürsten den Strom ab.
 
	Sammeltypen, in der Paläozoologie solche Tierformen, die die Charaktere verschiedener Tierklassen oder Ordnungen späterer Zeit 
	in sich vereinigen. So zeigen die Labyrinthodonten (s. d.) in ihrem Bau Eigenschaften von Fischen, Amphibien und Reptilien. Bei den 
	Tillodonten (s. d.) finden sich im Skelett Anklänge an Raub- und Huftiere, während das Gebiß dem der lebenden Nagetiere ähnlich war. 
	Die Toxodonten (s. d.) verraten in der Beschaffenheit ihres Schädels und Gebisses Beziehungen zu Huftieren, Nagern und Zahnarmen 
	u.s.w. Solche S. sind die Ausgangspunkte verschiedener späterer Ordnungen, indem bei ihren Nachkommen die einen oder die andern jener Charaktere sich 
	vorteilhafter als die übrigen erweisen und sich, gewissermaßen auf Kosten dieser, einseitig weiter entwickelten.
 
	Sammelwort, soviel wie Kollektivum, s. Nomen.
 
	Sammet (franz. velours; engl. veIvet), Gewebe mit 
	leinwandbindigem oder geköpertem Grund und auf der rechten Seite angebrachter, durch kurze, aufrecht stehende Fäden gebildeter Haardecke. (Näheres 
	hierüber s. Weberei.) Beim echten S. wird diese Decke, Poil, 
	Pol oder Flor genannt, dadurch hervorgebracht, daß eine besondere Kette 
	(Polkette) ins Grundgewebe eingewebt ist, aus welcher beim Weben kleine Schlingen oder Schleifen 
	(Noppen) gebildet werden, die man entweder aufschneidet (gerissener S.) oder 
	nicht (ungerissener, gezogener S., 
	Halbsammet). Ursprünglich bestand der echte S. stets aus Seide; jetzt verwendet man hierzu auch Kammgarn 
	(Wollsammet). Beim gerippten S. 
	(Rips, s. d.) stehen die
Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 253.