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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Sankt Pilt - Sankt Vincent, Kap.

insel (Wassilij-Ostrow) und der Admiralitätsseite. Deutsche und holländische Schiffbauer und Handwerker jeder Branche wurden ins Land gezogen, und kaum 50 Jahre nach ihrer Gründung zählte die Hauptstadt bereits 80,000 Einw. Die folgenden Herrscher standen dem Gründer an Eifer und Energie hinsichtlich der Verschönerung der neuen Stadt nicht nach. Zu Ende des 18. Jahrh. hatte die Einwohnerzahl schon 200,000 überschritten und vermehrte sich unter der Regierung Alexanders I., dem S. die Austrocknung der Sümpfe um die Stadt verdankt, um das Doppelte. Der erste Schienenweg nach der alten Hauptstadt Moskau ward unter Nikolaus I. gelegt und damit S. auch dem Innern des Reichs genähert. Vgl. Reimers, S. am Ende seines ersten Jahrhunderts (Petersb. 1805, 2 Bde.); Kohl, P. in Bildern und Skizzen (2. Aufl., Dresd. 1845-46, 3 Bde.); Bastin, Guide du voyageur à St-Pétersbourg (Petersb. 1866); Hafferberg, S. in seiner Vergangenheit und Gegenwart (das. 1866); Bädeker, West- und Mittelrußland (Leipz. 1883); W. Stieda, S. sonst und jetzt ("Nordische Rundschau" 1884).

Sankt Pilt, Stadt im deutschen Bezirk Oberelsaß, Kreis Rappoltsweiler, an den Vogesen und der Eisenbahn Straßburg-Basel, hat eine kath. Pfarrkirche, Weinbau und (1885) 1852 Einw. Dabei die Ruine Königsburg.

Sankt Pölten, Stadt in Niederösterreich, am Traisenfluß und an der Westlichen Staatsbahn, an welche sich hier die Linien nach Leobersdorf, nach Tulln und Krems anschließen, ist Sitz eines Bischofs, einer Bezirkshauptmannschaft, eines Kreisgerichts, einer Finanzbezirksdirektion und eines Revierbergamtes, hat eine 1030 gegründete, zu Anfang des 18. Jahrh. im Barockstil restaurierte Domkirche, ein Theater, eine theologische Lehranstalt mit Alumnat, ein Realgymnasium, eine Lehrerbildungsanstalt, eine Militärunterrealschule, eine Erziehungsanstalt der Englischen Fräulein, ein Taubstummeninstitut, ein Eisenhammerwerk, eine Waffenfabrik, Baumwollspinnerei, Papierfabrik (in der nächsten Umgebung), Kunstmühlen, Bierbrauerei, eine Gasanstalt, lebhaften Handel, eine bedeutende Sparkasse, Pfandleihanstalt und (1880) 10,015 Einw. Die Stadt hieß anfänglich Traisma ad St. Hippolytum (nach einem Kloster), woraus später S. wurde. Vgl. Kerschbaumer, Geschichte des Bistums S. (Wien 1875-76, 2 Bde.).

Sankt Thomas, 1) dänisch-westind. Insel, eine der Jungferninseln, 86 qkm (1,57 QM.) groß mit (1880) 14,389 Bewohnern, bis 474 m hoch, vulkanischer Natur und ohne allen Wald. Das Klima gilt für ungesund; Erdbeben sind häufig. Die Produkte reichen für den eignen Bedarf nicht aus. Die Zuckerplantagen sind seit Aufhebung der Sklaverei (1847) eingegangen. Wichtig ist jetzt die Insel nur als Kreuzungspunkt vieler Dampferlinien und als einer der Hauptstapelplätze Westindiens. 1883 liefen 1579 Schiffe ein, aber die Einfuhr betrug nur 2,516,820 Dollar (1863 noch 6,848,559 Doll.). Der Hafen der Hauptstadt Charlotte-Amalia (12,000 Einw.) ist zu jeder Zeit leicht zugänglich. S. befindet sich seit 1671 mit kurzen Unterbrechungen (1801-1802, 1807-15) im Besitz der Dänen; die Privilegien der ehemaligen Kopenhagener Westindischen Kompanie wurden 1755 aufgehoben. Ein Kaufvertrag, der 1867 mit der Regierung der Vereinigten Staaten von Nordamerika abgeschlossen wurde, ist vom Kongreß nicht genehmigt worden. - 2) (São Thomé) Portug. Insel im Guineabusen an der Westküste Afrikas, 929 qkm (15 QM.) groß mit (1878) 18,266 Einw. (darunter 850 Weiße, zur Hälfte Deportierte, im übrigen Neger), ist gebirgig, gut bewässert, hat ein sehr ungesundes Klima und produziert hauptsächlich Kaffee (jährlich 20,000 Ztr.) und Kakao, dann Pfeffer, Zimt, Indigo, Mais, Maniok u. a. Die Insel wurde 1485 zuerst von João de Paiva kolonisiert; 1534 wurde ein Bischofsitz daselbst errichtet. Die gleichnamige Hauptstadt an der Nordostküste, überragt von der Feste São Sebastião (seit 1566), hat 3000 Einw., ist Sitz des Gouverneurs für S. und Principe, wird von einer portugiesischen Dampferlinie berührt und ist mit Porto novo und Gabun durch ein Kabel verbunden.

Sankt Thomasherz, eine Art Nuß, s. Entada.

Sankt Tönis, Flecken im preuß. Regierungsbezirk Düsseldorf, Kreis Kempen, an der Eisenbahn Viersen-Süchteln, hat eine kath. Kirche, bedeutende Samt- und Seidenwarenfabrikation, Bierbrauerei, Dampfmahl- und Ölmühlen und (1885) 7449 Einw.

Sankt Valentin, Dorf in Niederösterreich, Bezirkshauptmannschaft Amstetten, an der Erla, mit (1880) 1100 Einw., wichtiger Knotenpunkt der Staatsbahnlinien Wien-Salzburg und Budweis-Pontafel.

Sankt Veit, 1) Stadt in Kärnten, im Glanthal an der Staatsbahnlinie St. Michael-Villach gelegen, ehemals (bis 1518) Hauptstadt des Herzogtums Kärnten, Sitz einer Bezirkshauptmannschaft und eines Bezirksgerichts, mit alten Mauern, gotischer Pfarrkirche, Konvent der Barmherzigen Brüder, Schulschwesterninstitut, Hopfenbau, Bleiweiß- und Zündhölzchenfabrikation, bedeutenden Pferdemärkten, Eisenhandel, einer Sparkasse und (1880) 3080 Einw. In der Umgebung viele alte Burgen, darunter das trefflich erhaltene Schloß Hoch-Osterwitz. - 2) (Ober- und Unter-S.) Dorf in der niederösterreich. Bezirkshauptmannschaft Sechshaus, 6 km westlich von Wien, am Wienfluß, mit Wien durch die Eisenbahnlinie Praterstern-Hütteldorf und durch Dampftramway verbunden, hat ein Schloß des Erzbischofs von Wien, zahlreiche Villen, Fabrikation von Druckwaren, Seife und Parfümerien, Leder, Wagen etc. und (1880) 4899 Einw. - 3) S. am Flaum, Stadt, s. Fiume.

Sankt Vincent, 1) eine der Kapverdischen Inseln, 207 qkm groß mit (1879) 3297 Einw., mit dem Hafen Porto Grande, der bereits von 15 Dampfergesellschaften angelaufen wird, um sich hier aus den großen Niederlagen mit Kohle zu versorgen, ist Sitz eines deutschen Konsuls. S. ist Zwischenstation für das unterseeische Kabel von Lissabon nach Pernambuco. - 2) Antilleninsel, s. Saint Vincent.

Sankt Vincent-Golf, großer Einschnitt der Südküste der Kolonie Südaustralien, durch die Yorkehalbinsel vom Spencergolf getrennt. Mit der vorliegenden großen Känguruhinsel werden die Investigatorstraße (von W. her) und die Backstairspassage (von O.) gebildet. Die Ufer im nördlichen Teil sind niedrig und sumpfig (auch bei Port Adelaide, dem Haupthafen), im südlichen steil und felsig. Der Golf wurde 1802 von Flinders im Schiff Investigator entdeckt und untersucht.

Sankt Vincent, Kap (portug. Cabo de São Vicente, im Altertum Promontorium sacrum oder magnum), die äußerste Südwestspitze Portugals (Algarve) und ganz Europas, unter 37° 3' nördl. Br. und 9° westl. L. v. Gr., eine nackte Felsenzunge am Atlantischen Ozean, von zerrissenen, über 65 m hohen Felsenwänden eingefaßt. Der äußerste Vorsprung trägt ein im 14. Jahrh. gegründetes, jetzt verfallenes Kloster. 4 km südöstlich vom Kap springt die Land-^[folgende Seite]