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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Scherrahmen - Scherzer.

"1870-71. Vier Bücher deutscher Geschichte" (Leipz. 1878, 2 Bde.; 2. Aufl. 1880); "Das rote Quartal" (das. 1882); "Vom Zürichberg", Skizzen (das. 1882); "Porkeles und Porkelessa" (Stuttg. 1882, 3. Aufl. 1886); "Haidekraut", neue Skizzen (Teschen 1883); "Neues Historienbuch" (Leipz. 1884); "Gestalten und Geschichten" (Stuttg. 1885); "Die Nihilisten" (3. Aufl., Leipz. 1885); "Letzte Gänge" (Stuttg. 1887). S. war ein vorzugsweise der eigentümlichen darstellenden und räsonierenden Weise Th. Carlyles nachgearteter Schriftsteller, von blitzender Lebendigkeit, begeistert oder maßlos in seinen Abneigungen, von schneidiger Schärfe und gelegentlich körnigster Grobheit, in seinen letztern Schriften jedoch allzu sehr der Kopist seiner eignen Manier. Ein Teil seiner Erzählungen erschien gesammelt als "Novellenbuch" (Leipz. 1873-77, 10 Bde.).

Scherrahmen (Schermühle), s. Weben.

Scherres, Karl, Maler, geb. 31. März 1833 zu Königsberg i. Pr., bildete sich seit 1849 auf der dortigen Akademie zum Landschaftsmaler aus, unternahm 1853 mit seinem Lehrer Behrendsen eine Studienreise nach dem Rhein, der Schweiz und Oberitalien und malte zunächst einige Bilder nach dort gesammelten Motiven. 1859 siedelte er nach Danzig über, und hier malte er bis 1866 eine Reihe von fein empfundenen frischen Bildern: nach Sonnenuntergang an einem Sumpf, Abend am Rand eines Eichenwaldes, Mittag auf der Höhe, bei Schneegestöber im Dorf, Waldhütte in der Dämmerung, Artushof (Staffage von Stryowski). 1866 ging er nach Königsberg, 1867 nach Berlin und wurde 1868 Lehrer an der Zeichenschule des Vereins der Künstlerinnen daselbst und 1878 Professor. Sein Hauptbild: Überschwemmung in Ostpreußen, besitzt die Berliner Nationalgalerie. Die Motive zu seinen melancholisch gestimmten Landschaften, in welchen das Wasser eine Hauptrolle spielt, sind meist der Mark Brandenburg entnommen.

Scherschel (Cherchell), befestigte Hafenstadt in Algerien, Provinz Algier, am Mittelländischen Meer, mit (1884) 7401 Einw., darunter 1500 Franzosen. Dabei die Trümmer des alten Julia Caesarea, der römischen Hauptstadt von Mauretanien. Der alte römische Binnenhafen wurde 1843 wieder benutzbar gemacht.

Scherte, s. Cicuta.

Schertlin von Burtenbach, s. Schärtlin.

Scherweiler, Dorf im deutschen Bezirk Unterelsaß, Kreis Schlettstadt, an der Scher und der Eisenbahn Schlettstadt-Zabern, hat Pappe- und Papierfabrikation, Woll- und Baumwollweberei, vorzüglichen Weinbau und (1885) 2494 meist kath. Einwohner. Dabei die Burgruinen Ramstein und Ortenburg.

Scherwolle, die beim Scheren des Tuches abfallende Wolle, dient zur Darstellung von Samttapeten und Samtpapier, auch zum Filtrieren von Wasser.

Scherz kommt mit dem Spott (s. d.) darin überein, daß er den andern lächerlich macht, jedoch ohne ihn, wie dieser, verächtlich zu machen.

Scherz, Johann Georg, elsäss. Gelehrter, geb. 28. März 1678 zu Straßburg, studierte seit 1696 daselbst Philosophie und Rechtswissenschaft, machte dann eine wissenschaftliche Reise nach Deutschland und wurde 1700 Privatdozent an der Universität, bald nachher Kanonikus am St. Thomasstift in Straßburg und 1710 ordentlicher Professor der Rechtswissenschaft an der Universität daselbst. Er starb 1. April 1754. Sein Hauptwerk ist das berühmte "Glossarium germanicum medii aevi", ein deutscher Sprachschatz (hrsg. von Oberlin 1781-82, 2 Bde.); auch gab er Schilters bekannten "Teutonicarum antiquitatum Thesaurus" heraus.

Scherzándo (Scherzoso, ital., spr. sker-), musikal. Vortragsbezeichnung, s. v. w. scherzend.

Scherzen, das Spielen des Wildes untereinander auch das Umherwerfen von Moos und Erde, welches die Hirsche aus Mutwillen bisweilen vollführen.

Scherzer, Karl von, Reisender und geographisch-statistischer Schriftsteller, geb. 1. Mai 1821 zu Wien, ging in seiner Jugend mit der Absicht um, in Wien eine litterarisch-artistische Anstalt zu begründen, und arbeitete zu diesem Behuf in verschiedenen der größten Druckereien. Als er aber 1842 zur Ausführung des Plans schreiten wollte, versagte ihm die Regierung wegen seiner politischen Grundsätze die Erlaubnis. Seit 1850 bereiste er aus Gesundheitsrücksichten das südliche Frankreich und Italien und entwarf dann mit Moritz Wagner den Plan zu einer wissenschaftlichen Reise nach Amerika, welche ihn wiederholt in die Vereinigten Staaten, aber auch nach Westindien und Mittelamerika führte. Die Ergebnisse dieser Reisen sind in den Werken: "Reisen in Nordamerika" (mit Wagner, Leipz. 1854, 3 Bde.), "Die Republik Costarica" (das. 1856), "Wanderungen durch die mittelamerikanischen Freistaaten Nicaragua, Honduras und San Salvador" (Braunschw. 1857) niedergelegt. Auf Einladung des Erzherzogs Ferdinand Max nahm S. darauf an der Novara-Expedition (1857-59) als Leiter der wissenschaftlichen Kommission teil, was ihm Gelegenheit verschaffte, Brasilien, das Kapland, Indien, die Nikobaren, Singapur, Java, Manila, China, Australien, Neuseeland, Tahiti, Chile, Peru und den Isthmus von Panama aus eigner Anschauung kennen zu lernen. Scherzers Aufzeichnungen bildeten die Grundlage für den "Beschreibenden Teil der Reise der österreichischen Fregatte Novara um die Erde in den Jahren 1857-59" (Wien 1861-62, 3 Bde.; Volksausgabe, das. 1864, 5. Aufl. 1876); auch brachte er zuerst größere Mengen von Kokablättern nach Deutschland, in welchen das Kokain entdeckt wurde. Darauf lebte er auf Wunsch des Erzherzogs Ferdinand Max in Triest, mit der Ausarbeitung des von ihm gesammelten wissenschaftlichen Materials beschäftigt, später in Wien, wo er den "Statistisch-kommerziellen Teil der Novara-Expedition" (Wien 1864, 2 Bde.; 2. Aufl., Leipz. 1867) herausgab. Außerdem veröffentlichte er: "Aus dem Natur- und Völkerleben im tropischen Amerika" (Leipz. 1864). Der Kaiser hatte S. bei der Rückkehr von der Weltfahrt in den erblichen Ritterstand erhoben und ernannte ihn 1866 zum Ministerialrat im Handelsministerium, wo S. der Abteilung für Handelsstatistik und volkswirtschaftliche Publizistik vorstand. Im Januar 1869 begleitete er die österreichische Expedition nach Ostasien (Siam, China, Japan), deren Ergebnisse er in den "Fachmännischen Berichten" (Stuttg. 1872) niederlegte, war 1872-75 Generalkonsul in Smyrna, wo er eine Monographie über Smyrna (Wien 1873) veröffentlichte, sodann 1875-78 in London, wo er dem Kronprinzen Rudolf auf dessen Reise durch Großbritannien als wissenschaftlicher Führer diente und sein Werk "Weltindustrien" (Stuttg. 1880) schrieb, und bekleidete von 1878 bis 1884 das Generalkonsulat in Leipzig. Er schrieb dort "Das wirtschaftliche Leben der Völker" (Leipz. 1886) und begab sich dann aus Gesundheitsrücksichten nach Genua, wo er seit September 1884 als österreichisch-ungarischer Generalkonsul thätig ist. Außer zahlreichen in den Sitzungsberichten der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften in Wien veröffentlichten Arbeiten hat S. auch ein spanisches Manuskript vom Dominikaner F. Ximenez: "Las historias del origen de los Indios