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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Scherzo; Scheschuppe; Scheßlitz; Scheuer; Scheuerkraut; Scheuern; Scheune; Scheunenkauz; Scheuren; Scheurenberg

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Scherzo - Scheurenberg.

de esta provincia de Guatemala" (Wien 1857), herausgegeben.

Scherzo (ital., spr. skérzo, "Scherz"), Bezeichnung eines launigen, meist schnell bewegten, rhythmisch und harmonisch pikanten, fein phrasierten, daher delikat vorzutragenden Satzes, der seit Beethoven meist zwischen den langsamen Satz und das Finale (Rondo) oder (neuerdings häufig) zwischen den ersten und den langsamen Satz der Sonate, Symphonie etc. eingeschoben ist, an Stelle des früher (bei Haydn und Mozart) üblichen Menuetts. Der Name S. ist indes viel älter und kommt wie Capriccio sowohl für weltliche Lieder (schon im 16. Jahrh.) als auch für Instrumentalstücke (im 17. Jahrh.) vor. In der dritten Partita J. S. Bachs steht ein aus zwei Reprisen bestehendes Klavierstück, welches "S." betitelt ist, und auch J. Haydn und Mozart haben in ihrer Kammermusik unter dem herkömmlichen Titel "Menuett" schon Scherzi geliefert, insofern beide Meister von dem für das Menuett charakteristischen Rhythmus vielfach abwichen; dennoch ist erst Beethoven als Erfinder des S. zu betrachten. Er war nicht allein der erste, welcher überall, wo er nicht ein wirkliches Menuett gab, sich prinzipiell des Titels S. bediente, sondern er erweiterte auch die überkommene Form extensiv und intensiv in einer bis dahin kaum geahnten Weise. Seit Mendelssohn und Gade haben sich auch der 2/4- und 6/8-Takt neben dem bis dahin vom Menuett übernommenen ¾-Takt das Bürgerrecht für das S. errungen. Ersterer hat diese Gattung von Musikstücken durch sein berühmtes S. im "Sommernachtstraum" sogar zu selbständiger Bedeutung erhoben. Während das S. als Sonatensatz meist die Tanzform festhält (zwei achttaktige Reprisen, ein ebenso langes Trio, sodann Wiederholung des S.), ist die Form des selbständigen S. (Mendelssohn, Chopin, Schumann etc.) ganz frei (vgl. Capriccio).

Scheschuppe (Szeszupa), linker Nebenfluß der Memel in Ostpreußen, entspringt in Polen, fließt hauptsächlich in nordwestlicher Richtung, bildet auf eine große Strecke die Grenze gegen Rußland und mündet oberhalb Ragnit.

Scheßlitz, Stadt im bayr. Regierungsbezirk Oberfranken, Bezirksamt Bamberg I, an der Eller, 315 m ü. M., hat eine Krankenanstalt, ein Amtsgericht und (1885) 1329 Einw. Unweit die Burgruine Giech, gegenüber die Wallfahrtskirche Gügel.

Scheuer, s. v. w. Scheune (s. d.).

Scheuerkraut, s. Equisetum.

Scheuern (Bergnassau), Flecken im preuß. Regierungsbezirk Wiesbaden, Unterlahnkreis, an der Lahn, Nassau (s. d. 1, S. 1021) gegenüber, hat eine große Idiotenanstalt, Glanzgarnfabrikation, Bergbau auf Silber und Blei und (1885) 655 Einw.

Scheune (Scheuer, Stadel), Gebäude, in welchem Futter und Stroh oder Getreidegarben aufbewahrt und letztere auch ausgedroschen werden. Früher spielten sie allerwärts eine große Rolle, heutzutage wird die Frucht größtenteils auf dem Feld schon bei der Ernte ausgedroschen (Dampfdreschmaschine) oder doch in große Haufen (Feime) gesetzt, um gelegentlich gedroschen zu werden. Nur in Lagen und Klimaten mit viel Regen bewahrt man die ganze Ernte unter Dach und Fach; Futter und Stroh wird fast nur noch in Feimen aufbewahrt, soweit es nicht über Stallungen (Heuböden) kommt. In Gebirgsgegenden bringt man auch die Viehställe in den Scheunen an. Jede S. besteht aus zwei Hauptteilen, von denen der eine (Banse, Fach, Tasse) den eigentlichen Aufbewahrungsraum darstellt, der andre (Tenne, Schranne) als Auffahrt für die Wagen beim Abladen sowie zum Ausdreschen dient. Oft richtet man auch die Tenne zum Durchfahren ein; in der Regel wird sie in der Mitte der S. angebracht und links und rechts mit Bretterwand eingefaßt. Früher wurden die Scheunen mit starkem, viel Raum in Anspruch nehmendem Balkengerüst eingerichtet; neuerdings liebt man die leichten Konstruktionen mit eisernen Säulen und Trägern, so daß die Bansen fast freie Räume darstellen. Manche Scheunen versieht man auch mit gedielten Böden in den Etagen und läßt dann in diesen Öffnungen zum Herauf- und Herunterreichen der Garben. Ventilationsschlöte sind auch vielfach verwendet worden. Der Boden der Banse wird gepflastert oder mit gutem Lehmestrich überzogen; auf denselben kommt eine Lage Stroh und darauf die erste Garbenreihe mit den Ähren nach oben, damit nicht die Bodenfeuchtigkeit die Körner verderbe. Die Tennen müssen mit festem Lehmestrich ausgekleidet oder gebohlt werden, wenn auf denselben gedroschen werden soll; sie sind Längstennen oder Quertennen und dann in der Regel zu mehreren in einer S. vorhanden. Letzteres hat den Vorzug, daß sich die Früchte besser getrennt aufbewahren lassen, und daß in Abteilungen gedroschen werden kann; die erstern aber müssen oft der Lage des Gebäudes wegen gewählt werden. Der Feuersgefahr halber isoliert man gern die S. an einer Seite des Gehöfts (dem herrschenden Wind entgegen) oder in einem besondern Scheunenhof und hat jedenfalls für gute Brandmauern zu sorgen. In manchen Scheunen sind auch stehende Dreschmaschinen, Häckselschneider etc. angebracht. - Ein Kubikfuß Scheunenraum ist durchschnittlich erforderlich für 2-2,5 kg Garbengewicht und für 1,5-2 kg aufgebundenes Stroh. Der Dachraum ist jedoch nur zu zwei Dritteln seines Kubikraums in Rechnung zu ziehen.

Scheunenkauz, s. Eulen, S. 906.

Scheuren, Kaspar, Maler, geb. 22. Aug. 1810 zu Aachen, bildete sich erst im Atelier seines Vaters, eines Miniaturmalers und Gemälderestaurators, sodann von 1829 bis 1835 auf der Akademie zu Düsseldorf zum Landschaftsmaler. Aus der Verschmelzung der Eindrücke, welche seine Studienreisen nach Holland, München, Tirol, Oberitalien auf ihn machten, mit den Einwirkungen, die Lessings und Schirmers Vorbilder und namentlich die Lektüre Walter Scotts auf ihn ausgeübt hatten, erwuchs seine eigentümliche romantisch-phantastische Kunstweise. In den meisten seiner Bilder behandelte er die durch Sagen und Geschichte berühmten Gegenden des Rheins. Er hat seine Kompositionen sowohl radiert als ganz besonders in Aquarellen ausgeführt, welche durch Farbendruck vervielfältigt wurden. Schon zu Ende der 30er Jahre gab er die Landschaftsmalerei in Öl auf und schuf ein neues Genre allegorisch geschmückter, fein gezeichneter und anmutig kolorierter Ansichten, Illustrationen, Widmungs- und Erinnerungsblätter, in welchem Landschaft, Figuren und Ornamentik in phantasiereicher Weise vereinigt sind. Seine Hauptwerke dieser Gattung sind: das Album der Burg Stolzenfels, das Album von Venedig, 25 Aquarelle aus der Sage und Geschichte des Rheins (Museum zu Köln). 1856 erhielt er den Professortitel. Er starb 12. Juni 1887 in Düsseldorf.

Scheurenberg, Joseph, Maler, geb. 7. Sept. 1846 zu Düsseldorf, wo er von 1862 bis 1867 die Kunstakademie besuchte und später Privatschüler von Wilhelm Sohn wurde. Nachdem er sich durch Studienreisen nach Belgien, Holland und Italien weitergebil-^[folgende Seite]