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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Schnierlach - Schnitzergrün.

teils in höchst bedrängten Verhältnissen, und starb 11. April 1853 in München. S. war ein liebenswürdiger, volkstümlicher Lyriker und Romanzendichter, von dessen anmutigen, sinnlich-warmen und formschönen "Gedichten" (2. Aufl., Karlsr. 1846; neue Ausg., Freiburg 1854) eine Anzahl bleibenden Wert hat. Auch ein "Badisches Sagenbuch" (Karlsr. 1846, 2 Bde.) gab er heraus.

Schnierlach (franz. La Poutroye), Kantonshauptstadt im deutschen Bezirk Oberelsaß, Kreis Rappoltsweiler, am Beschbach, in den Vogesen und an der Kaisersberger Thaleisenbahn, hat eine kath. Kirche, ein Amtsgericht, Baumwollspinnerei, mechanische Weberei, Holzstoff-, Käse- und Kirschwasserfabrikation, eine eisenhaltige Quelle und (1885) 2303 Einw.

Schnin, Stadt, s. Znin.

Schnirkelschnecke, s. Weinbergschnecke.

Schnitt, s. Buchbinden, S. 545.

Schnittlauch, s. Lauch, S. 551.

Schnittling, der blattlose Zweig eines Baums oder Strauchs, der, dicht unter einem Auge durchschnitten, in 2-5 Augen Länge bis zum obersten Auge schräg in den Erdboden gesteckt, hier Wurzel bildet und dann als selbständige Pflanze weiterlebt.

Schnittzwiebel, s. Lauch, S. 551.

Schnitzeljagd, Jagdreiten, bei welchem die Fährte des Wildes durch Papierschnitzel markiert wird von einem Reiter ("Fuchs"), der selbst die Rolle des jagdbaren Tiers übernimmt. Vorauseilende Reiter ("Hunde"), gewöhnlich zwei, vertreten die Stelle der Meute und geben die Jagdrichtung an.

Schnitzer, Eduard, unter dem Namen Emin Pascha bekannter Afrikareisender, geb. 28. März 1840 zu Oppeln als Sohn eines jüdischen Kaufmanns, nach dessen Tode die Mutter nach Neiße zog. Auf dem dortigen Gymnasium vorgebildet, studierte S. in Breslau, Berlin und Königsberg Medizin, begab sich darauf nach der Türkei, wurde in Antivari Hafen- und Distriktsarzt, machte als Militärarzt eine Expedition nach Syrien und Arabien mit und folgte 1871 einem Ruf des Gouverneurs Ismail Pascha, den er zuerst nach Trapezunt und Erzerum, dann in das Exil und nach Ismail Paschas Wiedereinsetzung in seine Würde nach Janina begleitete, und bei dem er bis zu dessen Tod (1873) verblieb. S. heiratete darauf die Witwe seines Beschützers, eine Griechin. Inzwischen war S. nicht nur des Französischen, Englischen, Italienischen, verschiedener slawischer Idiome, des Türkischen, Arabischen und Persischen vollständig mächtig geworden, er hatte sich auch die orientalischen Sitten und Gebräuche so angeeignet, daß niemand ihm den westeuropäischen Ursprung anmerkte. Nach kurzem Besuch der Heimat 1875 begab sich S. nach Ägypten, folgte 1876 Gordon Pascha in den Sudân, wurde als Emin Efendi zum Chefarzt ernannt, ging mit Gordon zum Ukerewesee und untersuchte den Somerset (Victoria-Nil), fuhr 1877 von Lado über Dufile abermals den Nil hinauf bis Magungo am Mwutansee und begab sich dann über Masindi nach Mruli und zwischen dem Kafurfluß und dem Ibrahim Pascha See durch Unyoro südwärts bis zu Mtesas Residenz Rubagha unweit des Ukerewe. Darauf zum Bei befördert und 1878 zum Gouverneur in den Äquatorialprovinzen ernannt, ging er von Rubagha zum Ukerewesee und über Mruli und Fauvera wieder nach Magungo. In Unyoro erfuhr er, daß der von Stanley entdeckte Beatricegolf nicht, wie jener glaubte, zum Mwutan gehöre, sondern zu einem südlichern Seebecken. 1879 unternahm er eine Reise nach dem vorher noch nie besuchten westlichen Uferland des Mwutan, 1880 besuchte er das Makrakaland. 1881 wurden die Gebiete von Rohl und Amadi, Teile der Niam-Niam-Länder und ganz Monbuttu zu seiner Provinz hinzugefügt, und S. war unermüdlich thätig, diese Gebiete zu organisieren, wie die angrenzenden noch unbekannten Landschaften zu erforschen, als der Aufstand des Mahdi und die Vernichtung der ägyptischen Herrschaft in den nördlich von seiner Provinz gelegenen Bezirken ihn plötzlich völlig von aller Verbindung mit seiner Regierung abschnitt und ihn in eine äußerst gefährdete Lage brachte. Da sich zu derselben Zeit W. Junker (s. d.) und Casati bei S. befanden, so wurde auf Veranlassung des in Petersburg ansässigen Bruders des letztern durch Vermittelung Bastians 1886 der Massaiforscher Fischer an der Spitze einer Expedition abgesandt, um sie zu befreien. Doch war es unmöglich, vom Herrscher von Uganda die Erlaubnis zum Durchzug zu erlangen, und Fischer mußte umkehren. Junker gelangte trotzdem glücklich an die Küste, S. aber blieb auf seinem Posten in Wadelai. Nun organisierte man in England auf Anregung Felkins eine Expedition, an deren Spitze Stanley gestellt wurde, die über Sansibar (zur Anwerbung von Trägern) zum Congo ging. Wohl noch nie war eine so bedeutende und so sorgfältig ausgerüstete Expedition ausgezogen. Stanley hatte unter sich 9 Europäer, 61 Sudanesen, 13 Somal und 620 Sansibariten, führte 50 Esel und außer vortrefflichen Gewehren auch eine Maximkanone mit sich. Auch wußte Stanley den arabischen Händler Tippu-Tip zu gewinnen, der den Posten eines Gouverneurs am obern Congo annahm. Inzwischen war S. durch Junker von Uganda aus reichlich mit Vorräten versorgt worden. Stanley ging in Dampfern des Congostaats den Congo aufwärts bis zum Aruwimi, an welchem aufwärts er nun die Landreise antrat. S. setzte inzwischen seine Erforschungsreisen fort und unternahm eine Expedition zur Untersuchung des Kakibbi, des südlichen Zuflusses des Albert Nyanza; er erklärte auch, als die Nachricht von einer abgesandten Entsatzexpedition bei ihm anlangte, ganz entschieden, seinen Posten nicht verlassen zu wollen und hoffte, die Ordnung in seiner Provinz selbst aufrecht erhalten zu können. Da aber von Stanley bis Ende 1888 keine Nachrichten nach Europa gelangten, auch Berichte von einer Eroberung der Provinz Schnitzers, der inzwischen von der ägyptischen Regierung zum Pascha ernannt worden war, und seiner Gefangennahme durch den Mahdi nach Europa gelangten, so begann man von verschiedenen Seiten Hilfsexpeditionen auszurüsten. Von Amerika brach Leutnant Shufeldt auf, von England sollte eine Expedition unter Leutnant Swaine ausgehen, von Deutschland wollte man eine Vorhut unter Wißmann absenden, während die Leitung der Hauptexpedition Peters übernehmen sollte. In Deutschland wurden Sammlungen zu diesem Zweck überall gemacht. Inzwischen brach in dem von der Deutsch-Ostafrikanischen Gesellschaft in Verwaltung genommenen Küstenstrich ein lange vorbereiteter, von den dortigen arabischen Sklavenhändlern organisierter Aufstand aus, welcher zur Räumung fast sämtlicher Stationen nötigte. Dennoch beschloß man deutscherseits, von der Absendung einer Hilfsexpedition nicht abzustehen, und da Wißmann die Stellung eines Reichskommissars für Ostafrika annahm, so wurde Peters mit der alleinigen Leitung der Expedition betraut. Vgl. "Emin Pascha. Eine Sammlung von Reisebriefen und Berichten" (hrsg. von Schweinfurth und Ratzel, Leipz. 1888).

Schnitzergrün, s. v. w. Chromhydroxyd.