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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Schramhaue - Schratzenlöcher.

Kohle und Gestein mit der Schrämhacke, um erstere dann in größern Stücken gewinnen zu können. Seit 1862 kommen Schrämmaschinen in Anwendung, bei welchen das Schramzeug durch komprimierte Luft oder Wasserdruck betrieben, eine hauende oder schneidende Bewegung macht. Die Schrämmaschine von Carrett, Marshall u. Komp. in Leeds besitzt als Motor eine Wassersäulenmaschine mit fliegendem Cylinder, welche auf einem eisernen Wagen ruht. Obwohl diese Maschinen erhebliche Ersparnisse gewähren und zur Schonung der Arbeiter beitragen, haben sie doch noch keine große Verbreitung gefunden, sie eignen sich auch nur für Flöze von mittlerer Mächtigkeit, mit hartem Schram, gutem Dach und flacher Lagerung; sie bedürfen langer Arbeitsstöße und sind also nur für Strebebau berechnet.

Schramhaue, s. Keilhaue.

Schramm, Anna, Soubrette, geb. 8. April 1840 zu Reichenberg in Böhmen, kam, nachdem sie mehrere Jahre in der Provinz gespielt hatte, 1861 an das Wallner-Theater in Berlin, wo sie neben Helmerding, Reusche u. a. eine Hauptstütze der Berliner Lokalposse wurde, war 1867-70 Mitglied des Friedrich Wilhelmstädtischen Theaters, gab darauf Gastspiele und zog sich 1876 wegen Verheiratung von der Bühne zurück, nahm aber nach einigen Jahren ihre Bühnenthätigkeit wieder auf und ist seit 1888 wieder Mitglied des Wallnertheaters für das Fach der komischen Mütter. Sie glänzte durch eine ungemeine Frische, verbunden mit scharfer Beobachtungsgabe und glücklichem Auffassungsvermögen.

Schrämmaschine, s. Schrämen.

Schrank, ursprünglich ein oblonger, kastenartiger Behälter, welcher in der Kirche zur Aufbewahrung der heiligen Geräte, der Priestergewänder etc. diente und deshalb an der Vorderseite vergittert wurde. Später erhielt der S. Thüren, die mit Malereien verziert waren, und wurde auf vier niedrige Pfosten gesetzt, welche erst in der Renaissancezeit zu gedrehten Füßen ausgebildet wurden. Von der Vergitterung blieb später, als der S. in den profanen Gebrauch übergegangen war, in der Schrankthür eine kleine vergitterte Öffnung übrig, hinter welcher man Heiligenbilder, Reliquien, Prunkstücke u. dgl. zur Schau stellte. Unter dem Einfluß des gotischen Stils wurde der S. architektonisch gegliedert (s. Tafel "Möbel", Fig. 9), und die Füllungen der Thüren wurden mit Schnitzereien verziert, welche dann durch die Renaissance zu größtem Reichtum entwickelt wurden (s. Tafel "Möbel", Fig. 6 u. 10). Der S. der Renaissance blieb auch für die spätere Gestaltung dieses Möbels bis auf die Gegenwart maßgebend. Gegenwärtig wird der Name S. für jedes Aufbewahrungsmöbel gebraucht, dessen Vorderseite mit Thüren geschlossen werden kann (Kleider-, Geld-, Küchen-, Bücher- etc. S.).

Schrank, Franz von Paula, Naturforscher, geb. 21. Aug. 1747 zu Farnbach in Bayern, war anfangs Jesuit, ward nach Aufhebung des Ordens Professor zuerst im Amberg, darauf in Burghausen, dann in Ingolstadt, 1784 geistlicher Rat und Professor der Ökonomie und Botanik zu Landshut, 1809 Professor und Direktor des botanischen Gartens zu München, wo er 23. Dez. 1835 starb. Er schrieb: "Beiträge zur Naturgeschichte" (Leipz. 1776); "Naturhistorische Briefe über Österreich, Salzburg, Passau und Berchtesgaden" (Salzb. 1785, 2 Bde.); "Bayrische Flora" (Münch. 1789, 2 Bde.): "Primitiae florae Salisburgensis" (Frankf. a. M. 1792); "Vom Pflanzenschlaf und von verwandten Erscheinungen bei den Pflanzen" (Ingolst. 1792); "Von den Nebengefäßen der Pflanzen und ihrem Nutzen" (Halle 1794); "Flora Monacensis" (Münch. 1811-18, 8 Bde. mit 400 Tafeln); "Plantae rariores horti academici Monacensis" (das. 1819, 2 Bde. mit 100 Tafeln). Auch als Zoolog war er thätig und schrieb: "Fauna boica" (Nürnb. 1798-1803, 3 Bde.); "Enumeratio insectorum Austriae" (Augsb. 1781) und zahlreiche Abhandlungen über niedere Tiere (Protozoen).

Schranken (der), in Wien das Parkett der Börse (s. d., S. 234 f.).

Schränken, in der Jägersprache das Nebeneinandersetzen der Läufe, abweichend von der geraden Linie (s. Schnüren). Alle Hirscharten und die Sauen s., das männliche Wild und die hoch beschlagenen Tiere jedoch mehr als die andern.

Schranne, in Süddeutschland gebräuchlicher Ausdruck, ursprünglich s. v. w. Schranke, verschränkter Raum (Gerichtsschranne), dann Bank zum Feilhalten (Fleisch-, Brotschranne etc.) oder s. v. w. Tenne, namentlich Getreidemarkt.

Schraplau, Stadt im preuß. Regierungsbezirk Merseburg, Mansfelder Seekreis, an der Waida und der Linie Oberröblingen a. S.-Querfurt der Preußischen Staatsbahn, hat bedeutende Kalksteinbrüche und Kalkbrennerei und (1885) 1919 Einw.

Schrapnells (Granatkartätschen, Kartätschgranaten), von dem englischen Obersten Shrapnel 1803 erfundene Geschosse, die in unvollkommnerer Form schon den deutschen Stückmeistern des 16. Jahrh. bekannt waren. Es sind eiserne Hohlgeschosse, mit 13-17 g schweren Bleikugeln gefüllt, welche, um bei der Rotation des Geschosses ihre Lage nicht zu verändern und dadurch Störungen in der Regelmäßigkeit der Flugbahn hervorzurufen, durch Eingießen von Schwefel oder Kolophonium festgelegt sind. Eine zentrale Höhlung enthält die Sprengladung (Gewehrpulver), welche durch den Zünder vor dem Ziel in der Luft entzündet wird und nur so groß sein soll, daß das Geschoß durch sie zertrümmert wird, die Kugeln und Sprengstücke aber möglichst wenig aus der Flugbahnrichtung fortgetrieben werden. Die Entfernung des Sprengpunktes vom Ziel, Sprengweite (Intervall), soll etwa 50 m betragen, um den Sprengteilen eine genügende Ausbreitung zu geben. Der Abstand des Sprengpunktes vom Erdboden, Sprenghöhe, beträgt je nach der Schußweite und Schußart 3-10 m. Die Herstellung von Zündern mit Brennzeit von 30-40 Sekunden hat ermöglicht, S. auch aus Mörsern zu schießen. Die englischen Segmentgranaten der gezogenen Geschütze sind gewöhnliche Granaten, deren cylindrische Höhlung vom Boden aus, der verschraubbar ist, mit eisernen Ringsegmenten derart gefüllt wird, daß in der Geschoßachse eine cylindrische Kammer zur Aufnahme der Sprengladung frei bleibt. Die Beobachtung des Schrapnellschusses ist eine schwierige. Bei richtiger Anwendung aber kann der Schrapnellschuß, namentlich gegen zerstreut fechtende Truppen, von großer Wirkung sein, weshalb derselbe in neuerer Zeit mit der Vervollkommnung des Zünders eine steigende Verwendung findet.

Schrat (Schretel, Schräzel), in der deutschen Mythologie ein zottiger elbischer Geist, bald Wald-, bald Hausgeist. Vgl. Wilder Mann.

Schratten, s. Karren.

Schrattenfluh, s. Luzerner Alpen.

Schrattenkalk, s. Kreideformation, S. 183.

Schratz, s. Barsch.

Schratzenlöcher (Erdlöcher, Erdställe, Hauslöcher), unterirdische Höhlungen in Ober- und Nie-^[folgende Seite]