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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Schreibmaterialien; Schrein; Schreivögel; Schrenck; Schrenzpapier; Schretel; Schreyer; Schreyvogel; Schriesheim; Schrift

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Schreibmaterialien - Schrift.

schreibmaschine erinnert an einen Zeigertelegraphen, die Zeichen stehen auf einem halbkreisförmigen Bügel, und man stellt einen drehbaren Hebel über das abzudruckende Zeichen. Die Maschinen dieser Art sind weniger leistungsfähig, aber klein, leicht und billig. Bei der S. Westphalia von Brackelsberg in Hagen bewirkt man den Abdruck, indem man mit einem hin- und herbeweglichen Stab in die Zacken einer Tastatur oder eines Typenstabes eingreift. Diese Maschine soll sich wesentlich nur für bestimmte Zwecke eignen, sie gestattet, die Alphabete leicht auszuwechseln und einzelne Buchstaben oder Wörter mit andrer Farbe zu drucken. - Die S. gewährt gegenüber der Handschrift mehrere wesentliche Vorteile: Schnelligkeit, Schönheit und Sauberkeit der Schrift und Benutzbarkeit bei Schreibkrampf und andern Leiden, welche das Schreiben verhindern; selbst Blinde lernen die S. benutzen. Dagegen wird von denen, die sich der S. bedienen, über mancherlei Übelstände geklagt, die aber zum Teil nicht allgemein empfunden werden. Namentlich soll die S. nicht an Orten zu brauchen sein, wo mehrere Personen ruhig arbeiten müssen, auch erweist sie sich wenig vorteilhaft für Tabellen und Rechenarbeiten; endlich sind wenigstens die leistungsfähigsten Maschinen unverhältnismäßig teuer.

Schreibmaterialien, s. Schreibkunst.

Schrein (v. lat. scrinium), ursprünglich Lade, Kasten, dann auch s. v. w. Schrank. Das charakteristische des Schreins bestand darin, daß er geschlossen werden konnte, weshalb man die mittelalterlichen Schnitzaltäre, deren Flügel zugleich als Thüren zum Schutz der mittlern Darstellung diente, Altarschreine nannte. Die Särge der Heiligen und ihrer Reliquienbehälter hießen Heiligen- oder Reliquienschreine. Danach nannte man die Särge im allgemeinen Totenschreine. Daher auch der Name Schreiner für Tischler.

Schreivögel (Clamatores), Unterordnung der Sperlingsvögel (s. d.).

Schrenck, Karl Ignaz Ferdinand Aloys, Freiherr von, bayr. Staatsmann, Sohn des bayrischen Justizministers Sebastian von S., geb. 17. Aug. 1806 zu Wetterfeld, studierte die Rechte, ward 1834 Landgerichtsassessor in Landshut und 1838 Regierungsrat im Ministerium des Innern. 1845 ward er zum Regierungspräsidenten der Pfalz und 1846 an Stelle seines Vaters zum Justiz- und Kultusminister ernannt. Da er im Februar 1847 sich dem Memorandum des Ministeriums gegen Lola Montez anschloß, ward er zum Regierungspräsidenten der Oberpfalz ernannt, allein schon nach wenigen Wochen in sehr ungnädiger Weise in den Ruhestand versetzt. 1848 war er Mitglied der Frankfurter Nationalversammlung und ward 1849 zum Präsidenten der Regierung von Niederbayern ernannt. Seit 1850 Gesandter am Bundestag zu Frankfurt, ward er 1859 an Stelle Pfordtens zum Ministerpräsidenten und auswärtigen Minister ernannt. S. verfolgte die Triasidee und suchte auch die übrigen Mittelstaaten zu einer gemeinsamen "reindeutschen" Politik zu vereinigen. Aber der immer schärfer sich zuspitzende Gegensatz zwischen Österreich und Preußen trieb S. ganz und gar auf die Seite des erstern und zu einer hartnäckigen Opposition gegen den französischen Handelsvertrag. Zuletzt nötigte ihn im September 1864 ein preußisches Ultimatum zum Aufgeben derselben, zugleich aber auch zum Rücktritt. Im Dezember ging er sodann wieder als Bundestagsgesandter nach Frankfurt, begleitete auch den Bundestag nach Augsburg und führte in dessen letzten Sitzungen, nach Abreise des österreichischen Gesandten, das Präsidium. 1868 war er Mitglied des Zollparlaments, 1870-71 Gesandter in Wien und seit 1872 Präsident der Kammer der Reichsräte. Er starb 10. Sept. 1884 in Wetterfeld.

Schrenzpapier, dünnes Papier von kleinem Format, dient in den bessern Sorten als ganz geringes Druckpapier, sonst zum Verpacken.

Schretel, s. Schrat.

Schreyer, Adolf, Maler, geb. 9. Mai 1828 zu Frankfurt a. M., bildete sich am Städelschen Institut daselbst, dann an den Akademien zu Düsseldorf und München zum Tier- und Landschaftsmaler aus, brachte einige Zeit in Paris zu und ließ sich dann in Frankfurt nieder. Er machte Reisen nach Ungarn, der Walachei, der Türkei, Südrußland, Syrien und Ägypten. Eine Reise nach Algier (1861) gab den Anlaß zu seiner Übersiedelung nach Paris. Seit 1870 lebt er zu Kronberg am Taunus. Seine Gemälde, auf denen er die Darstellung von Pferden und Reitern bevorzugt, zeichnen sich durch eine glänzende, bisweilen freilich etwas flüchtige koloristische Behandlung und durch dramatisches Leben und Energie der Bewegung aus. Hervorzuheben sind: die Schlachten bei Waghäusel, bei Komorn, bei Temesvár, arabischer Vorposten, walachisches Fuhrwerk, Kosakenpferde im Schneegestöber, Artillerieangriff bei Traktir in der Krim, Pferde auf der Pußta etc. S. erhielt die goldenen Medaillen zu Brüssel (1863), Paris (1864, 1865, 1867) sowie die Mitgliedschaft der Akademien von Antwerpen und Rotterdam.

Schreyvogel, Joseph, Dramaturg und Dichter, geb. 27. März 1768 zu Wien, studierte daselbst, privatisierte hierauf in Jena und ward 1802 an Kotzebues Stelle als kaiserlicher Hoftheatersekretär nach Wien berufen, legte aber nach zwei Jahren diese Stelle nieder und gründete ein Kunst- und Industriekontor. Nachdem er 1814 in sein früheres Amt als Hoftheatersekretär zurückgetreten, erwarb er sich große Verdienste um die Hebung des Burgtheaters, besonders durch seine treffliche Bearbeitung spanischer Dramen. Nach Calderon gab er "Das Leben ein Traum" (Wien 1817, 4. Aufl. 1827) und "Don Gutierre, der Arzt seiner Ehre" (das. 1818), nach Moreto "Donna Diana" (das. 1819, 4. Aufl. 1860) heraus. Seine eignen Dichtungen ermangeln des eigentlichen poetischen Geistes. Als Schriftsteller führte S. den Namen Thomas West, auch Karl August West. Seine "Gesammelten Schriften" füllen 4 Bände (Braunschw. 1829), von denen die beiden ersten in 2. Auflage unter dem Titel: "Bilder aus dem Leben" (das. 1836) erschienen. Er starb 28. Juli 1832.

Schriesheim, Flecken im bad. Kreis Mannheim, an der Bergstraße, hat eine evangelische und eine kath. Kirche, Fabrikation von landwirtschaftlichen Maschinen, Essig, Hefe, Malz etc., Wein-, Hopfen-, Kastanien- und Tabaksbau, Weinhandel, viele Mühlen und (1885) 2701 meist evang. Einwohner. Dabei die Ruinen der Strahlenburg.

Schrift (hierzu Beilage: "Schrifttafeln der wichtigsten Sprachen etc."). Den Zweck der S., Mitteilungen in die Ferne zu machen oder ihnen eine lange Dauer zu sichern, erreichen unzivilisierte Völker durch symbolische Geräte, z. B. durch Kerbhölzer für Schuldverschreibungen, durch die Tättowierung, die ebenfalls zur Beurkundung von Schulden, dann zur Volljährigkeitserklärung, zur Verewigung tapferer Thaten und zu noch andern Zwecken dient, u. dgl. Auch in Europa haben sich manche Überreste solcher Gebräuche erhalten. Die Inkas in Peru hatten eine ganz ausgebil-^[folgende Seite]