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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Schrötter; Schrot und Korn; Schrotwage; Schrotwagen; Schruckigsein; Schrumpfniere; Schrunden; Schruns; Schruppstahl; Schtschara; Schtschedrin; Schtschi; Schub; Schubart

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Schrötter (Leop., Ritter von Kristelli) - Schubart (Christian Friedr. Daniel)

Spitze des ostpreuß. Provinzialdepartements und führte nicht nur die Neuorganisation der an Preußen gefallenen poln. Landesteile (Neuostpreußen, Neusüdostpreußen) durch, sondern erwarb sich auch die größten Verdienste um die Reformgesetzgebung Steins, die fast ganz im ostpreuß. Provinzialdepartement unter S.s Leitung ausgearbeitet wurde. Er übte den maßgebendsten Einfluß aus auf die Neugestaltung der Central- und Provinzialverwaltung, speciell auf die Errichtung des Oberpräsidentenamtes und die Reorganisation der Regierungen. Von S. rührt die Schlußredaktion der Städteordnung vom 19. Nov. 1808 her; auch hatte er nach den Anregungen Steins im Herbst 1808 eine vollständige Kreis- und Landgemeindeordnung ausgearbeitet, die in sämtlichen wichtigen Punkten bereits die Gedanken der Kreisordnung von 1872 enthielt. Nach Steins Abgang trat auch S. 1808 aus dem Staatsdienst. 1810 wurde er Mitglied des Geh. Staatsrats, 1814 königl. Kommissar bei der interimistischen Landesrepräsentation. Er starb 30. Juni 1815. – Vgl. E. Meier, Die Reform der Verwaltungsorganisation unter Stein und Hardenberg (Lpz. 1881).

Schrötter, Leop., Ritter von Kristelli, Sohn von Anton S., Arzt und Kliniker, geb. 5. Febr. 1837 zu Graz in Steiermark, studierte in Wien und widmete sich namentlich der Laryngoskopie; 1870 wurde er zum Vorstand der ersten in Wien errichteten Klinik für Kehlkopfkrankheiten, 1875 zum außerord. Professor, 1877 zum Primärarzt im Rudolfspital, 1881 zum Primärarzt im Allgemeinen Krankenhause, 1890 zum ord. Professor und Vorstand der neuerrichteten dritten mediz. Klinik ernannt. S. zählt zu den hervorragendsten Laryngologen und Kennern der Brustkrankheiten; bahnbrechend sind seine Arbeiten über die Behandlung der Kehlkopfverengerungen. Er schrieb: «Die Krankheiten des Herzfleisches» (in von Ziemssens «Handbuch der speciellen Pathologie und Therapie», Bd. 6, 2. Aufl., Lpz. 1876), «Beitrag zur Behandlung der Larynxstenosen» (Wien 1876), «Jahresbericht der Klinik für Laryngoskopie» (ebd. 1871), «Laryngologische Mitteilungen» (ebd. 1875), «Vorlesungen über die Krankheiten des Kehlkopfes, der Luftröhre, der Nase und des Rachens» (Bd. 1, ebd. 1892). Auch ist er Mitherausgeber der «Wiener klinischen Wochenschrift», der «Zeitschrift für klinische Medizin», sowie der «Monatsschrift für Ohrenheilkunde und Kehlkopfkrankheiten ».

Schrot und Korn, ältere Ausdrücke zur Bestimmung des innern Werts einer Münze. Das Schrot (frz. taille) ist das absolute Gewicht der aus mehr oder weniger stark legiertem Gold oder Silber bestehenden Münze (Rauhgewicht), und das Korn (frz. titre, aloi) giebt an, wie viel reines Edelmetall in der Gewichtseinheit des verwendeten Münzmetalls enthalten ist. Als Münzgewicht diente früher fast allgemein die Mark (besonders die Kölnische), und das Schrot einer Münze wurde ausgedrückt durch Angabe der Zahl der Stücke, die aus einer legierten (rauhen) Mark zu prägen waren, das Korn aber durch die Anzahl der Lot Feinsilber oder der Karat Feingold, die in der rauhen Mark enthalten waren (1 Mark = 16 Lot oder 24 Karat). So bestimmte man z. B. den innern Wert des alten Reichsspeciesthalers durch die Regel, er «halte am Schrot 8 Stück und am Korn 14 Lot 4 Grän». Jetzt wird übrigens häufig unter Korn das Gewicht des in der einzelnen Münze enthaltenen Feinmetalls (das Feingewicht) verstanden, während man das Mischungsverhältnis zwischen edlem und unedlem Metall als die Feinheit oder den Feingehalt bezeichnet. (S. Fein und Münze.)

S. u. K. sind auch sinnbildliche Ausdrücke für sittlichen Gehalt, persönliche Charakterwürdigkeit («ein Mann von echtem S. u. K.»).

Schrotwage, soviel wie Bleilot der Maurer (s. Lot).

Schrotwagen oder Blockwagen, Artilleriefahrzeuge von sehr einfacher und fester Konstruktion mit niedrigen Rädern zur Fortschaffung schwerer Geschütze.

Schruckigsein, s. Traberkrankheit.

Schrumpfniere, Granularatrophie der Niere, granulierte Niere, Cirrhose der Niere, eigentümlich verlaufende chronische Entzündung der Niere, durch welche die letztere allmählich verschrumpft und um die Hälfte und noch mehr ihres normalen Volumens verkleinert wird. Die Krankheit, die in der Regel beide Nieren zugleich befällt, bildet entweder das Endstadium der Brightschen Krankheit (s. d.) oder sie tritt von Haus aus als selbständiges Leiden auf, ist meist mit Herzhypertrophie verbunden und führt infolge der vorhandenen Albuminurie teils zu wassersüchtigen Anschwellungen, teils durch Zurückhaltung des Harnstoffs im Blute zu urämischen Erscheinungen (Kopfschmerzen, Erbrechen u. dgl.). Die Behandlung ist nahezu dieselbe wie bei der Brightschen Krankheit.

Schrunden, Rhagaden, s. Geschwür.

Schruns in Montafon, Dorf in der österr. Bezirkshauptmannschaft Bludenz in Vorarlberg, Hauptort des Montafoner Thals (s. Montafon), 14 km von Bludenz, am Einfluß der Litz in die Ill, Sitz eines Bezirksgerichts (563,41 qkm, 7336 E.), hat (1890) 1462 E.; Wollspinnerei, Viehmärkte. S. wird als Sommerfrische besucht.

Schruppstahl, s. Drehstahl.

Schtschara, Nebenfluß des Niemen, s. Schara.

Schtschedrin, Pseudonym, s. Saltykow, Michail.

Schtschi, die aus frischem oder gesäuertem Weißkraut (Sauerkraut) bereitete Kohlsuppe, eins der beliebtesten russ. Gerichte.

Schub, polizeiliche Maßregel, mittels welcher solche Personen, von denen zu erwarten steht, daß sie einer einfachen Weisung, einem Zwangspasse u. dgl. nicht Folge leisten würden, an einen bestimmten Ort mit Zwangsgewalt dirigiert werden. Solche Personen erhalten einen Polizeibeamten oder einen nur zu diesem Zwecke angenommenen Hilfsbeamten (Transporteur) zur Begleitung und werden von diesem zu Wagen oder zu Fuß an den Ort ihrer Bestimmung geschafft und daselbst an die Polizei- oder Gerichtsbehörde abgeliefert. Man bedient sich des S. besonders gegen fremde Bettler und Landstreicher, sowie gegen flüchtig gewordene Verbrecher.

Schubart, Christian Friedr. Daniel, Dichter, geb. 24. März 1739 zu Obersontheim in der schwäb. Grafschaft Limpurg, besuchte das Lyceum zu Nördlingen, dann die Schule in Nürnberg und studierte seit 1758 zu Erlangen Theologie. Ein zügelloses Leben stürzte ihn in Schulden, so daß ihn seine Eltern 1760 nach Aalen zurückriefen, wo sein Vater Diakonus war. S. suchte nun als Hauslehrer und durch Predigen für dortige Geistliche seinen Lebensunterhalt zu verdienen. 1763 wurde er Präceptor in Geißlingen. Musikalisch hochbegabt, wurde er 1769 Musikdirektor und Organist in Ludwigsburg, überließ sich aber immer größern Ausschweifungen; wegen satir. Ausfälle und einer Parodie der Litanei