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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Schwalbenschwanz - Schwämmchen.

zweier Maschinenteile, meist als Führung des einen Teils auf den andern angewandt; Eisenbänder, welche bei Fachwerksbauten zur Verbindung der Balken dienen. S. in der Baukunst, s. Dachfenster.

Schwalbenschwanz (Papilio Machaon L.), Schmetterling aus der Familie der Tagfalter (Diurna), lebt in Europa, auf dem Himalaja und in Japan, spannt bis 8 cm, hat gelbe, schwarz gezeichnete Flügel, auf den schmal geschwänzten Hinterflügeln eine blau bestäubte Außenbinde, zeigt sich einzeln im Mai aus überwinterten Puppen, zahlreicher in zweiter Generation im Juli und August. Das Weibchen legt seine Eier einzeln an Fenchel, Dill, Kümmel, Möhren, die Raupe ist grün mit schwarzen, rotgelb gefleckten Querbinden und stülpt bei der Berührung aus dem Nacken einen roten, gabeligen Wulst von intensivem Geruch hervor. Die grünlichgelbe, gelb gestreifte, etwas rauhe Puppe ist am Rücken gekielt, hat zwei stumpfe Spitzen am Kopf und hängt an einem Zweig in einer Schlinge. Die der zweiten Brut überwintert. Der dem S. ähnliche Segelfalter (P. podalirius L.) ist mehr auf das Hügelland beschränkt, und seine gelbgrüne, rot gepunktete, weiß gestreifte Raupe lebt auf Schwarzdorn.

Schwalbenschwanzornament, ein im anglonormännischen Stil vorkommendes Ornament, in Form von Breitzinnen (s. Figur).

^[Abb.: Schwalbenschwanzornament]

Schwalbenstößer, s. v. w. Sperber.

Schwalbenwurz, s. Asclepias und Cynanchum.

Schwalbenwurzpflanzen, s. Asklepiadeen.

Schwalenberg, ehemals eine Grafschaft, heute ein Amt im Fürstentum Lippe, lag zwischen den Grafschaften Lippe, Schauenburg, Everstein und dem Gebiet der Abtei Korvei. Die Grafen von S. werden zuerst 1043 erwähnt und besaßen Güter in den Gauen Tilithi und Huetigau und am linken Weserufer bei Polle. Schon im 12. Jahrh. erwarben sie die Vogtei über das Bistum Paderborn und die Abtei Korvei. Widekind III. (1113-49) nannte sich 1127 zuerst Graf von S. Während sein jüngerer Sohn, Widekind IV., in Pyrmont eine Nebenlinie stiftete, erwarb des ältern Sohn Widekind V. die Burg Waldeck und führte von da den Grafentitel. Von seinen Neffen führte der älteste, Volkwin IV., die Linie S. fort, der zweite, Adolf, folgte in Waldeck (s. d.). Nachdem 1362 die Linie S. ausgestorben, bemächtigten sich der Bischof von Paderborn und der Graf Simon III. von der Lippe der Grafschaft. Die Grafen von Sternberg, eine Seitenlinie des Schwalenberger Hauses, starben 1418 aus, nachdem ihre Besitzungen schon 1377 durch Kampf an Schauenburg übergegangen waren.

Schwalheim, Badeort in der hess. Provinz Oberhessen, Kreis Friedberg, an der Wetter, unfern Nauheim, hat (1885) 609 Einw. und einen Säuerling von 10° C., der an Kohlensäuregehalt (1648 ccm in 1 Lit.) alle bekannten Säuerlinge Deutschlands übertrifft und besonders bei Skrofulose, Blasenkatarrh und Nierensteinen mit Erfolg gebraucht wird. Auch der Versand des Wassers ist bedeutend.

Schwalk, s. v. w. Ziegenmelker.

Schwall, s. v. w. Dünung.

Schwall, Fisch, s. Rohrkarpfen.

Schwalm, rechter Nebenfluß der Eder, entspringt im Großherzogtum Hessen am Vogelsberg, tritt bald nach dem preußischen Regierungsbezirk Kassel über, fließt anfangs nördlich, dann östlich und nordöstlich und mündet oberhalb Felsberg. Der "Schwälmer Grund" ist schön und fruchtbar, mit reichen Getreidefeldern und stattlichen Herden; die Bewohner (Schwälmer), mit origineller Tracht; gelten für den treuesten Typus althessischen Wesens.

Schwalme (Eulenschwalben, Podarginae Scl.), Unterfamilie der Raken (Coraciadae) aus der Ordnung der Klettervögel, gestreckt gebaute Vögel mit kurzem Hals, breitem, flachem Kopfe, verhältnismäßig kurzen, stumpfen Flügeln, langem Schwanz und Zehen, kräftigem Fuß. Der Schnabel ist groß, platt, an der Wurzel sehr breit, tief gespalten, an der Spitze hakig gebogen, das Gefieder düsterfarbig. Die S. leben in den Waldungen Südasiens und Australiens, auch auf den Inseln. Der Riesenschwalm (Podargus humeralis Vig. et Horsf.), von der Größe einer Krähe, dunkel graubraun mit hellern und dunklern Zeichnungen, Punkten etc., lebt in Neusüdwales, hockt am Tag in tiefem Schlaf auf Bäumen, ist am Abend und in der Nacht sehr munter und gewandt und sucht seine Nahrung nach Art des Spechts. Die Stimme ist laut und unangenehm. Das kleine, flache Nest steht niedrig auf einem Baumast, das Weibchen legt vier weiße Eier, welche von beiden Geschlechtern ausgebrütet werden. Die halberwachsenen Jungen werden von den Alten häufig in Baumhöhlen gebracht. Nach Gould und Verreaux scheint der Riesenschwalm eine Art von Winterschlaf zu halten, jedenfalls zieht er sich bei fühlbarer Kälte zurück und verfällt in eine tiefere Schlafsucht.

Schwamm, s. Hausschwamm.

Schwamm (Schwammgewächs, Blutschwamm), s. Krebs; auch Gliedschwamm, s. Gelenkentzündung, S. 58.

Schwamm, vegetabilischer, s. Luffa.

Schwämmchen (Soor, Aphthae), eine Affektion der Mundschleimhaut, welche von der dort stattfindenden Entwickelung eines pflanzlichen Schmarotzers, eines Pilzes (Oidium albicans, Mycoderma albicans), abhängig ist. Bei Kindern findet man S. nur in den ersten Tagen und Wochen des Lebens, selten im zweiten Monat; bei Erwachsenen erscheinen sie nur in langwierigen, erschöpfenden Krankheiten kurze Zeit vor dem Tod. Eine vernachlässigte Reinigung des Mundes leistet der Entwickelung des Soorpilzes erheblichen Vorschub; daher kommt es, daß die S. besonders in Findelhäusern so außerordentlich häufig sind. Man findet bei den S. auf der innern Fläche der Lippen, auf der Zunge und dem Gaumen weißliche Pünktchen oder einen zarten, reifähnlichen Beschlag, bei hohem Grad selbst käsige und schmierige Massen, deren Aussehen mit geronnener Milch viel Ähnlichkeit hat. Anfänglich lassen sich diese Massen leicht entfernen, später sitzen sie fest auf der Schleimhaut. Vom Mund aus pflanzt sich der Schimmelbelag auf den Schlundkopf und die Speiseröhre fort, gelegentlich ist auch der Kehlkopf betroffen. Die mikroskopisch kleinen Fäden, aus welchen der Soorpilz besteht, liegen oberflächlich in der Schleimhaut, können aber auch in die tiefern Schichten derselben hineinwuchern. Kinder, welche an S. leiden, lassen fast immer erkennen, daß ihnen das Saugen schmerzhaft ist. Auch Kranke, welche an Schwindsucht, Krebs u. dgl. zu Grunde gehen, klagen, wenn sich bei ihnen S. entwickeln, über schmerzhaftes Brennen im Munde. Die S. werden hervorgerufen durch die zahlreich in der äußern Luft oder in säuerlichen Speisen vorhandenen Sporen des hefenähnlichen Pilzes, welche in die Mundhöhle eindringen und sich hier weiter entwickeln. Einen günstigen Boden finden dieselben durch Mundkatarrhe, durch das Verbleiben von Resten schlechter Milch etc., wodurch sich abnorme Zersetzungen bilden,