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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Schwemmkanalsystem - Schwerd.

warenhandlungen und (1885) 13,009 meist evang. Einwohner. Dabei Harkortsche Bergwerke (auf Eisenerz u. Schwefelkies). Unfern der Schwelmer Gesundbrunnen, eine kräftige Eisenquelle mit Badeanstalt.

Schwemmkanalsystem, s. Exkremente, S. 968.

Schwenden, s. Bodenbearbeitung.

Schwendener, Simon, Botaniker, geb. 10. Febr. 1829 zu Buchs im Kanton St. Gallen, studierte in Genf und Zürich, habilitierte sich daselbst 1857 als Dozent für Botanik, 1861 in München, ward 1867 Professor der Botanik und Direktor des botanischen Gartens in Basel, ging 1877 in gleicher Eigenschaft nach Tübingen und 1878 als Professor der physiologischen Botanik nach Berlin. S. hat sich zuerst durch die von ihm begründete neue Flechtentheorie bekannt gemacht, nach welcher die Flechten keine einfachen Wesen, sondern Verbindungen von Algen und auf diesen schmarotzenden Pilzen sind. Später untersuchte er die mechanischen Gesetze über Bau und Entwickelung der Pflanze, indem er die Formentwickelung der Gewächse auf die Fundamentalgesetze der Mechanik zurückzuführen suchte, und es gelang ihm, wenigstens an einem der ausgeprägtesten anatomischen Systeme der Pflanze, an demjenigen, welches die Festigkeit der Organismen bestimmt, darzuthun, daß es durchaus nach den Grundgesetzen der Mechanik aufgebaut ist. Die wichtigsten seiner hierauf bezüglichen Schriften sind: "Über den Bau und das Wachstum des Flechtenthallus" (Zürich 1860); "Untersuchungen über den Flechtenthallus" (Leipz. 1860 bis 1868, 3 Hefte); "Die Algentypen der Flechtengonidien" (Basel 1869); "Die periodischen Erscheinungen der Natur, insbesondere der Pflanzenwelt" (Zür. 1856); "Das mechanische Prinzip im anatomischen Bau der Monokotylen" (Leipz. 1874); "Über die Verschiebung seitlicher Organe durch ihren gegenseitigen Druck. Ein Beitrag zur Lehre von der Blattstellung" (Basel 1874); "Das Mikroskop" (mit Nägeli, 2. Aufl., Leipz. 1877); "Die mechanische Theorie der Blattstellung" (das. 1878); "Die Schutzscheiden und ihre Verstärkungen" (Berl. 1882). In den Veröffentlichungen der königl. preußischen Akademie der Wissenschaften, welcher S. seit 1879 angehört, publizierte er: "Über Bau und Mechanik der Spaltöffnungen" (1881), "Über das Winden der Pflanzen" (1881), "Über Scheitelwachstum der Phanerogamenwurzeln" (1882), "Zur Theorie der Blattstellungen" (1883).

Schweninger, Ernst, Mediziner, geb. 15. Juni 1850 zu Freistadt i. d. Oberpfalz, studierte seit 1866 zu München, ward 1870 Assistent bei Buhl, habilitierte sich 1875 an der Universität für pathologische Anatomie und begann 1879 ausgedehntere praktische ärztliche Thätigkeit. Ihm gelang die völlige Heilung des Reichskanzlers Fürst Bismarck, an dessen Wiederherstellung die tüchtigsten und bewährtesten Ärzte gezweifelt hatten, und infolgedessen wurde er 1884 zum Professor an der Berliner Universität, zum außerordentlichen Mitglied des Gesundheitsamtes und zum Direktor der Abteilung für Hautkrankheiten an der Charitee ernannt. 1886 errichtete er in Heidelberg ein Sanatorium zur Behandlung von Kranken nach seiner Kurmethode (s. Fettsucht). Er veröffentlichte: "Gesammelte Arbeiten" (Berl. 1886).

Schwenkfeld, Kaspar von, Gründer einer protestantischen Sekte, geboren um 1490 zu Ossig bei Liegnitz aus dem altadligen Geschlecht Ossig, studierte unter anderm in Köln, fungierte hierauf als Hofjunker an mehreren Höfen, dann als Rat beim Herzog von Liegnitz, neigte sich seit einem Besuch Wittenbergs 1522 zum Protestantismus hin und that viel für dessen Einführung in Liegnitz. Bald aber stellte er eine eigne Abendmahlslehre auf (1525), predigte das "innere Wort" (1527), zerfiel mit der kirchlichen Christologie und mit Luthers Lehre von der Rechtfertigung, faßte diese als einen religiös-sittlichen Prozeß, sprach in der Weise der Mystiker von "geistlichem Fühlen" der Gnade Gottes und berief sich auf fortwährende göttliche Eingebung. Deshalb 1528 aus seinem Vaterland verbannt, verweilte er 1529-34 zu Straßburg. Dann irrte er unter mannigfaltigen Anfechtungen in Schwaben, wo ihn Herzog Ulrich duldete, sowie am Rhein umher, bis er 10. Dez. 1561 in Ulm starb. Seine eigentümlichen Ansichten finden sich in dem "Bekandtnus und Rechenschaft von den Hauptpunkten des christlichen Glaubens" (1547). Erst nach seinem Tod bildeten seine Anhänger, nach ihm Schwenkfeldianer genannt, in Schlesien abgesonderte Gemeinden. Von den Jesuiten sehr bedrückt, wanderten viele 1725 in die Lausitz, wo Zinzendorf (s. d.) sie für die Brüdergemeinde gewann, andre 1734 nach Maryland und Philadelphia, wo sie noch jetzt fortbestehen und unter eignen Geistlichen mit besondern Bethäusern sich den Ruf der Thätigkeit, Mäßigkeit und Rechtlichkeit erworben haben. Seine Anhänger haben 1563 eine Sammlung seiner Schriften veranstaltet, welche aber nicht vollständig ist. Vgl. Kadelbach, Geschichte Schwenkfelds u. der Schwenkfeldianer (Lauban 1861).

Schwenkung, beim Militär diejenige Evolution eines Truppenkörpers, durch welche er, ohne die Frontstellung aufzugeben, um einen Flügel als Drehpunkt (Pivot) sich bewegt und so eine andre Richtung gewinnt. Man bezeichnet die S. je nach der Seite, wohin sie erfolgt, als Rechts- oder Linksschwenkung.

Schwenningen, Dorf im württemberg. Schwarzwaldkreis, Oberamt Rottweil, am Ursprung des Neckar und an der Linie Plochingen-Villingen der Württembergischen Staatsbahn, hat bedeutende Fabrikation von Uhren, Schuhen, Zündhölzern und Malz, Bierbrauerei, mechanische Werkstätten, Krautbau und -Handel, Kanarienvögel- und Schweinezucht und (1885) 5195 meist evang. Einwohner.

Schwentine, Fluß in Schleswig-Holstein, kommt aus den Plöner Seen, fließt nach NW. durch ein an landschaftlichen Schönheiten reiches Thal und mündet nach 30 km langem Lauf unterhalb Neumühlen in den Kieler Busen.

Schweppermann, Seyfried, Feldhauptmann der Reichsstadt Nürnberg, wird in der Schlacht bei Gammelsdorf (1313) als tapferer Bundesgenosse des Kaisers Ludwig des Bayern erwähnt. Die Sage erzählt noch folgende unverbürgte Anekdote über ihn: Als am Abend des siegreichen Tags von Mühldorf (28. Sept. 1322), den S. durch seine Tapferkeit zu Ludwigs gunsten entschieden, für die fürstliche Tafel nichts als ein Korb voll Eier aufgebracht werden konnte, rief der Kaiser aus: "Jedem ein Ei, dem tapfern S. zwei", welche Worte in das Wappen und in die Grabschrift Schweppermanns zu Burgkastel in der Oberpfalz aufgenommen wurden.

Schwerd, Friedrich Magnus, Astronom und Physiker, geb. 8. März 1792 zu Osthofen bei Worms, seit 1818 bis zu seinem Tod 22. April 1871 Professor der Mathematik am Lyceum zu Speier, schrieb: "Die kleine Speierer Basis, oder Beweis, daß man mit geringem Aufwand an Zeit, Mühe und Kosten durch eine kleine, genau gemessene Linie die Grundlage einer großen Triangulation bestimmen kann" (Speier 1822); "Astronomische Beobachtungen auf