Schnellsuche:

Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

851

Selwa - Semenow.

1842); "Sulla architettura e sulla scoltura in Venezia" (Vened. 1847, sein Hauptwerk). 1850-58 war er Direktor der Akademie der Künste in Venedig, zog sich darauf nach Padua zurück und starb 30. Sept. 1879 in Piacenza. Er schrieb noch: "Storia estetico-critica delle arti del disegno" (Vened. 1852-56, 2 Bde.); "Scritti d'arte" (Flor. 1859); "Arte ed artisti" (Pad. 1863); "L'arte nella vita degli artisti", Künstlernovellen (Flor. 1869); "Il disegno elementare e superiore" (1872) und "Le arti del disegno in Italia" (Mail. 1874 ff.). Auch einen "Guida di Venezia" und "Guida di Padova" gab er heraus.

Selwa, Flecken im russ. Gouvernement Grodno, Kreis Wolkowysk, am Flüßchen Selwjanka, mit 1350 Einw. Vom 25. Juli bis 25. Aug. findet hier eine von Polen, Moskau und St. Petersburg aus stark besuchte Messe statt.

Selz, Kantonshauptstadt im deutschen Bezirk Unterelsaß, Kreis Weißenburg, an der Mündung des Flusses S. in einen Rheinarm und an der Eisenbahn Straßburg-Lauterburg, hat ein Amtsgericht, Orgelbau, Zucker- und Ölfabrikation und (1885) 1772 meist kath. Einwohner. S., früher eine wichtige Römerstation (Saletio), besaß seit dem 10. Jahrh. eine berühmte Abtei und erhielt von Rudolf von Habsburg Stadtrecht. Es gehörte 1409-1789 zur Pfalz.

Sem, ältester Sohn Noahs, wegen seiner Pietät von dem Vater gesegnet, ist nach der mosaischen Überlieferung der Stammvater der Völker des südwestlichen Asien, die daher Semiten heißen. Seine Brüder waren Ham (s. Cham) und Japhet (s. d.).

Semántik (griech.), die griechische Notenschrift s. Griechische Musik, S. 731.

Semaphor (griech., "Zeichenträger"), s. v. w. Telegraph; insbesondere Name der optischen Telegraphen zum Verkehr der Schiffe mit dem Lande, dergleichen zuerst 1862 an der französischen Küste errichtet, 1864 dem allgemeinen öffentlichen Verkehr übergeben und mit dem Telegraphennetz verbunden wurden. Diese Einrichtungen haben weite Verbreitung gefunden, wurden 1873 auch in Deutschland eingeführt und zugleich als meteorologische Stationen und für die Sturmwarnungen benutzt. Ein "Signalbuch", herausgegeben vom Bundeskanzleramt (2. Aufl., Berl. 1884), gibt Anleitung zur Benutzung der internationalen Zeichensprache. Häufig hat man auch die Leuchttürme als Semaphoren benutzt.

Semasiologie (griech., "Bedeutungslehre"), die Lehre von der Bedeutung der Wörter, welche die notwendige Ergänzung zur Phonologie oder Lautlehre (s. d.) bildet, aber in systematischer Weise bis jetzt noch wenig behandelt ist. Vgl. Heerdegen, Untersuchungen zur lateinischen S. (Erlang. 1875-1881, 3 Hefte).

Sembrich, Marcella (eigentlich Paxede Marzelline Kochanski), Sängerin (Koloratursopran), geb. 15. Febr. 1858 zu Wiesnevcyk in Galizien, wurde, da sie frühzeitig auffallende musikalische Begabung zeigte, von dem Klavierlehrer Wilh. Stengel in Lemberg (der sieben Jahre später ihr Gatte wurde) im Klavierspiel ausgebildet, ging nach vier Jahren nach Wien, um sich unter Epstein noch zu vervollkommnen, wurde hier auf ihre vortreffliche Stimme aufmerksam gemacht und nahm bald darauf Gesangunterricht bei Lamperti in Mailand. 1877 debütierte sie in den "Puritanern" auf der italienischen Bühne zu Athen, nahm 1879 in Dresden ihr erstes Engagement, gastierte darauf in Mailand und London und wurde 1880 in London engagiert, von wo aus sie seitdem mit immer wachsendem Erfolg Konzertreisen nach dem Kontinent unternimmt. Frau S. ist auch eine vorzügliche Violinspielerin.

Semecarpus L. fil. (Tintenbaum, Herzfrucht), Gattung aus der Familie der Anakardiaceen, Bäume mit einfachen Blättern, rispenartig angeordneten Blüten und in den fleischig gewordenen Blütenboden eingeschlossenen Früchten. Etwa 20 tropisch asiatische und australische Arten. S. Anacardium L. fil. (ostindischer Tintenbaum, Malakkanußbaum), ein großer Baum mit ziemlich lang gestielten, am Grund etwas herzförmigen, 48 cm langen Blättern, grünlichgelben Blüten und kurz gestielten, herzeiförmigen Früchten, wächst in gebirgigen Gegenden Ostindiens. Die Früchte kommen als ostindische Elefantenläuse (Acajou-, Malakkanüsse) in den Handel und enthalten unter der harten äußern Schale einen schwarzen ätzenden Saft, der als unauslöschliche Tinte, zum Schwarzfärben, als Firnis (Firnis von Silhet) und medizinisch benutzt wird. Die Samenkerne liefern ein fettes Öl (vgl. Anacardium und Kardol).

Semeiographie (griech.), Zeichenschrift; auch Lehre von den musikalischen Zeichen, Notierungskunst.

Semele, in der griech. Mythologie Tochter des Kadmos und der Harmonia in Theben, Geliebte des Zeus. Aus Eifersucht überredete Hera in Gestalt ihrer Amme Beroe die S., den Zeus zu bitten, daß er in derselben Gestalt wie zur Hera zu ihr kommen möge. Zeus, der ihr feierlich die Gewährung einer Bitte zugesagt hatte, erschien hierauf unter Blitz und Donner, und so ward S. verzehrt. Sterbend gebar sie ein Kind, den Dionysos, welchen Zeus in seine Hüfte einnähte und bis zur Reife dort groß zog. S. bedeutet in diesem Mythus vermutlich die durch Frühlingsgewitter befruchtete Erde. Durch ihren Sohn ward sie später aus der Unterwelt als Thyone auf den Olymp versetzt.

Semen (lat.), Same; S. Cinae, Zitwersame; S. Colchici, Zeitlosensame; S. Cydoniae, Quittensame, Quittenkörner; S. Daturae, s. S. Stramonii; S. Foeni graeci, Bockshornsame; S. Hyoscyami, Bilsensame; S. Lini, Leinsame; S. Lycopodii, Lykopodium; S. Myristicae, Muskatnuß; S. Papaveris, Mohnsame; S. Quercus tostum, Eichelkaffee; S. Sinapis, schwarzer Senf; S. Stramonii Daturae, Stechapfelsame; S. Strychni, Krähenaugen, Brechnuß, Strychnossame; andre Samen s. bei Fructus.

Semendria, Stadt, s. Smederewo.

Semeni, Fluß, s. Devol.

Semenow (Ssemjonow), Kreisstadt im russ. Gouvernement Nishnij Nowgorod, am Flusse Sanachta, hat 3 Kirchen, starke Fabrikation von Holzwaren (besonders Holzlöffel) und Rosenkränzen aus Leder, die durchs ganze Reich sowie nach der Türkei und Österreich versandt werden, und (1885) 2900 Einw.

Semenow (Ssemjonow), Peter von, russ. Geograph und Reisender, geb. 1827 als Sohn eines Gutsbesitzers, studierte in Petersburg und Berlin und kehrte nach dreijährigem Aufenthalt in Deutschland, der Schweiz, Italien und Frankreich nach Petersburg zurück, wo er 1856 Bd. 1 von Ritters "Asien" in russischer Sprache herausgab; die übrigen Bände bearbeitete er bis 1880 im Verein mit Grigoriew und Khanikow. S. bereiste 1856-57 das Gebiet des Balchaschsees und des Issi-kul, den Alatau und Thianschan. Zur Erforschung des letztern machte er das Santaschplateau östlich vom Issi-kul zum Ausgangspunkt als erster Europäer, der diesen Punkt erreicht und untersucht hat. S. drang durch diese Gebirgspartien einerseits bis zum Thal des Naryn, des Ober-^[folgende Seite]