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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Sennerei - Sensburg.

Eisengießerei, Maschinenfabrik, Wein- und Getreidehandel und (1881) 1795 Einw.

Sennerei, s. Alpenwirtschaft.

Sennesblätter (Folia Sennae), die Blätter mehrerer Arten von Cassia (s. d.), besonders von C. lenitiva Bisch., C. angustifolia Vahl und C. obovata Coll. (s. Tafel "Arzneipflanzen II"), und zwar nur die Fiederblättchen mit Stücken der Blattspindel, variieren ungemein in der Form, sind hellgrün, von schwachem, eigentümlichem Geruch und unbedeutend schleimigem, dann schwach süßlichem und etwas bitterlich kratzendem Geschmack. Man unterscheidet auf dem Markte die Blätter aus dem obern und östlichen Nilgebiet im weitern Sinn, die aus dem Sudân und die arabischen, welche zum Teil mit den in Indien gebauten als indische S. zusammengefaßt werden. Nach den Hauptstapelplätzen werden diese Sorten gewöhnlich als alexandrinische (Apalto-, Paltsuma), tripolitanische, Mekka- (und Tinnivelly-) S. bezeichnet. Als wirksamen Bestandteil enthalten die S. amorphe Kathartinsäure (Kathartin), ein saures Glykosid, außerdem Kathartomannit, Chrysophansäure etc. Man benutzt die S. als Laxans; da sie aber bei manchen Personen Leibschmerzen verursachen, so behandelt man sie mit Weingeist, um einen harzartigen Stoff, dem jene Wirkung zugeschrieben wird, auszuziehen. Beliebte Präparate sind das Wiener Tränkchen (für Kinder), Senneslatwerge und der St. Germain-Thee (mit entharzten Blättern). Die Früchte der Senna wurden erst im 8. Jahrh. bekannt, die Blätter wahrscheinlich im Anfang des 11. Jahrh.; sie dienen noch jetzt als eins der gebräuchlichsten Abführmittel und besitzen den Vorzug, keine nachfolgende Verstopfung und keine Schwächung der Verdauungsorgane zu erzeugen. Bei entzündlicher Anlage, bei Schwellung der Hämorrhoidalgefäße, Schwangerschaft, Menstruation, Neigung zu Krämpfen oder Kolik sind sie ausgeschlossen. - Deutsche oder falsche S. (Blasensennesblätter), s. Colutea.

Sennheim (franz. Cernay), Kantonshauptstadt im deutschen Bezirk Oberelsaß, Kreis Thann, an der Thur, Knotenpunkt der Eisenbahnen Mülhausen-Wesserling und S.-Masmünster, 276 m ü. M., hat eine evangelische und eine kath. Kirche, ein Amtsgericht, Baumwoll- und Kammgarnspinnerei, Weberei, Färberei und (1885) 4493 meist kath. Einwohner. Im Süden das sagenreiche Ochsenfeld, eine unfruchtbare Kiesebene mit Nadelholzkulturen.

Sennonen, s. Semnonen.

Sennyey, Paul, Baron, ungar. Staatsmann, geb. 24. April 1824 zu Ofen, trat nach beendigten Studien in den Staatsdienst und erhielt 1846 die Stelle eines Honorarhofsekretärs bei der ungarischen Hofkanzlei. Als Mitglied des ungarischen Reichstags 1848 legte er sein Mandat nieder, als Kossuth einen Bruch mit der Dynastie herbeizuführen suchte, der S. jederzeit treu blieb. Auch bemühte er sich eifrig um eine Versöhnung und verfaßte als erster Vizepräsident des Statthaltereirats das Oktoberdiplom von 1861, das für Ungarn nicht in Kraft trat. 1865 zum Tavernikus ernannt, übernahm er die Organisation und Leitung der provisorischen Landesregierung. Mit dem Inslebentreten des Ministeriums Andrássy, 26. Febr. 1867, fand diese Thätigkeit ihren Abschluß; vom Tavernikat trat er 1872, wo er das Mandat eines Reichstagsabgeordneten annahm, zurück. S., "der schwarze Baron" (fekete báró), nach seiner Lieblingstracht so genannt, gehörte als Führer der sogen. Opposition der Rechten zu den glänzendsten Rednern des ungarischen Parlaments. Im Dezember 1884 zum Judex curiae und Präsidenten des Oberhauses ernannt, starb er 3. Jan. 1888.

Senon (franz. Sénonien), s. Kreideformation, S. 183.

Senonen (Senones), Volk in Gallia Lugdunensis, seßhaft an der Yonne, mit der Hauptstadt Agedincum (jetzt Sens). Ein Teil des Volkes wanderte nach Italien aus und nahm dort seinen Wohnsitz in der Landschaft Umbrien, und es waren wahrscheinlich senonische Gallier, welche 390 v. Chr. Rom verbrannten. Später nahmen sie an dem Krieg der Etrusker, Umbrer und Samniter gegen Rom teil, wurden mit diesen 295 bei Sentinum geschlagen und 283 vom Konsul P. Dolabella völlig unterworfen, worauf in ihrem Gebiet die Kolonie Sena Gallica (Sinigaglia) angelegt wurde.

Senones (spr. ssenón), Flecken im franz. Departement Vogesen, Arrondissement St.-Dié, am Rabodeau in einem waldigen Vogesenthal gelegen, an der Bahnlinie Etival-S., mit einer ehemals berühmten Abtei, lebhafter Industrie, Baumwollspinnereien, Leinweberei und (1886) 3936 Einw.

Se non è vero, è ben trovato (ital.), Sprichwort: "Wenn es nicht wahr ist, so ist es doch gut erfunden", angeblich ein Ausspruch des Kardinals Este mit Bezug auf den "Rasenden Roland" Ariosts.

Señor (span., spr. senjor), Herr; Señora, Herrin, Dame; Señorita, junge Dame.

Sens (spr. ssangs), Arrondissementshauptstadt im franz. Departement Yonne, an der Yonne, Knotenpunkt der Eisenbahnen Paris-Montereau-Lyon, Paris-Montargis-S. und Châlons-S., hat eine schöne frühgotische Kathedrale (St.-Etienne) mit drei reichskulptierten Portalen und zwei Türmen an der Fassade sowie mit reicher Schatzkammer, die Officialité (ehemals erzbischöfliches Gerichtshaus) aus dem 13. Jahrh., einen erzbischöflichen Palast aus dem 16. Jahrh., ein Lyceum, ein theologisches Seminar, eine Bibliothek von 12,000 Bänden, ein Archiv, ein Museum mit gallisch-römischen Altertümern, ein Theater und ist Sitz eines Erzbischofs und eines Handelsgerichts. Die Stadt hat Fabrikation von Webwaren, Knöpfen, Schuhwaren, Kerzen, Zündhölzchen, Rasiermessern und Stahlwaren, Handel mit Getreide, Hanf, Wolle etc. und (1886) 12,679 Einw. - S. ist das alte Agedincum, die Hauptstadt der Senonen. Später war es der stark befestigte Hauptort der Grafschaft Sénonais in der Champagne, seit dem 4. Jahrh. Sitz eines Bischofs, dann eines Erzbischofs, welcher seit Theodosius d. Gr. den Titel Primas von Gallien und Germanien führte. Auf der Synode zu 5. wurde 1140 Abälard als Ketzer verurteilt. Die Stadt war 1163-65 Sitz des aus Italien geflüchteten Papstes Alexander III. Vgl. Tarbé, Recherches historique sur la ville de S. (2. Aufl. 1888).

Sens (spr. ssang oder ssangs), Wilhelm von, franz. Architekt, wurde 1177 zum Wiederaufbau der Kathedrale nach Canterbury berufen, welchen er mit der Aufführung der östlichen Teile (bis 1185) begann, und führte dabei den gotischen Baustil in England ein.

Sensal, (ital.), s. v. w. Makler.

Sensarie (ital.), s. Kourtage.

Sensation (lat.), sinnliche Empfindung; Aufsehen; sensationell, aufsehenerregend.

Sensburg, Kreisstadt im preuß. Regierungsbezirk Gumbinnen, zwischen fünf Seen, hat eine evangelische und eine kath. Kirche, eine Präparandenanstalt, ein Amtsgericht, Eisengießerei, Fabrikation landwirtschaftlicher Maschinen, Leinweberei, Gerberei, Flachsbau und (1885) 3558 meist evang. Einwohner.